Donnersbergkreis Kirchheimbolanden: Wasserversorgung sieht Probleme mit Nitrat

Klaus Hoffmann
Klaus Hoffmann

«Kirchheimbolanden.» Die Wasserversorgung Rheinhessen-Pfalz mit Sitz in Bodenheim, die auch die Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden versorgt, setzt auf eine Kooperation mit den Landwirten. Derzeit gibt es „ernstzunehmende Probleme“ mit Nitrat und Pflanzenschutzmittelrückständen in den oberflächennahen Gewinnungsanlagen. Etwas, das insbesondere bei Ingelheim für Sorgenfalten auf der Stirn des Geschäftsführers Ronald Roepke sorgt. Für die Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden haben er und der Handlungsbevollmächtigte Klaus Hoffmann im Gespräch mit der RHEINPFALZ eine gute Nachricht: Am Wasserpreis wird sich nichts ändern. Wichtig, auch für die VG Kirchheimbolanden, wird eine Investition in Wintersheim sein.

Herr Roepke, Sie sind jetzt seit eineinhalb Jahren Geschäftsführer der Wasserversorgung Rheinhessen-Pfalz. Wie fällt Ihre Bilanz dieser Zeit aus?

Ich fühle mich total wohl. Die Zeit ist wie im Fluge vergangen. Das zeigt, dass es nicht langweilig ist, dass es viele Herausforderungen zu meistern gilt. Die große Geschichte war die Auseinandersetzung mit der Stadt Mainz. Da haben wir viel Kraft und Energie reingesteckt. Und da haben wir ein schönes Weihnachtsgeschenk bekommen, als uns das Gericht zumindest in der ersten Instanz voll umfänglich recht gegeben hat. Jetzt geht es weiter in die nächste Instanz. Das Thema wird uns wahrscheinlich noch ein paar Jahre beschäftigen. Zu dem Urteil. Hier geht es um die Konzessionsrechte für die Wasserversorgung der Stadtteile Ebersheim und Laubenheim ... Roepke: ... Genau. Wir sind dort seit über 100 Jahren der Wasserversorger. Ende der 60er Jahre sind Ebersheim und Laubenheim in die Stadt Mainz eingemeindet worden. Die Stadt Mainz hatte auch schon in der Vergangenheit ein Auge darauf geworfen, die Wasserversorgung der beiden Stadtteile in die Hand ihrer 100-Prozent-Tochter, der Mainzer Stadtwerke, zu legen. 2016 hatte sie dann ein Interessenbekundungsverfahren gestartet. Letztlich hatten wir Klage eingereicht. Das Gericht ist zu 100 Prozent unserer Argumentation gefolgt. Von daher sind diese beiden Stadtteile nach wie vor bei uns. Das sind gut fünf Prozent unserer Wasserabgabe. Von daher ist das für uns – neben unserer Verbundenheit zu den beiden Stadtteilen – auch eine ganz wichtige wirtschaftliche Komponente. Sie haben sich kürzlich mit Vertretern des Bauern- und Winzerverbandes getroffen. Thema: ernstzunehmende Probleme mit Nitrat und Pflanzenschutzmittelrückständen in den oberflächennahen Gewinnungsanlagen, insbesondere bei Ingelheim. Wie groß ist das Problem für Sie? Roepke: Es gibt Probleme in einzelnen Quellen, wo erhebliche Nitratkonzentrationen zu verzeichnen sind, aber auch Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. In unserem sehr wichtigen Gewinnungsgebiet in Ingelheim haben wir „nur“ das Nitratthema. Da liegen wir mit den derzeitigen Nitratkonzentrationen oberhalb des Grenzwertes von 50 Milligramm, so bei 60 bis 70 Milligramm. Wir benötigen das Wasser für die Versorgung, können es aber nicht direkt ins Netz einspeisen. Deswegen haben wir einen erheblichen Aufwand, dieses Wasser einmal – plastisch gesagt – quer durch Rheinhessen zu pumpen, um es dann da zu „mischen“ und letztendlich so ins Netz geben zu können, dass es unbedenklich für unsere Kunden ist. Was waren die Ergebnisse des Austauschs? Roepke: Wir wollen da eine Lösung finden. Wir stellen uns mit Unterstützung eines Gutachters die Frage, ob es Sinn ergibt, eine landwirtschaftliche Kooperation aufzubauen. Wir betrachten momentan eine