Donnersbergkreis Kollektiver Chancentod

Gauersheim. Ein riesiger Berg an Großchancen, 48 Minuten in Überzahl – und am Ende leere Hände. Als könne sie es sich leisten, hat die SpVgg Gauersheim wertvolle Punkte im Abstiegsrennen, das muss man so sagen, verschenkt: Ein 1:4 (1:1) kassierte sie gegen den vorzeitigen A-Klasse-Meister von der SG Niederkirchen/Morbach. Das sieht deutlich und souverän aus, war es aber nicht. Wer so viele Nerven vor dem Tor zeigt, wird vom Klassenbesten eben gnadenlos bestraft.

Es brauchte gar nicht viele Worte. Alleine ein gezielter Blick auf Niko Rusterholz genügte, um festzustellen, dass der Gauersheimer Spielertrainer nicht nur enttäuscht, sondern ganz schön angefressen war. Sprachlos sackte er Sekunden nach dem Abpfiff erst auf seinen Hosenboden, dann schlich er – passend vom Dauerregen begossen – über den Rasen Richtung Kabine. Wirklich Lust, die 90 Minuten zu analysieren, hatte Rusterholz keine. Man musste es dem Coach am Samstag auch nachsehen. „Das zieht sich durch die Saison wie ein roter Faden. Wir haben Chancen herausgespielt, die aber nicht gemacht. Die Hälfte aller Spieler heute sagt, das hätte auch 5:5 ausgehen können“, war er bedient. Ein Remis hätte dem Viertletzten der A-Klasse Nord nicht wirklich geholfen. Aber es wäre ein Lebenszeichen gewesen. So stand letztlich ein 1:4 gegen den sicheren Meister aus Niederkirchen – was die SpVgg bei 25 Punkten stagnieren lässt. Der letzte Strohhalm bleibt wohl die Hoffnung, dass Göllheim nicht aus der Bezirksliga ab- oder der A-Klasse-Vize aufsteigt. Aus eigener Kraft ist der Klassenerhalt nicht mehr machbar. Punkt. „Wir haben uns vorgenommen, möglichst mit voller Kraft zu spielen, um den Abstiegskampf nicht zu beeinflussen“, sagte SG-Trainer Mathias Köhler. Seiner Elf gelang das nur bedingt. Der Grund, warum Rusterholz so niedergeschlagen war: Die SpVgg entpuppte sich – und das nicht zum ersten Mal – als kollektiver Chancentod. Zur tragischen Figur avancierte Mittelstürmer Armin Kardumovic. Drei Hochkaräter ließ er fahrlässig links liegen (29., 65., 83.), immer wieder klasse in Szene gesetzt, versemmelte er den Abschluss stets neben den Kasten. Heinrich Enze (13.), im Gauersheimer Spiel durch seine schnellen Dribblings einziger Unruhepol, sowie Alexander Lahr (72.) scheiterten per Kopfstoß. Und auch Außenstürmer Timo Kotysch, der das Leder am langen Pfosten vorbeispitzelte (71.), tat es dem wuchtigen Kardumovic gleich. Problem: Die sechs Großchancen endeten immer im Toraus. Nicht einmal wurde Niederkirchens Keeper Christian Fritz zum Eingreifen gezwungen. So gewinnt man keinen Blumentopf. „Es ist das alte Lied. Man kann ja vier, fünf Gegentore kriegen. Alles kein Problem. Dann muss man die acht Chancen vorne aber auch rein machen“, haderte Rusterholz. Der erste Rückschlag passte da ins Bild: Eine lockere, schwache „Rückgabe“ von Benjamin Braun hatte Spielvereinigung-Torwart Patrick Schmitt schon in den Armen, ließ die Kugel aber durch seine Hosenträger zum 0:1 ins Netz kullern (18.). Später parierte er einen Versuch nach außen, wo 31-Tore-Mann Philipp Ritzmann zum 1:2 abstaubte (51.). Das kongeniale Duo Ritzmann (59.) und Braun (90.) war es auch, das in Torjäger-Manier abgeklärt zum 1:4-Endstand einschoss. Zu schnell verblassten die zwischenzeitlichen Gauersheimer Hoffnungen. Armin Kardumovics Ausgleich vom Elfmeterpunkt (43.), SG-Verteidiger Jan Becker klärte auf der Torlinie mit der Hand und sah den roten Karton, brachte keine Wende. Punkte verschenkt! „Wir warten ab, was die anderen machen. Die zwei Spiele wollen wir noch gewinnen. Auf die ganzen Theorien gucken wir erst, wenn es nicht mehr anders geht“, meinte Rusterholz. Ohne die Mithilfe anderer Klubs ist seine Spielvereinigung Gauersheim allerdings aufgeschmissen. Auf dem Plan steht jetzt nur noch hoffen und bangen

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