Donnersbergkreis Mit GPS auf Adventskalender-Suche

Dienstag, 5. Dezember, 15 Uhr. Irgendwo mitten im Wald auf dem Donnersberg zwischen Kirchheimbolanden und Rockenhausen, Koordinaten N49 39.715’ E7 58.278’. Es ist der Startpunkt für das Geocache-Adventskalender-Türchen vom heutigen 23. Dezember. Wir parken an einem Seitenstreifen der Landstraße Richtung Kriegsfeld. Neben uns gabeln sich zwei Waldwege. Eric Winter rangiert mit seinem Golf, „ich will ja nicht den Waldweg versperren, vielleicht muss jemand durch“. Es ist trüb, ein grauer Schleier zieht sich zwischen den Bäumen, weit und breit kein Sonnenstrahl. Ein Wetter für die Couch, es sei denn, man ist Geocacher.

Noch ein kurzer Check, bevor es los geht. Regenfeste Jacken, Mütze und knöchelhohe Wanderschuhe. Vielleicht hätte ich mir Spikes über die Schuhe ziehen sollen, das vermatschte Laub auf dem Waldboden ist glitschig. Zu spät, die beiden Geocacher Eric Winter und Bernhard Leopoldt machen sich mit großen Schritten auf in Richtung erster Cache, also das erste Versteck eines Gegenstandes, den Blick immer wieder auf das GPS-Geräte gerichtet, die um den Hals hängen. „Es macht schon Sinn, sich ein echtes GPS-Gerät zuzulegen, ab etwa hundert Euro gibt es schon recht gute“, erklärt Eric Winter. Allerdings seien mittlerweile auch einige Handys ausreichend gps-fähig. Auf jeden Fall sei es wichtig, dass die Kartendarstellungen und Koordinatenangaben so detailgenau sind, dass auch kleinere Wege aufgezeigt würden. „Ansonsten müsste man ja querfeldein gehen, und das sehen die Förster überhaupt nicht gerne“, sagt er. Oder man verlaufe sich womöglich dauernd, „dann vergeht einem der Spaß am Geocaching schnell wieder“. Für die Geocacher der Donnersberger Gruppe sei es wichtig, im Einklang mit der Natur aktiv zu sein, und nicht gegen sie. Deshalb suchen sie auch immer wieder das Gespräch mit den Förstern vor Ort, richten sich nach deren Vorgaben. Wir halten an. „Im Umkreis von etwa zehn Metern muss hier der Cache sein“, sagt Winter, und Leopoldt nickt. Er muss es ja wissen, denn es ist sein Cache, den wir hier gehen, er ist der sogenannte „Türchenleger“. In Nicht-Geocacher-Sprache bedeutet das, er hat die Fährte durch den Wald gelegt, die wir an diesem Tag aufgenommen haben. Wir gehen diesen Cache als Probelauf, bevor er offiziell am 23. Dezember auf der Seite geocaching.com freigeschaltet wird. Ab dann kann jeder, der sich auf dieser Seite anmeldet, die Koordinaten und alle Zugangsdaten abrufen und sich dann auf die Suche nach dem Schatz machen. Der Schatz, das ist in diesem Fall ein Rätsel, geschrieben auf ein eingeschweißtes Blatt Papier, das versteckt unter einer Rinde und einer Wichtelmaske an einer Erle befestigt wurde. „Es steht im Walde ganz still und stumm und hat von lauter Purpur ein Mäntlein um“, liest Eric vor. „Das wird wohl ein Fliegenpilz sein“, lacht er, und notiert das Lösungswort in die vorgesehenen Kästchen. Jeder Buchstabe ist einer Ziffer zugeordnet, so ergeben sich die Koordinaten, die unser nächstes Ziel sein werden. Er habe drauf geachtet, dass der Cache auch für Familien mit Kindern in Frage komme. Rund 60 Stunden Zeit habe er für die Vorbereitung gebraucht, erzählt Leopoldt. „Ich habe mich vor wenigen Jahren mit der Begeisterung für Geocaching angesteckt, als meine Frau und ich nach Tricks und Kniffen suchten, um unseren Jüngsten hin und wieder noch hinaus in die Natur zu locken“, erzählt er. Das „Stubenhockeralter“ habe der Sohn hinter sich, die Begeisterung für das Geocaching aber sei geblieben, mittlerweile hätten auch die beiden erwachsenen Kinder schon manchmal bei den Caches mitgemacht. „Es ist wie eine spezielle Form von Schnitzeljagd im Wald, wer Lust an der Natur und am Knobeln hat, der lässt sich davon schnell mitreißen“, sagt Leopoldt. Das GPS-Gerät piept. „Die nächste Fundstelle ist im Umkreis von zehn Metern zu finden“, erklärt Eric Winter. Auf dem Laufzettel, den wir morgens ausgedruckt haben, gleich nachdem der Cache freigeschaltet wurde, gibt es den Hinweis, dass dieser Schatz hinter einer Buche zu finden sei, verdeckt auch dieses Mal von einer Wichtelmaske. „Wir haben uns dieses Wichtelthema wegen Weihnachten ausgesucht, erklärt Leopoldt. Aber der Fantasie sei bei der Gestaltung der Caches keine Grenzen gesetzt. So gehe es bei einem Adventskalendertürchen beispielsweise darum, anhand von Liedzeilen Weihnachtslieder zu erkennen, die in einem Kreuzworträtsel zusammengeführt wurden. Mit einer Auflösung ergeben sich daraus die Koordinaten für einen Cache. Türchen vier dagegen lag ein Lebkuchenrezept zugrunde. Zwar sei es prinzipiell jedem Türchenleger freigestellt, wie er seine persönliche Schatzsuche gestaltet, aber „wir Geocacher vom Donnerberg habe mittlerweile einen guten Ruf, was unsere Caches anbelangt“, weiß Eric Winter. Sogar aus der Frankfurter Gegend und weiter ziehe es Schatzsucher an, weil die Caches hier in der Nordpfalz mit so viel Liebe zum Detail gemacht würden. „Welche Hose kann gefährlich werden?“ lautet die kindgerechte Frage hinter der nach einiger Suche gefundenen Buche. Es ist die Windhose, natürlich, und aus ihren Buchstaben werden die Koordinaten ermittelt. Rund eine Stunde dauert das 23. Türchen im Donnersberger Adventskalender-Cache. Als „Winter-Weihnachtsrätsel im wildromantischen Wichtelwald“ mit etwa drei Kilometern Länge, fünf Stationen und der Dauer von einer Stunde ist er angekündigt auf der Internetseite. Auch ob die Wege kinderwagengeeignet sind, lässt sich hier erfahren, und wie die Parkmöglichkeiten sind.

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