Donnersbergkreis Interview: Nicklas Shipnoski über seine erste Saison als FCK-Profi

Kirchheimbolanden. Aus sportlicher Sicht hat Nicklas Shipnoski ein Wahnsinns-Jahr hinter sich. Junioren-Nationalspieler, Aufstieg in die A-Junioren-Bundesliga, dort den zweiten Platz belegt, dazu seine ersten Einsätze bei den Profis des 1. FC Kaiserslautern in der Zweiten Fußball-Bundesliga. Am letzten Spieltag durfte der 19-Jährige gegen Nürnberg sogar von Beginn an ran. Sebastian Stollhof hat sich mit dem Bischheimer in Kirchheimbolanden auf einen Himbeermilchshake getroffen und mit Shipnoski über das vergangene Jahr, seine Ziele, seine Chancen auf einen Stammplatz, seinen Urlaub und die Donnersberger Heimat gesprochen.

Nicklas, wissen Sie eigentlich, wie viele Fans Ihre Facebook-Seite hat?(lacht)

Ich glaube über 3000. Genau, es sind über 3200. Was schätzen Sie: Wie viele davon sind im letzten Jahr dazugekommen? Das muss ja enorm nach oben geschossen sein. Auf jeden Fall. Als ich die Seite startete, war ich noch in meinem ersten Jahr in der U19, kam dann langsam zur Nationalmannschaft. Da waren es irgendwann mal 500. Dann wurde es immer mehr. Durch meine Einsätze in der Hinrunde bei den Profis und jetzt das Spiel gegen Nürnberg sind es deutlich mehr geworden. Meisterschaft und Aufstieg in die A-Junioren-Bundesliga, Halbfinale im Junioren-DFB-Pokal, Vizemeister in der A-Junioren-Bundesliga, Länderspiele für den DFB-Nachwuchs, erster Einsatz bei den Profis des FCK, nun sogar das erste Spiel von Beginn an und natürlich Ihr Abitur: Was war Ihr persönlicher Höhepunkt? Mein Debüt bei den Profis, als ich in der Hinrunde gegen Bochum eingewechselt wurde. Das Startelfdebüt gegen Nürnberg steht aber auch ganz oben. Vor fast 40.000 Zuschauern zu spielen, ist schon was Besonderes. Aber auch für Deutschland in der Nationalmannschaft aufzulaufen, ist eine tolle Sache. Weil es ein riesiges Gefühl ist, gemeinsam mit den Besten aus Deutschland für sein Land zu spielen. Was wir mit der A-Jugend geleistet haben, war ebenfalls ein riesiger Erfolg. Wann hatte Ihnen Trainer Norbert Meier gesagt, dass Sie gegen Nürnberg von Anfang an spielen dürfen? Einen Tag vorm Spiel hat er mich zu sich gerufen und mir die Formation gezeigt. Dann hat er gesagt, dass ich rechtes Mittelfeld spielen werde, damit ich mich ein bisschen drauf einstellen kann. Dann hatte das Herz erst einmal ein bisschen schneller geschlagen. Wie war es auf dem Platz? Die ersten fünf bis zehn Minuten war ich schon noch etwas nervös. Das ist ja was ganz Neues für mich, vor 38.000 Menschen zu spielen. Und dann noch in einem so wichtigen Spiel! Wir waren ja noch nicht gesichert. Das war eine große Wertschätzung vom Trainer. Darüber habe ich mich auch sehr gefreut. Was hat Ihnen der Trainer vor dem Spiel mit auf den Weg gegeben? Er hat gesagt, dass er weiß, was ich kann. Ich hätte mich im Training immer reingehängt und angeboten. Ich soll einfach mein Spiel machen, Spaß haben und alles geben. Das wollen die Zuschauer hier sehen, dass man sich zerreißt und kämpft für den Verein. Sie sind seit der F-Jugend beim FCK, waren selbst Fan. Wie haben Sie die Stimmung nach dem Spiel wahrgenommen. Sie war ja schon irgendwie seltsam. Man muss zunächst sagen, dass unsere Fans überragend sind. In der Zweiten Liga gibt es nicht viel bessere, vor allen Dingen auch auswärts. Wo die überall mit hinfahren und uns unterstützen! Nach dem Spiel gegen Nürnberg war die Stimmung geteilt. Viele Fans waren froh, dass wir es geschafft haben, haben applaudiert. Viele davon auch in der Westkurve. Es waren aber auch einige dabei, die ihren Unmut über diese Saison geäußert haben. Dass kann man auch verstehen. Wir sind hinter unseren Erwartungen geblieben. Am Ende war es wichtig, dass wir es geschafft haben. In der neuen Saison können wir es besser machen. Jetzt ist Urlaub. Wo geht es hin? Ich weiß es noch nicht genau. Ich habe schon vor, irgendwo hinzufahren. Wo, weiß ich aber noch nicht. Last minute. Mal schauen ... Wie sieht der Rest vom Urlaub aus? Gibt es einen Trainingsplan? Ja, auf jeden Fall. Der Fitnesstrainer hat jedem einen Plan gegeben. Wir müssen einige Läufe machen. So etwas gehört dazu. Wo machen Sie die? Ich denke hier. Ich bin ja oft bei meiner Familie in Bischheim. Im Urlaub bin ich aber auch sicher mal in Kaiserslautern. Dort wohnen viele Freunde von mir. Ich habe dort auch eine Wohnung. Marcel Gaus hat bekanntgegeben, dass er den 1. FC