Donnersbergkreis Mehr als Lemon Tree

Frontsänger Peter Freudenthaler zeigte auch Talent als Entertainer und Brückenbauer zum Publikum.
Frontsänger Peter Freudenthaler zeigte auch Talent als Entertainer und Brückenbauer zum Publikum.

Keine langen Gesichter, sondern kurzweiliges Programm: Die 1991 in Pforzheim gegründete Kult-Band „Fools Garden“ reiste zwar zum Konzert im Schlosspark Rockenhausen am Freitag nicht mit der kompletten Sextett-Besetzung an, sondern als reduziertes minimalistisches „Trio unplugged“. Der guten Stimmung im Publikum konnte das allerdings nichts anhaben.

Sozusagen konzentriert auf den harten Kern der beiden Gründungsmitglieder von Frontsänger Peter Freudenthaler und Gitarrist Volker Hinkel war Fools Garden angereist. Dazu gesellte sich der ebenfalls auf akustischer Gitarre im Wechselspiel aus Solo und Rhythmus das Trio ergänzende Gabriel Holz. Dadurch verschob sich der stilistische Akzent – zumindest im Vortragsstil – etwas: Ursprünglich eine Kult-Band der Stilmixtur aus Pop-Rock, Indie- und Britpop mit Alternative-Rock-Elementen, verlagerte sich jetzt durch den oft dreistimmigen Gesang mit Freudenthalers Führung der Akzent durch die akustische Gitarrenbegleitung ohne elektronische Effekte mehr auf den Charakter von Folk und einem Touch Country. Und klang an machen Stellen sogar wie der Stil mancher Liedermacher; alles authentisch wirkend – bis auf einige verzichtbare Loops – und vieles in Interaktion mit dem zahlreich erschienen und hochgestimmten Publikum. Dieses ließ sich von Freudenthalers Charme und Charisma schnell aus der Reserve locken, sang zumindest die legendären Titel wie „Lemon Tree“ mit und klatschte oder klopfte stilsicher den ostinaten Rhythmus, ersetzte so das fehlende Drumset von Jan Hees. Wenn man so will: Das begeistert mitgehende Publikum entdeckte an diesem Abend bei legendären Titeln der Bandgeschichte und neuen aus dem Album „Rise And Fall“ die Vorzüge von Body-Percussion an sich selbst. Vor der Bühne gaben sich die drei Sympathieträger ohne jegliche Starallüren red- und leutselig, aufgeschlossen. Auf der Bühne zeigten und bewahrten sie trotz aller Professionalität und Abgeklärtheit und spürbarer Routine dennoch in Moderation und Präsentation einen schwärmerischen Enthusiasmus, der sich auf Anhieb übertrug. Eigene Texte und deren finessenreichen Vertonungen (nur ein Cover-Song) wirken zeitlos und erklingen in einer Art Universalsprache, die menschliche Seelenzustände und Alltagsepisoden aufgreifen und in variierter Musik verarbeiten. Und zwischen rasantem Notenflug in lebhaft pulsierenden Achtelrhythmen und balladenhaftem Erzählton in lyrischer Diktion dabei stets geschickt alternieren. Im klanglichen Vordergrund steht zwar Freudenthalers melodischer Schmelz seiner sanft einschmeichelnden Stimme mit ihrem besonderen und angenehmen Timbre und einer Stimmführung, die in dieser Qualität in diesem Genre Seltenheitswert hat. Dennoch lebt diese besonders auch von dem gekonnten Umspielen der beiden dialogisch verbundenen Gitarren, die grundehrlich und sehr solide in meisterhafter virtuoser Umspielung weit mehr als stereotype akkordisch-perkussive Begleitung im einfachen Akkord-Schema bieten. Alles wirkt sehr kunstvoll aufbereitet, akribisch ausgeformt und pulsiert in wechselnden Rhythmen. Bei einem solch interaktiven Konzert in Minimalbesetzung hat der Frontsänger und Moderator auch die Funktion eines Entertainers, eines Brückenbauers, der die Verbindung zwischen Podium und Publikum schlägt: Mit Anekdoten und Episoden anstelle trockener Programminformationen. Im dazu passenden, pittoresken Schlosspark Rockenhausen wirkte die Performance in angenehmer Lautstärke und gut ausbalanciert als Schmuseton, anregend, aber niemals aufregend. Melodieführung, Gitarrenbegleitung und solistische Umspielung sowie rhythmischer Impuls – all das wirkte sehr sorgfältig aufeinander abgestimmt und zeigte an diesem Abend, dass „Fools Garden“ weit mehr zu bieten haben als der Mainstream.

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