Kirchheimbolanden Neue Treppe soll Weg in den Schlossgarten erleichtern

Ob’s für die geplante Treppe ein historisches Vorbild gibt, dazu gibt es unterschiedliche Meinungen.
Ob’s für die geplante Treppe ein historisches Vorbild gibt, dazu gibt es unterschiedliche Meinungen.

Sinnvoll oder sinnlos? Die an der Schlossgartenmauer geplante Treppe spaltete den Stadtrat in genau zwei Hälften. Fast. Doch mit der entscheidenden elften Stimme wurde der SPD-Antrag, auf den Bau zu verzichten, hauchdünn zu Fall gebracht.

Noch Mitte des Jahres 2021 habe der Rat bei nur drei Enthaltungen dem Planungsauftrag zum Bau der Treppe zugestimmt, musste sich die SPD-Fraktion von CDU-Sprecher Thomas Edinger vorhalten lassen. Warum gerade jetzt also die „Rolle rückwärts“? Alexander Groth von den Freien Wählern hielt den Sozialdemokraten gar vor, ihr Antrag sei „populistisch“.

Deren Fraktionsvorsitzender Fritz Leber sprach hingegen von einem Lernprozess. Nicht nur, dass die Sache viel Geld koste („und auch Zuschüsse sind Geld“). Es sei vor allem zu fragen: „Wofür brauchen wir diese Treppe eigentlich?“ Zugänge zum Schlossgarten seien ausreichend vorhanden, im Übrigen alle barrierefrei, ein weiterer werde für die Zukunft zwischen Museum und Terrassengarten ins Auge gefasst.

Kosten im sechsstelligen Bereich

Die vor einem Jahrzehnt entstandene Idee, den Komplex aus Orangerie und Stadthalle in der Dr.-Edeltraud-Sießl-Allee über eben jene Treppe mit dem Schlossgarten zu verbinden, hat aus Lebers Sicht ihre Existenzberechtigung verloren: Die Orangerie habe sich etabliert, ohne dass die Treppe vermisst werde. Vielmehr habe, so hieß es im SPD-Antrag, nach der Planungsvergabe im Mai 2021 „eine intensive öffentliche Diskussion hinsichtlich der Sinnhaftigkeit dieser Treppe“ eingesetzt – und das auch vor dem Hintergrund immens gestiegener Kosten bei der Sanierung des Schlossgartenteichs. Seinerzeit waren die Baukosten für die Treppe vorläufig auf 76.000 Euro beziffert worden, plus 58.000 Euro geschätzter Nebenkosten für Honorare, Bauforschung und ähnliches.

Lebers Fraktionskollege Siegfried Groß gab überdies den auf kleinem Raum zu bewältigenden großen Höhenunterschied zu bedenken und sah einen zusätzlichen Gefahrenpunkt im Winter bei Glätte. Thomas Bock (Wir für Kibo) wunderte sich nicht nur über die Bewilligung von 70 Prozent Fördermitteln aus dem Sanierungsprogramm Barockstadt für einen nicht barrierefreien Zugang, sondern wies auch darauf hin, dass im Schlossgarten auch noch ein neuer Weg angelegt werden müsse, um die Treppe zu erschließen. Thomas Mayr, als neues Mitglied der Grünen-Fraktion verpflichtet, argumentierte, dass ältere Menschen die Treppe nicht benutzen würden, während man Jüngeren einen Fußweg zu vorhandenen Eingängen zumuten könne.

Gab es an der Stelle jemals eine Treppe?

Stadtbürgermeister Marc Muchow sah die Treppe als Teil eines direkten Durchgangs vom Baugebiet Schlossgarten zur Stadt hingegen als sinnvoll an. Außerdem bestehe der Wunsch, das nahe der Treppe gelegene Kelterhaus im Park intensiver zu nutzen durch gastronomische Angebote. Alexander Groth fand den Treppenbau zum einen finanziell sinnvoll eingebettet in die ohnehin anstehende Sanierung der Schlossgartenmauer in diesem Bereich und zum anderen als touristische Aufwertung des gesamten Areals bis hin zum Terrassengarten. Thomas Edinger riet dazu, zunächst die Ergebnisse eines städtischen Verkehrskonzeptes abzuwarten, das auch Fußwegeverbindungen unter die Lupe nehmen solle. „Wir haben bisher ja nur die Planung beschlossen“, pflichtete Muchow bei – sollte die Treppe nicht gebraucht werden, könne man immer noch reagieren. Auf den Planungskosten würde die Stadt freilich sitzenbleiben.

Strittig blieb in der Diskussion, ob es an dieser Stelle der Mauer je eine Treppe gegeben hat. Während laut Stadtbürgermeister deren Rekonstruktion Bestandteil der Genehmigung durch die Denkmalbehörde ist, sprachen Leber und Bock von nicht gesicherten Befunden. Am Ende war es die Bürgermeister-Stimme, die zum Zünglein an der Waage wurde: Mit 10:11 Stimmen scheiterte der SPD-Antrag.

x