KIRCHHEIMBOLANDEN Kunstverein Donnersbergkreis mit vielgestaltiger Bestandsaufnahme in der Orangerie

Blick in die Ausstellung im Ostflügel der Orangerie.
Blick in die Ausstellung im Ostflügel der Orangerie.

Den „Stand der Dinge“ in eigenen Reihen beleuchtet der Donnersberger Kunstverein in seiner Ausstellung „Orangerie IX“. Frei von weiteren thematischen Vorgaben, können sich die Mitglieder des Vereins in allen Stil- und Ausdrucksvarianten entfalten. Es gibt viel zu entdecken.

Am Freitag eröffnete der Kunstverein Donnersbergkreis seine Sommerausstellung. Die Bestandsaufnahme in den eigenen Reihen nimmt nach fünf Jahren zum ersten Mal wieder Arbeiten der Vereinsmitglieder selbst in den Fokus.

„Wie schön, dass Sie hier sind, und das trotz Corona und des heißen Wetters - das ist nicht selbstverständlich!“ so begrüßte Reinhard Geller, der Vorsitzende des Donnersberger Kunstvereins, die Gäste auf der gut gefüllten Terrasse der Orangerie. Seit der Ausstellung „Orangerie I“ vor fünf Jahren habe es außer der Jubiläumsschau für Uli Lamp keine Ausstellung mehr mit Kunstvereinsmitgliedern gegeben, so Geller. Nun sei der Wunsch aber noch einmal aufgekommen; da es „unglaublich schwer“ sei, aus den vielen Künstlern des Vereins auszuwählen, habe man sich einen erfahrenen externen Kurator eingeladen: Heinz Höfchen, den langjährigen Leiter der Grafischen Sammlung am Museum Pfalzgalerie.

„Kunst spiegelt die Dinge, die uns bewegen“

Zu Beginn seiner Einführungsrede erinnerte Höfchen die Gäste des Abends zu daran, dass sie „in guter Gesellschaft“ seien, denn über 400 Kunstvereine mit über 150.000 Mitgliedern deutschlandweit seien schließlich eine überaus dynamische Bewegung zur zeitgenössischen Kunst, der es vor allem um einen emanzipatorischen Weg zur Rezeption dieser Arbeiten gehe, um „Kunst für alle“, die künstlerische Grundversorgung sozusagen. „Kunst ist innovativ und spiegelt die Dinge, die uns bewegen“, so Höfchen weiter. Genau deshalb sei die Auswahl der Werke auch so heterogen und pluralistisch, ein Querschnitt der Strömungen der zeitgenössischen Kunst im Donnersbergkreis. Ausgewählt hat Höfchen 27 Werke von 15 Künstlerinnen und Künstlern, die er in einem „fulminanten Farbpfeil“ angeordnet hat, wie Geller schon in seiner Begrüßung verraten hatte.

Da die Ausstellung kein Motto oder keinen thematischen Bezug hatte, waren auch die Künstlerinnen und Künstler in ihrer Wahl nur der Farbe und Form verpflichtet und sonst völlig frei in dem, was sie zur Auswahl einreichten. So kommt es nun, dass in der Orangerie von der klassischen Bildhauerei über diverse Mischtechnikarbeiten bis hin zur Malerei in Öl und Acryl, von Figuralem bis hin zu völlig frei gestalteter Form alles Mögliche zu sehen ist. „Der künstlerische Pluralismus macht die Ausstellung gerade interessant“, so Höfchen, „je mehr Strömungen wir zeigen können, umso interessanter ist die Auseinandersetzung damit für das Publikum.“

Von „Silent Children“ bis zum „Trojanischen Pferd“

Interessant und vielseitig ist die Auswahl der Arbeiten in der Tat: So finden sich neben den vielschichtigen Lack- und Acrylarbeiten eines Reinhard Geller nicht nur die nur gut faustgroßen „Silent Children“ von Birgit Keller – zwei Skulpturen aus in einer Gipsform eingeblasenem Heißglas, die berührend und abschreckend zugleich sind –, sondern auch großformatige Acryl-Arbeiten in Weiß und zarten Tönen von Elsa Vogt-Ramachers oder in Creme- ,Weiß- und Rottönen von Angie Horlemann. Daneben hängen ein in verschiedenen Blautönen gehaltenes Ölgemälde von Sybille Fruth und zwei miteinander korrespondierende Acryltafeln in Grün- und Blautönen von Ilsa Schoner. An der hinteren Stirnwand des Raums beenden zwei großformatige, in dunklem Mitternachtsblau gehaltene Acrylarbeiten von Detlof von Borries den „Farbpfeil“ erst einmal.

Die Fensterfrontseite des Ausstellungsraumes mit seinen Stellwänden ist den kleineren, zarteren Arbeiten vorbehalten: Hier findet sich das „Trojanische Pferd“, eine Skulptur aus Bronze und Stahl von Norbert Koch, sowie ein Stahl-Diptychon von Uli Lamp. Peter Herbst zeigt eine Zeichnung mit Farbstift auf Papier, bei der das Medium Papier das einzige ist, das diese Arbeit mit der direkt daneben hängenden „Bergzeit“ von Claudia Schäfer gemeinsam hat.

Zum Schluss eine „Ausstellung in der Ausstellung“

Fast am Ende des Rundgangs präsentieren sich schließlich die fast poetisch-zarten Naturfotografien von Jörg Vogelsang, in einen schönen Kontrast zu der nebenstehenden Arbeit „Geheimnis“ aus der Serie „Kratz Spuren Suche“ von Stephanie Merle darstellen.

Zum Abschluss gibt es gleich links vom Eingang im Kellerräumchen noch eine kleine „Ausstellung in der Ausstellung“; hier hat Höfchen mehrere Holzarbeiten von Wolf Münninghof wunderschön in Szene gesetzt, darunter auch ein Gemeinschaftsprojekt mit der Papierkünstlerin Claudia Schäfer.

Die Ausstellung „Orangerie IX“ bietet in der Tat bietet einen schönen, wenn natürlich auch gesteuerten und vorausgewählten Überblick über das aktuelle Kunstschaffen im Donnersbergkreis. Oder, wie Höfchen zum Abschluss seiner Einführungsrede so treffend sagte: „Meine Damen und Herren - Voilà, der Stand der Dinge!“

Kurz-Info

Die Ausstellung „Orangerie IX - Der Stand der Dinge“ in der Orangerie ist noch bis zum 23. August immer dienstags, freitags, samstags und sonntags von 16 bis 19 Uhr zu sehen. Das Künstlergespräch zur Ausstellung findet am Dienstag, 11. August, um 19 Uhr statt.

x