Donnersbergkreis Mehrwert liegt in der Begegnung

Kunst zum Anfassen und Erleben: Die von Borries’schen Atelierräume boten dafür den perfekten Raum.
Kunst zum Anfassen und Erleben: Die von Borries’schen Atelierräume boten dafür den perfekten Raum.

«Niefernheim.» Einträglichkeit in finanziellem Sinne wird man der 3. Mini-Kunstmesse des Donnersberger Kunstvereins in Niefernheim eher weniger zuschreiben können, Erlebniswert für die Besucher dagegen umso mehr. Ihre Stärke liegt in der Begegnung. Was 13 Künstlerinnen und Künstler – Profis wie Autodidakten – am Samstagnachmittag präsentierten, genügte nicht nur dem Anliegen des Veranstalters, in der Vorweihnachtszeit Malerei, Grafik und Plastik auch für den schmaleren Geldbeutel anzubieten. Es ließ zudem sehr persönliche Einblicke ins facettenreiche Schaffensspektrum jener Kunstvereinsmitglieder zu, die am Berg oder in dessen näherem Umkreis ihr kreatives Zuhause haben.

Stimmungsvoller konnte das Ambiente dafür kaum sein: Die von Borries’schen Atelierräume, mit großformatigen Gemälden des Gastgebers und chinesischen Antiquitäten ausgestattet, beherbergten an diesem Nachmittag zusätzlich noch lange Tische voller Kunst. Buntgemischt, während die Natur vor den Fenstern nur tristes Grau zu bieten hatte. Drinnen, im warmen Licht, die Atmosphäre gelöst: Wo kann man schon so entspannt und ohne Gedränge bei einem Glas Wein mit so vielen Künstlern über ihre Arbeiten, Intentionen, Vorlieben plaudern? Um so, was der größte Mehrwert einer solchen Messe sein mag, womöglich nachhallende Kontakte zu knüpfen. Die Donnersberger Kunstszene hat ihre – vor allem durch mehrere Bildhauer-Symposien – bestens bekannten Protagonisten, die auch hier nicht fehlten. Uli Lamp aus Weitersweiler etwa, der außer einigen Baum-Aquarellen in stark zurückgenommener Farbigkeit Vorarbeiten zu größeren Plastiken präsentierte. Oder den äußerst vielseitigen Zellertaler Reinhard Geller, spektakulär dadurch hervorgetreten, dass er im Zusammenklang mit Instrumentalisten Musik multimedial in Bilder umsetzt. Einige solcher Sequenzen aus der Multimedia-Sinfonie „SoNoVin“ und dem „Scriabin Code“ enthob Geller ihrer Faszination für den Moment, indem er sie unvergänglich in brillanten 11-Farb-Pigmentdrucken festhielt. Wolfgang Seipenbuschs Arbeiten wollen in ihrer Mehrdeutigkeit hinterfragt werden wie die kleine Holzplastik der „Großen Mutter“, die der Winnweilerer nach Niefernheim mitbrachte: Archetyp einer fruchtbaren Schöpferin und furchtbaren Zerstörerin zugleich. Uta Schade, außerhalb des Kreises in Niederkirchen ansässig und überregional für ihre Großplastiken bekannt, überraschte (neben einer friedlich schlummernden Katze) durch Gebrauchsgegenstände aus Sandstein: Leuchter mit Figürchen, Pflanzgefäße, einen „Lichtflügel“. Aber es gab auch viel Sehenswertes von Künstlern zu entdecken, die üblicherweise nicht so präsent im öffentlichen Raum sind. Zum Beispiel von Norbert Koch (Göllheim), der neben handlichen, in der Form reduzierten Bronzen eine Serie heiterer „Bilderbögen“ zeigte. „Multiples“ nennt Koch diese miniatürlich aneinandergefügten, farblich nuancenreich variierten und exzellent gedruckten Felder, die von langbeinigen Katzen und – vielleicht? – Elefanten ausgefüllt werden. Klaus-Dieter Magsig (Dreisen), eher durch große Formate bekannt, bestach in seiner Auswahl mit kleinen Radierungen in verschiedenen Techniken und stimmungsvollen Sujets, etwa einer „Watt-Landschaft“ in der aufwändigen Mezzotinto-Technik, die den malerischen Duktus unterstützt. Die Lust an Farbe und Collage-Strukturen hoben im Gespräch andere Aussteller als ihren größten Antrieb hervor. Gerlinde Rech aus Göllheim schafft mit sichtbarer Freude solche dekorativ-plastischen, häufig abstrakten Gemälde, Birgit Geuder aus Kirchheimbolanden bezieht zudem spielerisch „recycelte“ Naturmaterialien wie Holz oder Muscheln ein. Brigitte Ternis malt farblich fein nuancierte kleine Bilder, die, fast seriell angelegt, auf den ersten Blick gegenstandslos erscheinen, sich auf den zweiten aber intuitiv als Landschaften deuten lassen. Ihr Mann Wolfgang – die beiden Innenarchitekten haben ihr Kunstatelier in Flörsheim-Dalsheim – zeigte neben Linolschnitten mit figürlichen Motiven in weich konturierten Linien knallig bunte Op-Art, bei der man sich an Vasarely erinnert fühlte. Im Monsheimer Atelier von Sybille Fruth haben Ölgemälde mit häufig exotischen Motiven und subtiler Farbigkeit – nach Niefernheim hatte sie einen Pharaokopf und ein Kalebassen-Stillleben mitgebracht – die früheren, teils kräftig leuchtenden Aquarelle etwas in den Hintergrund treten lassen. Auf der Messe aber war es durchaus ein Gewinn, in den gut gefüllten Mappen mit luftig-lockerer Wasserfarbenmalerei, meist Architektur- und Landschaftsmotiven, zu blättern. Ein bisschen exotisch muten womöglich auch Klaus Kiefer aus Mehlingen und Sascha Kutschmann aus Steinbach in der Nordpfälzer Kunstszene an. Der eine, Kiefer, studierter Mathematiker, ist nicht nur hintersinniger Schöpfer von Bronze- und Terrakottaplastiken, sondern kreiert auch originelle Objekte aus dem, was andere Schrott nennen würden. Welche ästhetische Aufwertung ausgemusterte Platinenteile erfahren, wenn Kiefer sie behandelt und farblich ordnet, lässt sich an seinen kleinen Skulpturen aus Titanzink bewundern. Sascha Kutschmann, der jüngste Aussteller, liebt das Phantastisch-Surreale, „schöne bunte Pop-Art-Bilder“ mit Schmetterlingen, die er als Gegenentwurf zu all dem Hass in der realen Welt sieht. Da taucht er auch gern mal mit dem „Yellow Submarine“ ab – und holt so zu einer größeren Geschichte aus. Festgefügte Bilderrahmen taugen für Kutschmanns malerische Visionen übrigens nicht: Bei ihm werden die vier Rahmen-Ecken mit Ketten und Spannelementen verbunden. Info Kontaktdaten aller Künstler auf www.kunst-donnersberg.de.

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