Donnersbergkreis Hochwasserschutz geht nur gemeinsam

Die Daten sprechen für sich: Der Deutsche Wetterdienst maß für den 20. September 2014 einen Niederschlag von über 145 Millimetern pro Quadratmeter rund um Bisterschied und Ransweiler. Davon ging der Großteil innerhalb von zwei Stunden nieder. Die Moschel stieg bis um 20.30 Uhr auf 2,32 Meter an. Rechnerisch flossen 30 bis 35 Kubikmeter in der Sekunde ab. Eine Naturkatastrophe, wie sie nach Einschätzungen der Fachleute höchstens alle hundert Jahre vorkommt, in jedem Fall die größte Flutkatastrophe, die die Region seit Jahrzehnten heimsuchte. Noch erschreckender waren die Folgen: auf rund zehn Millionen Euro wurden die Schäden in 14 Gemeinden beziffert, Waldgrehweiler war mit 2,6 Millionen Euro am stärksten geschädigt. Wie solche Folgen künftig verhindert werden können, war die Frage, die Experten und Bürger bei der ersten Bürgerversammlung zum Landes-Pilotprojekt „Hochwasserschutz bei Starkregenereignissen“ diskutierten. Das Tückische ist, dass solche Sturzfluten nicht vorhersagbar sind, und es kaum Möglichkeiten gibt, davor zu warnen. So machte der für den Hochwasserschutz in Rheinland-Pfalz zuständige Wasserbauingenieur Ralf Schernikau vom Umweltministerium klar, dass Hochwasserschutz immer ein Gemeinschaftsprojekt zwischen Bürgern, Kommunen und Staat sein müsse. Im Wasserhaushaltsgesetz sei festgeschrieben, dass jeder Privatmann, der vom Hochwasser betroffen sein könne, in der Pflicht sei, Maßnahmen zum Selbstschutz und zur Schadensminderung generell vorzunehmen. Das vorgestellte Landes-Pilotprojekt wird vom Planungsbüro Obermeyer in Kaiserslautern betreut. In der ersten Projektstufe waren Sofortmaßnahmen wie die Gewässerreinigung von Treibgut aufgegriffen worden, als Teil zwei standen Ortsbegehungen an. An dritter Stelle war jetzt die Zeit der Bürgerbeteiligung gekommen, bei der Wünsche, Hinweise, Vorschläge und Kritikpunkte der Betroffenen gebündelt werden sollen. Nach über 100 Beratungsgesprächen mit Betroffenen hat die Verbandsgemeinde bereits rund 100.000 Euro von den geplanten 196.000 Euro für verschiedene Maßnahmen aufgewendet. Die zuständige Regierungsbaumeisterin Doris Hässler-Kiefhaber nannte als Ergebnisziel eine verbindliche Maßnahmenliste und deren Umsetzung. Als deutlichster Wunsch aus den Reihen der Betroffenen stellte sich die Säuberung und turnusgemäße Unterhaltung der Gewässerläufe heraus. Kritik gab es hier am Totholz in den Gewässern, an zugeschlämmten Bachbetten und an den gelagerten Rundballen der Landwirte. Hätte man früher aufrecht unter den Brücken durchgehen können, so müsse man heute auf den Knien darunter hindurchkriechen, hieß es. In der Kritik auch die Ufergestaltung durch die SGD Süd: Sogenannte Wasserbausteine seien in der Vergangenheit eingebracht worden, um Raum für Kleinstlebewesen zu schaffen. Die Kritiker waren sich einig, dass diese Ufergestaltung einen erheblichen Teil jener Bachfläche in Anspruch nehme, die bei „normalen“ Hochwassern einige Zentimeter Wasserstand ausgleichen könne und so Schäden verhindern würde. Deutlich war auch der Wunsch, wieder Wiesen am Gewässerlauf anzulegen. Hier wurde das Land aufgefordert, die Landwirtschaft entsprechend zu unterstützen. Einige Brücken könnten in Furten umgestaltet werden, die Moschelbrücke solle, so die Forderung, im Verlauf der Landesstraße 379 baulich verändert werden. Hier sorgen die hohen Steinbrüstungen nach Meinung der Bürger für Verkehrsbehinderungen und bildeten bei Hochwassern ein „Bollwerk“, das zu einem massiven Rückstau führe. Es wurde vorgeschlagen, die Brüstung abzusenken und stattdessen Geländer anzubringen. Angesprochen wurden Probleme wie ein schlechtes Handy- und BOS-Funknetz, die mangelhafte Ausstattung von Feuerwehr- und Katastrophenschutzeinheiten, der Bedarf an Schlammpumpen und die Einrichtung von Schutzbereichen. Auch Vorschläge wie die Anschaffung von Treibgutrechen und mögliche Plätze für Rückhaltebecken wurden am Ende der Veranstaltung notiert. All jenen, die Probleme mit ihrer Versicherung haben, sicherte das Ministerium Hilfe zu. Der Dachverband der Versicherungen habe garantiert, dass jeder eine entsprechende Elementar- und Hochwasserversicherung erhalten könne. In den nächsten Wochen werden nun auch in den anderen betroffenen Gemeinden entsprechende Bürgerversammlungen mit Vertreter des Umweltministeriums, der SGD Süd, des Gemeinde- und Städtebundes sowie der Kommunen stattfinden. (tnt)

x