Ransweiler Mobilitätswoche: Nur geringe Resonanz an „kommunalem Abend“

Verschiedene Car-Sharing-Modelle sind am kommunalen Abend in Ransweiler vorgestellt worden.
Verschiedene Car-Sharing-Modelle sind am kommunalen Abend in Ransweiler vorgestellt worden.

Stadt- und Ortsbürgermeister über Mobilitätsformen, Radwege, Klimaschutz oder Wirtschaftsförderung informieren: Das wollte die Kreisverwaltung im Rahmen ihrer Mobilitätswoche an einem „kommunalen Abend“ in Ransweiler. Die Resonanz war zwar sehr überschaubar – dennoch entwickelte sich unter den Teilnehmern ein lebhafter Austausch.

Entweder wissen die meisten Stadt- und Dorfoberhäupter im Kreis bereits alles über neue, zukunftsfähige Mobilitätsformen oder es besteht entgegen landläufiger Meinung wenig Interesse an diesen Themen. Jedenfalls waren gerade mal aus drei von 81 geladenen Kommunen Vertreter in die Ransweilerer Dorfgemeinschaftshalle gekommen, um profunde Informationen zu erhalten: der Rockenhausener Stadtbürgermeister Michael Vettermann sowie Ortsbürgermeister Oskar Stark (Rathskirchen) und der gastgebende Ortschef Hans-Jürgen Wieland.

Gleich mit sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war die Kreisverwaltung erschienen – es entwickelte sich ein reger Erfahrungsaustausch. Dabei kristallisierte sich heraus, dass nicht nur in Rathskirchen bei der Planung von Radwegen und der Stellung von Förderanträgen recht hohe bürokratische Hürden bestehen, die erst einmal überwunden werden müssen.

Kein Geld für E-Ladesäule

Vettermann beklagte die schlechte Finanzlage seiner Kommune, weil selbst Projekte mit nur zehnprozentigem Kostenanteil der Stadt von der Kommunalaufsicht nicht genehmigt würden. Auch werde kein Geld für die Errichtung einer E-Ladesäule bewilligt, weil dies eine freiwillige Aufgabe sei.

Beklagt wurden ferner Personalausfälle oder -not beim Landesbetrieb Mobilität und bei anderen Behörden sowie negative Stellungnahmen der Unteren Landespflegebehörde beim vorgesehenen Asphaltieren von Wirtschaftswegen, die auch als Radwege dienten. Positiver gestimmt seien da die zuständigen Stellen in den Landkreisen Kusel und Bad Kreuznach, so die Meinung der Bürgermeister.

Mehr Eigenstromerzeugung möglich

Jede Menge Informationen hatten die Kreisvertreter im Gepäck. Wirtschaftsförderer Reiner Bauer verwies auf neue Mobilitätsformen, die allein schon wegen des Klimaschutzes notwendig seien. Dem ländlichen Raum böten sich dabei durch E-Bikes und -Fahrzeuge oder Car-Sharing neue Möglichkeiten, die von den Gemeinden ergriffen werden sollten. Auch seien nahezu 90 Prozent der Kreisbewohner Eigentümer von Wohnhäusern, die Eigenstromerzeugung könne demnach weitaus höhere Quoten erreichen. Bauer warb bei den Ortsgemeinden um eine intensive Partnerschaft für diesen Bereich.

Lena Gilcher stellte das Klimaschutzmanagement des Kreises vor und verwies auf die Klima-Hotline. Sie warb für eine Beteiligung an der Energie-Karawane, die am 29. September im Hotel Braun in Kirchheimbolanden Station macht, sowie das noch bis 23. September andauernde Stadtradeln. Bei den Radwegen sei der Bedarf kreisweit ermittelt worden, für den Bau gebe es finanzielle Hilfe vom Land. Die Verwendungsfrist der Bundes- und Landes-Fördermittel sei bis Ende 2024 verlängert, zudem der Betrag nochmals aufgestockt worden. Ferner teilte Gilcher mit, dass bei einer Bürgerbefragung, an der sich 800 Personen beteiligt hätten, die Verkehrssicherheit auf Radwegen beherrschendes Thema gewesen sei. Festgestellt wurde auch, dass 80 Prozent der Haushalte zwei bis drei Autos benutzen.

Mit Dorfautos „unterwegs in die Zukunft“

Mobilitätsmanagement-Student Kai Brugger, der den Praxisteil seines Studiums derzeit beim Donnersbergkreis ableistet, stellte drei neue Mobilitätsformen des Car-Sharings im Rhein-Hunsrück-Kreis vor: Acht Elektroautos sind – als Dorfautos gekennzeichnet – „unterwegs in die Zukunft“. Jedes der Fahrzeuge kann von allen Bürgerinnen und Bürgern des jeweiligen Standorts – zumindest in der Modellphase – kostenfrei genutzt werden. Statistisch ist jeder Wagen mehr als einmal täglich gebucht worden und hat durchschnittlich 35.000 Kilometer emissionsfrei zurückgelegt – über das Doppelte dessen, was Car-Sharing-Betreiber üblicherweise erwarten. Wegen des Erfolgs ist das Projekt mittlerweile ausgebaut worden.

Ferner skizzierte Brugger das „Dörbs-Mobil“ in Schleswig-Holstein: Dieses stehe unter dem Motto „Teilen, das neue Haben“ und sei ein ähnliches Car-Sharing-Projekt zum Klimaschutz im ländlichen Raum. Auch dieses sei mittlerweile ausgedehnt worden, 31 weitere Gemeinden seien dabei.

Stadtbusse laufen schlecht

Weniger positiv laufen die Stadtbusse in Rockenhausen, Kirchheimbolanden und Eisenberg: Die Fahrgastzahlen seien niedrig, die Busse oft sogar leer, so die Erfahrungen der Kreisverwaltung. Hier passe der Fahrplan offenbar nicht mit den Wünschen der Nutzer zusammen, so Bauer.

Weiterhin erklärte Brugger das „Mikarkommunal-Betreibermodell“: Dabei werden über ein Sponsoring-Konzept kommunale Fahrzeuge, die bereits zu 100 Prozent finanziert sind, einer Gemeinde zur Verfügung gestellt. Und er machte nochmals auf den Fördermittelkompass aufmerksam, der bei der Energie-Agentur abgerufen werden könne.

Von der Alte-Welt-Initiative stellte Strukturlotse Tobias Zirker die zu bearbeitenden Themen vor und warb um interkommunale Zusammenarbeit gerade in der Regionalentwicklung. Am 8. November gebe es in Niederkirchen zum Thema Innenentwicklung der Ortsgemeinden ein Treffen, als Stichpunkte für diesen Tag nannte der Experte die Arbeitsfelder Heimathaus, Medi-Bus, Marketingkonzept, Co-Working-Spaces und Grün im Dorf.

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