Rockenhausen Mit der Verleihung des Kahnweiler-Preises gelingt dem Museum für Kunst der Neustart

 Die Siegerin: Marlen Tennigkeit aus Halle.
Die Siegerin: Marlen Tennigkeit aus Halle.

Das Museum für Kunst in Rockenhausen stellt sich nach dem Ausverkauf der Sammlung Pachen völlig neu auf. Spürbar war dies auch bei der Verleihung des Kahnweiler-Preises für Arbeiten auf Papier am Wochenende

„Unser Museum erfindet sich neu, wir haben nach den Zeiten des Umbruches dank vieler Ehrenamtlicher und einem hochprofessionellen Team wieder ein hochkarätiges Haus“, so Stadtbürgermeister Michael Vettermann. Dazu trage auch der Kahnweiler-Preis bei, der in Kunstkreisen sehr geschätzt werde, das zeigten die vielen Einsendungen von über 600 Künstlern aus Deutschland und dem europäischen Ausland, die mehr als 800 Werke zur Begutachtung geschickt hatten.

Mammut-Aufgabe für die Jury

Es war eine Mammut-Aufgabe für die Jury, die 40 besten Werke herauszuarbeiten, was Ines Maria Kelly vom Saarlandmuseum in Saarbrücken in ihrer Laudatio bestätigte. Kelly bildete zusammen mit Britta E. Buhlmann, der ehemaligen Direktorin der Pfalzgalerie in Kaiserslautern, Hans Gerke, ehemaliger Direktor des Kunstvereins Heidelberg, Tina Stolt, Institut für Kunstwissenschaft und Bildende Kunst vom Campus Landau und Stefan Engel von der Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler die Fachjury. Ines Kelly zeigte sich begeistert von dem Füllhorn verschiedenster Techniken, das die Arbeiten zum Thema ausgegossen hatten. „Aquarelltinte, Autolack, Häkelwolle, das waren nur einige Materialien, mit denen gearbeitet wurde.“, so die Laudatorin.

Überzeugt hatte dann die Jury die Arbeit von Marlen Tennigkeit aus Halle mit dem verschlüsselten Titel „TR.5.6“, ein Siebdruck mit Graphit auf Papier. „Diese experimentierfreudige Arbeit in einer ungewöhnlichen Kombination überzeugte die Jury“, bestätigte Kelly. Marlen Tennigkeit vereint in ihrem Werk zwei Welten, die sich aus ihrem persönlichen künstlerischen Werdegang ableiten lassen. Ausgehend von einem Studium der Bildhauerei an der Kunsthochschule Halle, einer Anstellung als Bühnenplastikerin am Staatstheater Cottbus, einer Ausbildung zur Bühnenmalerin und Bildhauerin beim Westdeutschen Rundfunk in Köln und mehreren Stipendien und Kursen unter anderem an der Akademie der Künste in Prag, zeigt sie den kunstvollen Umgang mit inneren und äußeren Welten in ihren Werken.

Der geheimnisvolle Titel

Was verbirgt sich hinter dem von der Künstlerin gewählten Titel für ihr Bild? „TR.5.6 habe ich gewählt, weil mich die vielen Kürzel, die uns im Alltag begegnen, darauf gebracht haben. Sie kennzeichnen für mich den Wechsel zwischen Realität und Traum. Für mich stellt sich die Frage nach dem Zusammenhang von Traum und Kunst, wie fördern unbewusste Zustände wie der Traum das künstlerische Handeln“, erklärt sie im Gespräch.

Ihre früheren Arbeiten mit und auf der Bühne waren die äußerliche Fassade, Marlen Tennigkeit sucht nach der künstlerischen Form, das Innere auszudrücken. „ Mich bewegt die Frage, wie bilde ich ab, was bis jetzt noch nicht existiert? Oft fühle ich mich beim Arbeiten wie in einem Tagtraum. Der ist dann die Grundlage für das Werk, das dann entstehen wird.“ Ihr Weg führte sie von den Skulpturen zu den Zeichnungen mit Graphit. „Die Skulpturen sind materiell vorhanden, die Zeichnungen halten das Traumhafte fest“. Sie geben dem Betrachter die Möglichkeit in Tennigkeits Traumwelten einzutauchen und dabei sich eigenen Betrachtungswelten zu erschließen.

Erstes eigenes Atelier

Marlen Tennigkeit ist aktuell als Meisterschülerin in den Textilen Künsten bei Professor Caroline Achaintre an der renommierten Burg Giebichenstein der Kunsthochschule Halle tätig. In Halle hat sie jetzt auch den Schritt in die künstlerische Selbstständigkeit gewagt und mit zwei Kolleginnen ein Atelier gegründet. Dafür ist der Kahnweiler-Preis genau im richtigen Moment gekommen. „Ich bin sehr dankbar für die besondere Anerkennung durch den Preis und habe damit auch die Bestätigung erhalten, dass ich auf dem richtigen Weg bin!“, dankt die Künstlerin in Rockenhausen dem Gremium und dem Publikum.

Belobigt für ihre Arbeiten, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind, hatte die Jury noch die Werke von Song Youngwha (Schwalbach), die eine filigrane Häkelarbeit auf Papier zeigt, und Meinhardt Willes Werk „lines“ (Weiterstadt). Stil- und künstlerisch hochwertvoll begleitete Franziska Augustin mit der Blockflöte die Veranstaltung. Noch bis zum 15. Januar sind die Arbeiten der ausgewählten Künstler und Künstlerinnen und der Preisträgerin im Museum für Kunst in Rockenhausen zu sehen. Es lohnt sich!

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