Sportlerwahl Josefa Matheis und die Schinderei am Berg
Wer die Ergebnislisten der Volksläufe in der Umgebung studiert, wer sich durch die Zahlenwerke von Marathon- und Halbmarathons der vergangenen Jahre arbeitet, der stößt immer wieder auf ihren Namen: Josefa Matheis von der TSG Eisenberg. Seit vielen Jahrzehnten hat sie sich dem Laufen verschrieben, weiß, wie man über die langen Distanzen erfolgreich ist, kennt aber auch die Geheimnisse der etwas kürzeren Strecken. „Früher bin ich gerne Marathon gelaufen, mittlerweile sind es öfter kürzere Strecken wie die 5000 Meter“, sagt Matheis. Den Knochen zuliebe mache sie etwas langsamer, berichtet sie mit einem breiten Grinsen. Wobei langsam das falsche Wort ist, denn egal in welcher Disziplin sie startet, flink ist sie dabei fast immer.
„Ich bin mit 18 Jahren über meinen Schwiegervater und meinen Mann zum Laufen gekommen.“ Beide waren ebenfalls leidenschaftliche Läufer. Einen anderen Sport habe sie vorher nicht gemacht, „das ist das einzige, was ich kann“, gibt sie mit einem Schmunzeln zu Protokoll. Ihr Mann Ralf ist seit vielen Jahren ihr Trainer, startete im vergangenen Jahr wie sie bei der Berglauf-WM. Und auf ihn geht auch ihr erster Start bei einem solchen Rennen zurück: 2012 war das und die Premiere bei der damaligen Berglauf-Weltmeisterschaft im Schwarzwald hätte nicht besser sein können. Viele Male habe ihr Mann sie zur Vorbereitung den Donnersberg hochgescheucht. Und das zahlte sich tatsächlich aus. Matheis wurde Weltmeisterin in ihrer damaligen Altersklasse.
Ein Panorama für die Ewigkeit
„Das war aber nicht mit jetzt zu vergleichen, die Berge, das Panorama, was das für eine Wucht war, noch mal völlig anders als damals“, schwärmt die Eisenberger Läuferin. Denn 2021 ging es im Stubaital (Tirol) um die Bestzeiten. Und wieder war Matheis vorne dabei – obwohl die Eisenberger „eher unter dem Radar“ trainierten. Denn das Höhenprofil versprach schließlich noch einmal eine ganz andere, deutlich alpinere Herausforderung – der Donnersberg reichte da als Trainingsstätte nicht aus. „Wir waren ein paar Wochen vorher noch in Oberjoch im Allgäu, haben da ein bisschen verdeckt trainiert“, erzählt Matheis. Alle Eisenberger Starterinnen, neben Matheis Astrid Eisenbarth, Sonja Deiß und Christina Schrödelsecker, waren dabei, aber auch Matheis’ Familie.
Für Tag X sollte alles passen: Nach 11,5 Kilometern und 1157 Höhenmetern überquerte Josefa Matheis nach 53:35,4 Minuten die Ziellinie – Rang drei, noch vor einigen bergerfahrenen bayerischen Läuferinnen. Und mit der deutschen Mannschaft setzte Matheis in der Altersklasse noch einmal einen drauf, holte Gold.
Matheis peilt EM-Starts an
Schon zuvor hatte sie in Baunatal abgeräumt. Bei den Deutschen Senioren-Meisterschaften trat sie in der W55 an, und sicherte sich über die 5000 Meter in 19:59,59 Minuten die Goldmedaille. „Wir sind eine super Truppe, mir macht es einfach weiterhin viel Spaß“, erzählt sie von der wöchentlichen Schinderei im Training. Solange sie gesund und verletzungsfrei bleibe, wolle sie auch in jedem Fall weitermachen. Für dieses Jahr stehen einige Entscheidungen an. „Ich will so gut es geht alles verteidigen, vor allem den Deutschen Meistertitel und beim Marathon Deutsche Weinstraße im Halbmarathon eine gute Zeit laufen.“ Matheis ist dort Titelverteidigerin, unter 1:30 Stunden will sie Anfang April ins Ziel kommen. Es soll der Auftakt sein für ein weiteres erfolgreiches Laufjahr der Eisenbergerin. Denn im Mai folgen die Europameisterschaften in Grosseto (Italien). Matheis peilt dort die 5000, 10.000 Meter und eventuell den Halbmarathon an.