Donnersbergkreis Mittelalter-Gewänder am laufenden Band

Diese Aufgabe hatte es in sich: Wie können aus insgesamt 150 Meter langen Stoffbahnen originalgetreue Mittelalter-Kostüme geschneidert werden? „So was funktioniert nur im Team“, fasst Sara Michels, Schülerin an der Berufsbildenden Schule Donnersbergkreis (BBS) in Rockenhausen, die Leistung ihrer Klasse zusammen. Knapp 100 Gewänder haben die 20 Schülerinnen und Schüler mit dem Schwerpunkt Hauswirtschaft und Sozialwesen genäht. Die Feuertaufe folgt rasch: In den Sommerferien kommen die Kutten zum Einsatz – und was wäre ein besserer Platz dafür als die Moschellandsburg in Obermoschel?

Dort veranstaltet die Evangelische Jugend Otterbach-Lauterecken unter dem Motto „Mittelalter“ drei Zeltlager für Kinder und Jugendliche. Und weil die Ritterzeit so authentisch wie möglich dargestellt werden soll, darf natürlich auch die passende Kleidung nicht fehlen: weiße, knielange Gewänder mit weiten Trompetenärmeln, die von den Zeltlager-Teilnehmern individuell gefärbt und bestickt werden können. Zum achten Mal hat die Evangelische Jugend Otterbach-Lauterecken bei der Herstellung der Kostüme mit der BBS kooperiert – „doch so toll wie diesmal hat schon lange keine Klasse mehr mitgearbeitet“, freuen sich die Fachlehrerinnen Felizitas Drabinski und Evelyn Hasselberg. Seit März hatten sie etwa einmal pro Woche dem Projekt vier Schulstunden gewidmet. Die Herstellung der Gewänder in drei verschiedenen Konfektionsgrößen erfolgte in Anlehnung an die Fertigungsprozesse in der Textilindustrie: „Die einzelnen Arbeitsschritte wurden in Gruppen aufgeteilt – somit hat jeder Schüler einen Teil zur Herstellung des gesamten Kleidungsstückes beigetragen“, so Drabinski. Eine der größten Herausforderungen wartete bereits zu Beginn auf die Schülerinnen und Schüler: Das Rohmaterial – 60 Meter lange und 80 Zentimeter breite Stoffbahnen aus dünner Baumwolle – musste für die weiteren Arbeitsschritte mit Hilfe einer Mangelmaschine präpariert werden. Weil der Klassenraum dafür zu klein war, wurden die Stoffbahnen kurzerhand auf dem Flur geglättet. Im weiteren Verlauf sind die Schnittmuster aufgelegt, gesteckt und anschließend der Halsschnitt, der Schulterbereich, die Seiten und der Saum der Gewänder mit Nähmaschinen genäht worden. Damit die Kostüme möglichst akkurat ausfallen, musste zwischendurch immer wieder gebügelt werden. Wie in einer „echten“ Textilfabrik erfolgten die einzelnen Arbeitsschritte parallel – jeder hatte seinen eigenen kleinen Aufgabenbereich. „Deswegen mussten wir immer darauf achten, dass wir alle sauber arbeiten – damit der Nächste keine Schwierigkeiten hat“, erinnert sich Schülerin Samantha Weber. Das ist der Klasse mehr als gelungen: „Die Schüler waren von Anfang bis Ende voll motiviert, haben sich immer gegenseitig unterstützt“, lobt Lehrerin Evelyn Hasselberg. Nicht zuletzt die freudestrahlenden Jugendreferentinnen der Evangelischen Jugend Otterbach-Lauterecken bei der Übergabe der Gewänder lassen erahnen, wie sehr sich die Zeltlager-Teilnehmer über die Kostüme freuen werden. Und wenn in den Sommerferien der Rittertraum von einigen Jungen und Mädchen auf der Moschellandsburg in Erfüllung geht, dann können sich die BBS-Schüler sicher sein: Sie haben einen wichtigen Beitrag dazu geleistet. (cnp)

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