Steinbach Mehr als 600 Menschen unterstützen Online-Petition gegen Jugendherbergs-Schließung

Abgesperrt: die Jugendherberge in Steinbach.
Abgesperrt: die Jugendherberge in Steinbach.

Die angekündigte dauerhafte Schließung der Jugendherberge bewegt weiterhin die Menschen. Der Steinbacher Dirk Schneider hat eine Petition gegen das Vorhaben des Jugendherbergswerkes Rheinland-Pfalz/Saarland im Internet gestartet. Diese hat bereits mehr als 600 Unterstützer. Viele verbinden die Einrichtung mit persönlichen Erinnerungen.

Wie berichtet, ist die Jugendherberge derzeit coronabedingt geschlossen. Sie soll aber auch nach der Corona-Krise nicht wieder geöffnet werden. Entsprechende Informationen aus dem Umkreis der Einrichtung hatte Jacob Geditz, Vorstandsvorsitzender von „Die Jugendherbergen Rheinland-Pfalz und Saarland“, gegenüber der RHEINPFALZ bestätigt.

„Aktuell ist die Situation so, dass wir in allen Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und im Saarland keine Belegung haben. Das führt aktuell zum kompletten Wegfall unseres Geschäftsmodells und zu Einnahmeverlusten in Höhe von mehreren Millionen Euro und gefährdet die Existenz des Verbandes“, gab Geditz zu verstehen. Wann wieder normale Verhältnisse herrschen werden, sei nicht absehbar. Oberste Priorität sei, „das ,Unternehmen’ Jugendherbergen zu erhalten, mit der überwiegenden Mehrzahl aller Standorte und der größtmöglichen Sicherheit für den Erhalt der Arbeitsplätze für die überwiegende Zahl unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Dies sei ohne Einschnitte nicht möglich und bedeute, „dass wir die Jugendherberge Steinbach dauerhaft schließen müssen, weil wir nicht in der Lage sind, Investitionen in großem Umfang aufzubringen, die für die Zukunftssicherung des Hauses notwendig wären“.

„Beliebtes Ziel für Familien“

Empört haben Verantwortliche in Orts- und Verbandsgemeinde sowie im Kreis darüber reagiert, von der Schließung habe man „über Umwege“ erfahren. Nicht ohne Widerstand will auch der Steinbacher Dirk Schneider dies hinnehmen. Deswegen hat er im Internet eine so genannte „Openpetition“ gegen die Schließung der Jugendherberge gestartet.

Sie sei ein beliebtes Ziel für Familien und Gruppen jeder Art. Die moderaten Kosten ermöglichten es Schulklassen, Vereinen und Familien mit Kindern, in den Genuss von Freizeiten und Urlauben zu kommen. Ein ähnlich gelagertes Übernachtungsangebot gebe es in der Region nicht, so das Ratsmitglied.

„Auch für die touristischen Einrichtungen in der Umgebung ist die Schließung der Jugendherberge ein mehr als schwerer Schlag. So nutzen die Gäste der Jugendherberge gerne das benachbarte Keltendorf in Steinbach, die Bergbauerlebniswelt in Imsbach und weitere Angebote kreisweit. Das würde vielen Angeboten gehörig Substanz entziehen sowie die Angebote im Dorf schwächen“, heißt es in der Petition.

„Fröhliche Erinnerungen“

Mehr als 600 Personen unterstützen diese bereits – verbunden mit vielen persönlichen Erinnerungen. „Damit mein Musikverein Lyra Mainz-Ebersheim/Lörzweiler auch weiterhin, wie bereits seit 20 Jahren, sein Probenwochenende in Steinbach verbringen kann (Probe im Dorfgemeinschaftshaus, Übernachten in der Jugendherberge)“, schreibt beispielsweise ein Unterstützer aus Mainz. Eines von zahlreichen Beispielen dafür, dass die Einrichtung auch bei vielen Menschen außerhalb des Donnersbergkreises beliebt war.

„Wir kommen jedes Jahr gerne in die Jugendherberge“, schreibt jemand aus Lambsheim. „Die Jugendherberge darf nicht geschlossen werden, weil mein Verein und viele andere diesen Ort lieben und mit ihm fröhliche Erinnerungen verbinden. Wir möchten dort noch viele Erinnerungen sammeln“, heißt es von jemandem aus Sörgenloch.

Bedeutung für den Kreis

Auch die Kindertagesstätte Ritten aus Kirchheimbolanden unterstützt die Petition: „Wir sind mit unseren zukünftigen Schulanfängern schon viele Jahre lang in die Jugendherberge gefahren. Die Lage ist super, man ist gleich im Wald. Abenteuer pur; wir wurden immer herzlichst umsorgt und fühlten uns sehr willkommen und sehr wohl.“ Viele weitere Menschen aus dem Donnersbergkreis unterstützen die Petition ebenfalls. Es ist die einzige Jugendherberge im Donnersbergkreis. Letztes Jahr soll es hier 17.000 Übernachtungen gegeben haben.

„Ist eine schöne Jugendherberge, in der ich als MTB-Freund der Donnersberger viele schöne Wochenenden verbringen durfte. Daher trifft mich die Schließung persönlich“, schreibt jemand aus Bonn. Und jemand aus Steinbach fragt: „Warum muss man den Leuten die Möglichkeit nehmen, günstig mit der Familie übernachten zu können, um eine Auszeit am und im Donnersberger Wald zu verbringen?“

Rat zeigt sich „zutiefst empört“

Verwundert und „entrüstet“ zeigt sich der Steinbacher Ortsgemeinderat in einer Stellungnahme. Das Gremium und viele weitere Bürger seien „zutiefst empört über das Handeln und die Vorgehensweise des Verbandes“. Mit Blick auf die Aussage des Geschäftsführers bezüglich der nötigen Investitionen fragt der Rat: „Wurde denn ernsthaft nach Alternativen gesucht? Diese hätten unter anderem auch dadurch aufgezeigt werden können, wenn man den Dialog im Vorfeld gesucht hätte.“ Die Vermutung liege nahe, „dass die aktuelle Corona-Pandemie bewusst ausgenutzt wurde, um schnell, möglichst lautlos, aber unsensibel und nachhaltig Fakten zu schaffen“, heißt es in der Stellungnahme.

Der Rat pocht auf eine „saubere Aufarbeitung des Sachverhalts“. Zudem wolle man sich aktiv darin einbringen, „die weitere Zukunft des gerade von Familien, Schulklassen und anderen Gruppen genutzten Hauses nachhaltig zu sichern. Für uns hat die Jugendherberge einen immensen Stellenwert für unseren Ort: Das benachbarte Keltendorf, die lokale Gastronomie und das Gewerbe sind auf das Haus mit ausgerichtet. Auch das Bürgerhaus wurde gerade auch dahingehend aufwändig modernisiert, um den Bedürfnissen von größeren Gruppen, die in der Jugendherberge übernachten zeitgemäß gerecht zu werden.“

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