Donnersbergkreis Mohr der Mann des Tages

Kirchheimbolanden. Christian Mohr, 28 Jahre, Standardspezialist. Weiß hier jeder, aber dies bewies der Abwehrdirigent des FV Rockenhausen am Freitagabend aufs Neue. Zwei direkte Freistoßtore kürten ihn zum „Man of the Match“: Das Traditionsderby bei Bezirksliga-Absteiger SG Kirchheimbolanden/Orbis gewann sein FVR verdient mit 4:2 (1:0). Bevor eine Rote Karte die SG aus der Bahn warf, bestrafte Mohr zwei Stellungsfehler gnadenlos. Knapp 220 Zuschauer sahen ein insgesamt schwaches Derby.

Er konnte es nicht unterdrücken. Christian Mohr musste einfach schmunzeln. Ganz frech. Schweißnass und platt stand er auf der Tartanbahn des Jakob-Enders-Stadions. Angestrahlt vom grellen Flutlicht, ein ungläubiges Lächeln aufgesetzt. Die Arme stemmte Mohr in die Hüften, sein leuchtend gelbes Trikot klebte. Der 28-Jährige, damit der älteste Spieler des jungen FV Rockenhausen, wunderte sich über das Glück, über den Zufall. Vielleicht hatte er es vorige Woche gerochen: Im Derby in Kirchheimbolanden können Standards das Geheimnis zum Erfolg sein. „Wir haben am Mittwoch extra Freistöße trainiert. Und es waren genau die Positionen“, lachte Mohr kurz nach Abpfiff. Dass der kleine Stratege ein mit Gefühl gesegnetes Füßchen hat, sollte bekannt sein. Sollte Seinen Trumpf spielte Mohr, stark auch sein solides Stellungsspiel, am Freitag aus – gleich zweimal: Aus 22 Metern schlenzte er die Kugel rechts an der SG-Mauer vorbei, unhaltbar schlug sie flach neben dem Pfosten zum 0:1 ein (36.). Später donnerte er aus zentraler Position den Ball ins Torwart-Eck (57.), Kibos Keeper Stefan Schröder hatte spekuliert, den Schritt nach rechts gemacht. Die falsche Entscheidung. Gerade in einer Phase, die Engelbert Klags Kreisstädter beherrschten, ein Schlag. Christopher Shipnoski hatte Minuten zuvor einen Handelfmeter sogar zum 1:1 versenkt (51.). „Die zwei Tore durch Standards dürfen nie und nimmer fallen. Dann geht das Spiel auch anders aus. Wir waren richtig gut drin und mussten dann wieder dem 1:2 hinterherlaufen“, kritisierte Klag. Der Druck seiner SG war zu zaghaft – besonders vor der Pause. Die Angriffsbemühungen waren halbherzig, im Mittelfeld klaffte ein Loch, die SG stand tief. „Wir haben eine engagierte Leistung geboten und wenig zugelassen“, schrieb Manuel Weber, Trainer der Gelb-Blauen, die spärlichen Heimchancen seinem Bollwerk zu. Wieso die SG eher rückwärts verlagerte? Gute Frage. Individuell müsste ihre Sturmabteilung schlagkräftiger besetzt sein als die des FV: In der Spitze der Ex-Lauterer Enrico Bienroth, Timo Kotysch im Zentrum, ein schneller Shipnoski über die Außen. Die Gäste aber kamen vor dem 0:1 zur größten Chance. Kibos Innenverteidiger Christopher Schmitt köpfte eine Ecke an den eigenen Pfosten (29.). „In der ersten Hälfte war zu spüren, dass keiner ein Tor kriegen wollte. Beide haben abwartend gespielt“, begründete Klag einen langweiligen ersten Durchgang. Schröder griff dennoch einmal hinter sich. „Kibo hat eben ein paar Fouls mehr gemacht als wir. Das wird bei einem konsequenten Schiri bestraft“, sagte Weber später. Die Partie in die entscheidende Richtung lenkte kein Tor, sondern ein Platzverweis. Acht Minuten nach dem 1:2 für Rockenhausen traf es Schmitt wegen eines Ellbogenchecks (65.) – keine Absicht, Schmitt war im vollen Lauf. Unglücklich. Direkt auf den Schock stocherte Sajoscha Basalyk einen Pfostenabpraller in den SG-Kasten (67.) zum 1:3. Neben Mohr der Beste beim FVR: ein ackernder und Meter fressender Felix Möhler. Der eingewechselte SG-Routinier Thomas Dieterich köpfte nach exzellenter Bienroth-Flanke zwar noch zum Anschluss ein (82.). Möhler aber provozierte noch den vierten Rockenhausener Treffer. Okan Kirik lupfte über Schröder, 2:4 (90.). „Kibo war der klare Favorit. Ein hochverdienter Sieg für uns. Natürlich gibt das Auftrieb, aber letzte Saison sind wir auch überragend gestartet und hatten Probleme mit der Konstanz“, warnt FVR-Trainer Weber. Christian Mohr hieß der Mann des Tages. Er lobte sein Team: „Heute waren alle motiviert und heiß. Von den Rückschlägen haben wir uns nicht verrückt machen lassen.“ Zwei direkt verwandelte Freistöße leiteten für seine Elf die Überraschung ein. Der FVR gehört zur Spitze der A-Klasse.

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