Donnersbergkreis Hoffen auf die Viererkette

Gauersheim. 2790 Minuten Abstiegskampf pur! Ganze 31 Partien Beißen um den sicheren Platz in der A-Klasse Nord, den Willen zeigen, „bis zum Schluss zu gehen“, wie Trainer Niko Rusterholz sagt: Zwei Spieltage vor Saisonende stand seine SpVgg Gauersheim aussichtslos mit (fast) zwei Beinen in der B-Klasse. Trotzdem schleifte sie sich mit einem 3:1 im Entscheidungsspiel gegen den TuS Bolanden über die magische Linie. Gauersheim – das heißt: Herzschlag-Finale. Auch in dieser Runde?

Die Hoffnung sank Richtung Nullpunkt. Als es in den Endspurt ging, war der Name SpVgg Gauersheim aus dem Register der A-Klasse praktisch gelöscht. Das Abenteuer schien beendet. Nach gerade einem Jahr. Denn Tatsache ist: Wer zwei Wochen vor der Abrechnung dem rettenden Ufer fünf Punkte hinterher hechelt, nie höher als Platz elf rangierte, der kann den Glauben an sich nur schwer aufrecht erhalten. Gauersheim galt als Absteiger. Kein Thema. „Wenn man zwei Spiele vor Schluss so dasteht, zeugt das nicht gerade von 100 Prozent Hoffnung“, sagt auch Spielertrainer Niko Rusterholz. Er und seine Elf wollten sich mit Anstand verabschieden. Sich nicht kampflos ergeben, wie es viele andere Clubs tun. „Wir haben uns weiter gesagt, dass wir alles probieren. Das hat uns zusammengeschweißt, jeder hat sich gegenseitig gepusht“, resümiert der Coach. Es hatte etwas von einem Déjà-vu. Vorletzte Saison, in der Aufstiegsrelegation gegen den SV Otterberg, wurde die SpVgg nach dem 0:1 abgeschrieben. Sie belehrte ihre Kritiker und stieg auf. 2013/14 das gleiche Lied: Gauersheim stand für die meisten schon in der B-Klasse – als es am Ende in zwei Spielen 15 Treffer schoss, sechs Punkte landete und den punktgleichen TuS Bolanden im entscheidenden Abstiegsspiel 3:1 niederkämpfte. Privileg A-Klasse bewahrt. Heute kann Rusterholz darüber lächeln. „Die zwei Jahre, in denen ich hier Trainer bin, waren nervenzehrend. Wobei es natürlich noch schwieriger ist, gegen den Abstieg als um den Aufstieg zu spielen“, meint er. Spieler bei Laune halten, keine Euphorie, wenig Motivation im Abstiegsrennen. Probleme, die der Trainer lösen muss. Und vor allem: Probleme, vor denen die Gauersheimer auch jetzt nicht gefeit sind. Wieder geht es um den Nichtabstieg. Wieder kann es sein, dass bis zum bitteren Ende gebissen und gehofft wird. Es muss alles passen. Personell als auch taktisch. Gutes Beispiel: Angreifer Peter Stawinoga zog sich Mitte der letzten Saison einen Augenhöhlenbruch zu, pausierte über zwei Monate. Gegen Bolanden rückte er wieder ins Team, traf doppelt und sicherte damit den Status quo. „Wenn er sich nicht verletzte hätte, hätten wir so weit unten nicht gestanden. Da bin ich mir sicher“, glaubt Rusterholz. Heißt: Vom Stammpersonal darf keiner ausfallen, dafür hat Gauersheim nicht die Breite an Akteuren. Dann die Umstellung auf Vierer-Kette: Die, sagt der Trainer, müsse nun nahtlos hinhauen. Einen desolaten Saisonstart wie im Vorjahr könne sich die Elf nämlich nicht wieder leisten – bei Auftaktgegnern wie dem FV Rockenhausen, dem FC Otterbach und dem VfR Kaiserslautern eine beinharte Aufgabe. Als eine der letzten Mannschaften setzte die SpVgg noch auf den Libero. Der Spielerbestand ließ es nicht anders zu. Mit Jonatan Horsch kann Rusterholz jetzt aber auf einen Defensivspezialisten zählen, der jahrelang bei RWO Alzey in der Landesliga kickte. Karsten Korschelt (TSG Zellertal) soll im Mittelfeld zudem mehr Stabilität ins System bringen, den „Ball halten“. Zeit für die Umstellung. „Wir sind jetzt an einem Punkt, wo andere unser System eiskalt ausnutzen. Von Jonatan erhoffe ich mir mehr. Er hat Jahre konstant gespielt, kann auf vielen Positionen eingesetzt werden und viel im Training einbringen“, ist Rusterholz überzeugt. Auch der Abgang von Stütze Timo Kotysch, einer „zentralen Figur“, muss schließlich aufgefangen werden Bis die Saison am 3. August beginnt, steht noch einiges an Arbeit vor der Spielvereinigung. Eine Selbstverständlichkeit ist die A-Klasse nicht. Das weiß Rusterholz. „Die Liga ist so stark, da muss man erst einmal bestehen“, sagt er. Als kleiner Dorfverein habe man jedoch schon etwas geschafft, mit Traditionsclubs wie Kirchheimbolanden oder Rockenhausen auf einer Linie zu stehen. Da, weiß der Trainer, seien seine Spieler gleich „dreifach motiviert“.

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