Kosten-Nutzen-Bilanz, weil auch das ein erheblicher Aufwand wäre, den wir betreiben müssten. Wir sind froh, dass wir nun mit Vertretern der Landwirtschaft in einen Dialog gekommen sind. Wie war dieser Dialog? Wir konnten feststellen, dass wir das gleiche Ziel haben. Wir verteufeln die Landwirtschaft nicht. Wir mahnen nur an, dass es durchaus schwarze Schafe gibt, die sich nicht an entsprechende Vorgaben halten. Wir haben eine gute Grundlage gefunden, haben auch die Signale bekommen, dass wir Unterstützung erwarten dürfen, wenn wir es als sinnvoll erachten sollten, in eine Kooperation einzusteigen. In Wintersheim läuft derzeit ein Großprojekt. Dort soll der Haupthochbehälter erweitert werden. Roepke: Eine ganz wichtige Maßnahme für uns. Rund neun Millionen Kubikmeter Wasser gehen im Jahr über diese Behälteranlage und verteilen sich über das gesamte Verteilungsgebiet bis in die Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden. In Wintersheim haben wir bislang eine Behälterkapazität von „nur“ 7000 Kubikmetern. Jetzt bauen wir noch mal 13.500 Kubikmeter dazu. Damit stärken wir die Versorgungssicherheit. Mit einem größeren Behälter erkaufen wir uns auch Reaktionszeit – für planmäßige, aber auch außerplanmäßige Fälle. Von dieser Baumaßnahme werden 300.000 Einwohner profitieren. Für uns ist das mit Herstellungskosten von 4,1 Millionen Euro eine sehr große Maßnahme, die wir im letzten Jahr begonnen hatten und wohl 2019 einweihen werden. Herr Hoffmann, Sie hatten sich im vergangenen Jahr Gedanken über ein Konzept gemacht, wie Sie die Wasserversorgung in der Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden für die Zukunft aufstellen wollen. Wie weit sind Sie mit diesem Konzept? Das Konzept ist noch in Arbeit. Wir wollen darüber in den nächsten Wochen Gespräche mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion führen. In Ingelheim und Wöllstein benötigen beispielsweise zwei Sonderabnehmer mehr Wasser. Dies hat Auswirkungen auf die Gesamtverteilung der Wassermengen. Wir sehen dies im Sinne einer Risikovorsorge, dass auch den lokalen Gewinnungsstandorten eine stärkere Bedeutung zukommt. So etwas hat dann auch Auswirkungen auf die Brunnen in der Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden. Wir wollen uns deswegen eng mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion abstimmen. Wichtig ist: Die Versorgungssicherheit muss ganz oben stehen. Versorgungssicherheit ist ein gutes Stichwort. Herr Roepke: Kürzlich haben Sie sich zum Wassernotstand in Südafrikas Hauptstadt Kapstadt geäußert. Sie sagten, dass man auch in Rheinhessen oder der Nordpfalz die Folgen des Klimawandels spürt. Wie spüren Sie diese? Wir merken, dass es im Verlauf eines Jahres durchaus Veränderungen gibt. Perioden, in denen es extrem heiß und trocken ist. Der Wasserbedarf steigt dann extrem an. Diese Perioden werden aber auch unterbrochen durch Starkniederschlagsereignisse. Da bricht dann der Wasserbedarf wieder komplett ein. Das heißt: Es gibt enorme Schwankungen zwischen einem Spitzenbedarf und dem Normalbedarf. So wird eine verlässliche Planung deutlich erschwert. Das ist ein Balanceakt, der uns vor große Herausforderungen stellt. Auch die Infrastruktur ist nicht unerheblich. Wir haben 2500 Kilometer Netz, das wir betreiben, und 95 Behälteranlagen. Der kleinste Behälter ist auf dem Donnersberg mit 15 Kubikmetern auf über 600 Meter Höhe. Diese Anlagen müssen wir alle instandhalten. Da haben wir einige Hausaufgaben vor uns. Eine Modernisierungsphase steht an. Gut ist: Wir haben in unseren Leitungen nur geringe Wasserverluste.

Ronald Roepke
Ronald Roepke
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