Donnersbergkreis Meister Adebar zieht ganz vorsichtig um

Majestätisch dreht der Weißstorch seine weiten Runden über der Wiese. Hier, zwischen Lohnsfeld und Wartenberg-Rohrbach beobachten Spaziergänger und Naturschützer staunend, wir das Tier elegant auf dem großen Nest landet und mit dem Schnabel einige Zweige herauspickt. Dass der Klapperstorch mit der neuen Brutstätte noch nicht ganz zufrieden ist, wundert keinen der Beobachter. Schließlich ist das Nest von Menschenhand hergestellt worden. Um genau zu sein, ein Schreiner hat das Storchennest im Auftrag der Pfalzwerke gebaut, damit die Mitarbeiter des Unternehmens zu dem neuen Pfosten auch eine neue Brutstätte für Meister Adebar liefern können. „Ob die Störche das Nest annehmen werden?“, fragt sich eine Spaziergängerin, die mit ihren Kindern hinauf zum Nest blickt. Schwer zu sagen. Denn das Storchweibchen sitzt noch immer auf dem benachbarten Strommast, auf dem bis vor kurzem noch das Nest der beiden Vögel thronte. Mitarbeiter der Pfalzwerke hatten die Brutstätte am Donnerstag abgeräumt, denn das Risiko eines Stromschlags für die Tiere mit einer durchschnittlichen Spannweite von etwa zwei Metern war zu groß. Zumal es sich bei den beiden großen Vögeln um das erste Storchenpaar handelt, das sich seit langem wieder im westlichen Donnersbergkreis niedergelassen hat. Von einer „ornithologischen Sensation“ sprechen daher Naturschützer. Um also eine Rückkehr auf die Traverse aus Stahl zu verhindern, haben die Pfalzwerke veranlasst, dass auf dem Strommast „Abweiser“ mit herausragenden Drähten installiert werden. Aber ist es wirklich so einfach, Störche von ihrem zuvor ausgewählten Platz zu vertreiben und 250 Meter weiter wieder anzusiedeln? „Wir sind gespannt, das kann natürlich auch ein paar Tage dauern. Aber wir hoffen natürlich, dass sich die Tiere in dem neuen Nest niederlassen“, sagt Bernhard Riehle von den Pfalzwerken. Wie er berichtet, hat das Unternehmen schon vor Tagen Kontakt zur „Aktion Pfalzstorch “ aufgenommen. Ein Mitglied der Initiative hatte auch geprüft, ob es in dem alten Nest schon Eier gegeben hat, bevor es vom Mast entfernt werden konnte. Fehlanzeige. Also begannen die Vorbereitungen für den Umzug. So, als ob die Störche wüssten, welcher Aufwand dahinter steckt, geht Riehle im Grunde davon aus, dass sich die Vögel schon früher oder später in das „gemachte Nest“ setzen werden. Auch beim Naturschutzbund (Nabu) überwiegt Optimismus: „Wir müssen abwarten, es kann natürlich ein paar Tage dauern“, sagt etwa Karl-Hein Seib. Der 77 Jahre alte Mann von der Nabu-Gruppe Donnersberg beobachtet durch sein Fernglas, wie der Storch hartnäckig Zweige und Reisig aus dem neuen Nest zieht. Was dafür spreche, dass die Klapperstörche das Angebot der Menschen tatsächlich annehmen könnten, das sei der Lauf der Natur. Momentan ist Paarungszeit und der Trieb erfordere eine schnelle Lösung in Sachen Nestbau. Während die Beobachter noch diskutieren, ob die beiden Vögel tatsächlich so einfach umzusiedeln sind, startet Meister Adebar einen letzten Versuch, den Strommast als Heimstätte zu bewahren. Mit einigen herausgepickten Zweigen im langen Schnabel fliegt er zurück zum Mast, auf dem das Storchenweibchen stoisch wartet. Tatsächlich versucht der komische Vogel - zwischen Hochspannungsleitungen und Abweisern aus Draht - ein neues Nest zu bauen. Die Hartnäckigkeit, die Spaziergänger, Vogelkundler und Pfalzwerk-Mitarbeiter staunend beobachten, zahlt sich allerdings nicht aus. Nachdem das Reisig immer wieder vom Strommast gefallen ist, geben die Störche am Freitagnachmittag auf und fliegen in ihr neues Nest. Erst einmal. Ob das so bleibt, das ist ungewiss. Zu wünschen wäre es. Denn so schön das Ansiedeln der beiden etwa drei Jahre alten Tiere in der Region ist – ihr Nest auf dem Strommast war äußerst gefährlich. Diese Masten stellen für die Vögel mit ihrer großen Flügelspannweite eine extreme Gefahr dar. Erste unliebsame Erfahrungen mit der Elektrizität hatten die beiden Nordpfälzer „Neubürger“ bereits gesammelt: Wie es von den Pfalzwerke heißt, hat es vor wenigen Tagen einen „Wischer “ gegeben, wohl weil die Vögel die Leitungen berührt hatten. Zwischen Otterbach und Münchweiler war für einen Sekundenbruchteil der Strom ausgefallen. Um Schlimmeres zu verhindern, nun also die Umsiedlung, was die Untere Naturschutzbehörde genehmigt hatte. Sollten die Störche weiterhin im Gebiet zwischen Lohnsfeld und Wartenberg-Rohrbach zuhause sein, wäre das eine gute Nachricht aus Sicht der Vogelkundler. Denn in der Nordpfalz haben sich ihren Angaben zufolge schon seit Jahrzehnten keine Störche mehr für längere Zeit niedergelassen. Adolf Staufer von der Nabu-Gruppe Donnersberg schätzt, dass die Tiere, die bis zu 35 Jahre alt werden können und eine Flügelspannweite von etwa zwei Metern haben, aufgrund der pfalzweiten Schutzbemühungen nun auch wieder in die Nordpfalz gekommen sind. Da man bei Störchen von Nesttreue spricht, sei es möglich, dass der Nachwuchs der beiden Störche erneut zurück in die Region käme und seinerseits hier wieder Junge aufziehen würden.

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