Donnersbergkreis Keine Unterstützung für Tempo 30

Es wird gerast, durch Überfahren der ohnehin schmalen Gehsteige entstehen gefährliche Situationen für Fußgänger, Einmündungen werden zu spät erkannt: Die Verkehrssituation ist ein Dauerthema in Biedesheim. Deshalb hatte die Gemeinde Vertreter der Verwaltung und verantwortlicher Behörden am Dienstagnachmittag zu einem Ortstermin geladen. Angeschaut wurden verschiedene unübersichtliche Stellen entlang der L 448.

Auslöser für das Treffen war eine von Manuela Ferino initiierte Sammlung von Unterschriften im vergangenen Jahr. 117 Namen standen schließlich auf ihrer Liste, die sie dem Dorfparlament vorlegte. Gefordert werden verkehrsberuhigende Maßnahmen im Bereich der Schulstraße, die kurz hinter der nördlichen Ortseinfahrt von der L 448 abgeht. Die zum Bürgerhaus und zum Kindergarten führende Straße sei für Fahrzeuge aus Richtung Ottersheim kaum wahrnehmbar und bei hoher Geschwindigkeit sei ein rechtzeitiges Abbremsen kaum möglich. Kita-Leiterin Christiane Bosecker bekräftigte: „Ich hab’ Angst um meine Kinder.“ „Ich möchte handeln, bevor etwas passiert“, sagte Bürgermeister Holger Pradella. Außerdem sei eine Dorfmoderation zur Steigerung der Lebensqualität mit einer „Autobahn“ als Durchfahrtstraße zum Scheitern verurteilt. Die Idee, eine Tempo-30-Zone einzurichten, wurde vom Leiter der Straßenmeisterei Erbes-Büdesheim, Ulf Gerth, jedoch wegen „zu geringer Verkehrsbelastung“ verworfen. Jürgen Magsamen vom Ordnungsamt der Verbandsgemeinde Göllheim sieht solche Schilder als nutzlos an. Argumente, dass dann wenigstens nicht mehr mit 80 in den Ort hineingerast würde, ließ er nicht gelten. „Wie kommt man zu Aussagen: ,Der fährt 80’?“, fragte er, das sei doch lediglich subjektives Empfinden. Er verwies auf eine einstündige Tempomessung der Polizei in der Ortsdurchfahrt, bei der alle 40 registrierten Autos mit 39 bis 50 Kilometer pro Stunde unterwegs gewesen seien. Einige Anwesende protestierten: Das Ergebnis sei kein Wunder, da das Blitzgerät ja gut zu sehen gewesen sei. „Ich glaube schon, dass hier vereinzelt zu schnell gefahren wird“, sagte Roger Weis vom Landesbetrieb Mobilität Worms. Das Einrichten von Tempo-30-Zonen unterliege aber klaren gesetzlichen Regelungen. Zur Entschärfung der Einmündung schlug er zwei preiswerte Sofortmaßnahmen vor: Die Hecke zurückschneiden, so dass das Schild „Schulstraße“ auch von den aus Norden kommenden Verkehrsteilnehmern gesehen werden kann, und eine größere und damit auffälligere Tafel als bisher mit stilisierten Kinderfiguren und dem Hinweis: „Freiwillig Tempo 30 – wegen uns“. Durch Geschwindigkeitsbeschränkungen kriege man „die Deppen“ nicht, sprach sich auch Kreis-Verkehrsreferent Norbert Jung gegen „offizielle“ Tempo-30-Schilder aus. Durch Verschwenkungen sei beim Ausbau der L 448 durch Biedesheim schon eine Menge getan worden. Ziel müsse ein leistungsfähiges Netz klassifizierter Straßen sein, das den überörtlichen Verkehr flüssig transportieren könne. Er riet dazu, sich Transparente mit dem Appell, langsam zu fahren, von der Kreisverkehrswacht zu besorgen. Mittel der Wahl gegen Raser seien aber Hindernisse durch abgestellte Autos, war er sich mit Magsamen einig. Das Parken auf der Hauptstraße – außer in wenigen markierten Flächen – hatte der Biedesheimer Gemeinderat jedoch kürzlich abgeschafft. Pradella erinnerte an die vielen toten Winkel und an die von Brummis und Landmaschinen kaum zu passierenden Engstellen. Es sei der Gemeinde unbenommen, auf eigene Kosten ein Geschwindigkeitsmessgerät mit oder ohne Smiley zu installieren, meinte Magsamen. Als Pradella die klamme Kasse ins Feld führte, sagte Magsamen, dass Kommunen, denen das wichtig sei, das Geld dafür aufbrächten. Man könne so ein Gerät sicherlich auch leihen. Vorteil sei, dass man so auch verlässliche Daten ermitteln könnte, um über eventuelle verkehrsberuhigende Maßnahmen zu entscheiden. (abf)

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