Kaiserslautern verlassen wird ... ... Das ist natürlich ein Verlust. Andererseits könnte das auch eine Chance für Sie sein ... ... Ja schon, aber da muss man abwarten. Und es ist auch nicht unbedingt meine Position. Marcel hatte auch viel defensiv auf der linken Seite gespielt. Ich denke schon, dass er ein wichtiger Spieler war. Er hat viel Stabilität reingebracht, hat auf seiner Seite immer Dampf gemacht, hat immer gekämpft. Er war einer der großen Leistungsträger in der Mannschaft in dieser Saison. Ein Vorteil von Ihnen ist, dass Sie im Offensivbereich variabel einsetzbar sind, können rechts wie links spielen. Wie groß sehen Sie ihre Chance, im nächsten Jahr den Sprung in die Stammelf zu schaffen? Ich habe jetzt schon einmal von Anfang an gespielt, konnte das ein bisschen aufsaugen, wie das in der Zweiten Liga ist, das Tempo. Ich denke, wenn ich meine Leistung zeige und mich im Training auch immer wieder anbiete, werde ich meine Chancen bekommen. Davon bin ich fest überzeugt. Klar ist aber, dass ich Gas geben muss, dass ich mich dem Trainer zeigen muss. Wenn ich meine Einsätze bekomme, muss ich da sein. Ob es nun die ersten paar Mal über Einwechslungen ist oder dann von Anfang an, das sei mal da hingestellt. Ich probiere alles, dass ich mich in naher Zukunft zum Stammspieler entwickeln kann. Das heißt: Auf jeden Fall erst einmal beim FCK? Ja, es ist klar, dass ich beim FCK bleibe. Ihr Bruder Christopher kickt in der Bezirksliga für den SV Kirchheimbolanden. Wie oft schauen Sie beim SVK zu? Wenn ich kann, bin ich eigentlich immer dort. War denn Ihre Familie beim Startelfdebüt gegen Nürnberg im Stadion? Ja. Mein Bruder, meine Schwester, Papa, Mama, Freunde – alle waren da. Apropos Freunde: Wie oft haben Sie noch Zeit, sich um diese zu kümmern? Gerade in der Phase der Abiturvorbereitung, wo ja noch das Training dazu kommt, manchmal zweimal am Tag, das war schon schwierig. Wobei das ja mehr in der Hinrunde war. Der Trainer hatte das da gut gesteuert. Wenn ich da sagte, dass ich es zum zweiten Training nicht schaffe, weil ich lernen muss, hatte er geantwortet, dass es kein Problem ist. Im Winter kam dann der neue Trainer. Das war die Zeit, in der die Prüfungen waren. Für Freunde war da wenig Zeit, aber wir hatten dennoch immer Kontakt. Sie haben mich unterstützt bei allem, was ich mache. Viele Freunde habe ich ja immer wieder in der Schule gesehen. Und jetzt in der Pause habe ich wieder mehr Zeit. Sie hatten in der vergangenen Saison bei den Profis zwei Trainer: Tayfun Korkut und Norbert Meier. Was haben sie von denen gelernt? Zwei Trainer im ersten Profijahr ist schon viel. Wobei man auch weiß, dass es im Fußball schnell gehen kann. Ich habe von beiden viel gelernt. Tayfun Korkut hat meine ersten Schritte im Profibereich begleitet, hat mich extrem gefördert. Jetzt auch Norbert Meier. Er hat auch ein großes Vertrauen in mich gesetzt. Er wollte mich ja schon gegen Aue mitnehmen und spielen lassen, aber dann wurde ich krank, war erkältet. Ich habe von beiden viel mitgenommen. Große Stücke halten Sie auch auf Ihren A-Junioren-Trainer Gunther Metz… Ja, auf jeden Fall! Er hatte mich schon als B-Jugendspieler zu sich in die A-Jugend hochgezogen. Da sind wir leider abgestiegen. Er hatte mich sehr gefördert. In meinem ersten Jahr A-Jugend war ich dann wieder bei ihm. Ich hatte immer Rückendeckung von ihm. Dann hatte ich ja sogar den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft. Ich habe ihm viel zu verdanken, weil er mich immer unterstützt hat. Ich bin ein Spieler, der das Vertrauen vom Trainer braucht. Wenn ich das habe, dann kann ich meine beste Leistung bringen. Bundesliga, Nationalmannschaft, Fußball-Weltmeisterschaft: Von was träumt Nicklas Shipnoski? Erstmal davon, dass ich mich beim FCK durchsetzen kann. Aber natürlich A-Nationalmannschaft irgendwann mal, das wäre der Hammer, davon träumt doch jeder Fußballer. Und irgendwann vielleicht dann mal Premier League. Das wäre natürlich auch interessant. Jürgen Klopp, FC Liverpool ... ...Nein, Manchester United. Ein toller Verein, ich liebe die Stimmung dort. Wenn viele Fans im Stadion sind, auch wie gegen Nürnberg bei uns, so etwas imponiert mir. Als wir vor dem Spiel gegen Nürnberg zum Stadion fuhren und die Leute da für den Mannschaftsbus Spalier standen, uns anfeuerten, das war schon Wahnsinn. Da kriegt man Gänsehaut. Riesen Respekt vor diesen Fans!

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