Donnersbergkreis Ins Zeug gelegt für bewussteres Leben

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Freitag kurz nach 20 Uhr, die Dämmerung hat schon eingesetzt, kurvt Christoph Fuhrbach, der erste vom Radteam für die Aktion „Gutes Leben. Für alle!“ auf den Römerplatz in Kirchheimbolanden. Veranstaltet wird die Aktion gemeinsam vom Katholikenrat des Bistums Speyer und von Misereor. Sensibilisieren will sie für ein nachhaltiges Leben, das nicht unkritisch den Maßstäben der Konsumgesellschaft folgt.

Begrüßt wird Fuhrbach, Referent für weltkirchliche Aufgaben im Bistum Speyer, in Kirchheimbolanden mit einem Tusch der Kolpingkapelle Zell und warmen Worten von Bürgermeister Klaus Hartmüller, der vor dieser Leistung den Hut zieht: „260 Kilometer sind für mich ohne Training einfach zu sportlich.“ Eine Riesenstrecke sind die drei Hobbyradler am zweiten Tag ihrer dreitägigen Bistumsumrundung gefahren: Der Tag begann in Zweibrücken, führte über St. Ingbert, Homburg und Kusel nach Kirchheimbolanden. „Die letzten 20 Kilometer waren richtig heftig“, stöhnt Steffen Glombitza, Pastoralreferent, der zehn Minuten später einfährt. Neben Fuhrmann, Initiator der seit Sommer 2013 laufenden Kampagne „Gutes Leben. Für alle!“, der als passionierter Radler auch die Idee zur Bistumsumrundung hatte, und Tobias Wiesemann, Ehrenamtlicher für Misereor aus Kaiserslautern, war Glombitza der einzige der drei, der eigens dafür trainieren musste. „Der pure Albtraum heute“, sagt Glombitza. „Die Berge waren wirklich heftig, da haben mich die anderen beiden abgezogen.“ Wiesemann besitzt kein Auto, erledigt alles nur per Fahrrad und streckenweise mit dem Zug, auch seine Baufirma betreibt der Unternehmer und Architekt autofrei. „Ich fahre viel Rad, daher war die Idee hinter der Aktion, dass man den Menschen aufzeigt, dass es Alternativen im Leben gibt zu fossilen Brennstoffen“, erklärt Fuhrbach. Die drei Radler in ihrem grün-weiß-schwarzen Teamdress fielen unterwegs auf, berichten von tollen Begegnungen. An allen Stationen trafen sie auf das Kampagnenteam des Katholikenrats, das an einem Stand Buchtipps für ein nachhaltigeres Leben bereithält und dazu auch 1000 Antworten sucht, was „gutes Leben für einen persönlich bedeutet und was man dazu beitragen möchte“, wie Astrid Waller vom Katholikenrat, erläutert. Auch auf dem Römerplatz teilt sie den Interessierten, die sich um die Stände scharen, Karten aus, die sie mit ihrer Antwort an ein Holzkreuz auf der Mitte des Platzes befestigen können. „Ich ernähre mich seit 1988 nur vollwertig, mahle mein Korn selbst und backe eigenes Brot. Ich kaufe auch nur Ware frei von Zusatzstoffen“, sagt etwa Helga Bührmann, die am Stand des Vegan-Stammtisches Häppchen mit veganem Aufstrich auf Dinkelbrot probiert. Neben der Tafel, der Kibo-Initiative, Amnesty International und den Grünen präsentieren sich auch die Nigeria-Initiative von Felicia Stevens und VG-Bürgermeister Axel Haas mit dem Arbeitskreis Jugend, der sich in diese Arbeit für ein Kindergarten- und Schulprojekt einbringt. „Die Erträge aus Veranstaltungen werden für die Strom- und Wasserversorgung gesammelt“, so Haas. Beauftragter Christian Kalmbach berichtet kurz vom Klimaschutzkonzept der Stadt. Im Interview mit Thomas Sartingen von der katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Speyer erklären die ausstellenden örtlichen Initiativen, wie sie sich dem Thema nähern. Uli Zerger, Bioland-Landwirt vom Weierhof, berichtet über den Anbau alternativer Lebensmittel. Zerger baut seit zehn Jahren die bitterstoffarme, weiße Süßlupine an. „Sie ist quasi die deutsche Sojabohne. Sehr eiweißhaltig, und man kann sie für verschiedene Produkte nutzen.“ Brotaufstriche und Produkte aus seiner Hülsenfrucht präsentiert Hermann Krämer von der Purvegan GmbH aus Ramsen. Am Römerplatz finden die Probierschnittchen mit Lupinenaufstrich viele Abnehmer, nicht zuletzt auch bei den drei erschöpften Radlern. Am gestrigen Palmsonntag wurden vor dem Dom in Speyer dann die Karten der erhofften 1000 Antworten ausgezählt und auch erreicht. „Im nächsten Schritt suchen wir bis Ostern 2015 100 Experimente, die einen alternativen Lebensstil aufzeigen und danach zehn Begegnungen, auch über die Bistumsgrenzen hinaus, die in einen Dialog treten“, so Sartingen über die Fortsetzung der Aktion. (mth)

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