Donnersbergkreis „Imame machen keine Politik“

Im Garten der Moschee (von links): Ramazan Tan, Vorsitzender des Türkisch-Islamischen Kulturvereins von Eisenberg, der Imam Hasa
Im Garten der Moschee (von links): Ramazan Tan, Vorsitzender des Türkisch-Islamischen Kulturvereins von Eisenberg, der Imam Hasan Husein Islam und die Vereinsmitglieder Hüseyin Önder und Güven Sayan.

Ein türkischer Bürger aus Eisenberg hat gegenüber der RHEINPFALZ geäußert, dass Imame in Moscheen Predigten pro Erdogan hielten. Der Türkisch-Islamische Kulturverein widerspricht dieser Aussage. Im Fall des Eisenberger Imams sei das nicht so, betont Vereinsmitglied Güven Sayan: „Er predigt nicht im Namen des türkischen Staates. Er predigt nur den Islam.“

In der Eisenberger Moschee, gleichzeitig Gebetshaus und Versammlungsstätte, ist an diesem Freitagabend nach dem Gebet ein halbes Dutzend Männer versammelt – und alle betonen, dass der Imam ein religiöser Dienstleister für die Gemeinde sei und eben kein politischer Prediger. Die Männer sagen: „Sowohl unseren Vereinsmitgliedern als auch unseren Imamen ist es streng verboten, irgendwelche politischen Aktivitäten oder Äußerungen in unseren Vereinsräumen zu tätigen.“ Der 42-jährige Eisenberger Güven Sayan, der auch Mitglied im Ditib-Landesverband ist, formuliert es so: „Wenn der Imam über Politik predigen würde, würden wir als Vorstand das unterbinden.“ Yüksel Önder (48), ein Eisenberger CDU-Mann, der selbst viele Jahre Vorsitzender des Kulturvereins war, untermauert die Aussagen von Sayan: „Ich habe in meiner Zeit mit drei verschiedenen Imamen zusammengearbeitet. Die waren alle sehr hilfreich für die Integration, und sie waren alle drei gegen die Radikalisierung.“ Es habe bei ein, zwei Leuten, die Mitglieder in der Gemeinde gewesen seien, „ganz radikale Ansichten“ gegeben, die allerdings in der Eisenberger Moschee „keinen Freiraum“ bekamen, wie Önder es ausdrückt: „Sie haben vom Vorstand Hausverbot bekommen.“ Und Sayan fügt an: „Wir haben seit 1983 Imame hier in Eisenberg. Sie lehren einen gemäßigten Islam fernab von radikalen Gruppierungen oder Irrungen. Sie werden keine Salafisten oder Radikalen sehen.“ Der Bundesverband der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib), bei dem der Eisenberger Verein Mitglied ist, stellt dar: „Wir bekennen uns seit Anbeginn zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung und verfolgen gemeinnützige, religiöse, wohltätige, kulturelle und sportliche Zwecke.“ Der Kulturverein Dem Türkisch-Islamischen Kulturverein gehören 200 Familien an, das sind etwa 800 Mitglieder. Im Vereinsvorstand sind neun Leute, Vorsitzender ist Ramazan Tan (44) aus Eisenberg. Tan kam 2001 aus Istanbul nach Eisenberg. Seine Frau ist eine türkische Eisenbergerin, die beiden haben sich im Urlaub kennengelernt, haben eine zwölfjährige Tochter und einen neun Jahre alten Sohn. Tan arbeitet bei Borg Warner in Kirchheimbolanden. Der Vereinsvorstand, der alle drei Jahre neu gewählt wird, hat eine wichtige Rolle in der Moscheen-Gemeinde – unter anderem ist er es, der die Prediger in der Türkei anfordert. Imame müssten die Ausbildung haben und die Fähigkeit besitzen, eine Gemeinde zu leiten, betonen die Vereinsmitglieder: „Dieser grundlegende Aspekt schließt eine ernstzunehmende Rekrutierung der Imame aus Deutschland aus, da der Bedarf an ausgebildeten Imamen derzeit unmöglich gedeckt werden kann.“ Imam Hasan Husein Islam Der derzeitige Eisenberger Imam Hasan Husein Islam (50) stammt aus der türkischen Großstadt Gaziantep und ist mit seiner Frau, der zehnjährigen Tochter und dem dreijährigen Sohn vor 20 Monaten in die Pfalz gekommen, die älteren drei Kinder studieren in der Türkei. Dem Imam gefällt das Gemeindeleben. Die Moschee sei mehr als „nur“ Gebetsraum, es sei ein Ort der Zusammenkunft. Warum er sich entschieden hat, nach Deutschland zu gehen? „Der Hauptgedanke ist, dass wir unseren Glaubensbrüdern im Ausland wertvolle Dienste leisten und nützlich sind“, sagt Imam Islam. Er wolle einen Beitrag leisten, dass die Jugendlichen „fernab von schlechten Angewohnheiten erzogen werden“. Brauchtum und Identität sollten dabei nicht aufgegeben werden, sie seien eine Bereicherung, findet er. Er sehe sich in erster Linie als Theologe und wolle, dass die Menschen von ihm etwas lernen könnten. Der Imam wird vom türkischen Religionsministerium entsandt und von der Türkei bezahlt. Der Verein stellt der Familie eine Wohnung in der Moschee. Der Imam muss nach fünf Jahren zurück in die Türkei, eine Verlängerung ist nicht möglich. Bevor Islam nach Deutschland ging, musste er einen Kurs beim Goethe-Institut absolvieren, um sich mit den Sitten und der deutschen Grammatik vertraut zu machen. Beim Gespräch übersetzen die anderen Männer. Die Geschichte des Vereins Gegründet wurde der Verein 1977 als „Türkischer Arbeiterverein“, seit 1983 heißt er „Türkisch-Islamischer Kulturverein“. Das Vereinshaus mit Moschee ist in einem ehemaligen Verwaltungsgebäude untergebracht. Es gibt Gebetsräume für Männer und Frauen und Gemeinschaftsräume. Der Eisenberger Verein gehört als eine von 54 Gemeinden dem Ditib-Landesverband Rheinland-Pfalz an. Termin Der Türkisch-Islamische Kulturverein lädt für Sonntag 11 bis 19 Uhr, zu einem Gemeindefest in die Moschee ein.

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