Donnersbergkreis Hat hier bald keine Heimat mehr

So tief wie sie ist kein anderer Vogel in den letzten 40 Jahren gesunken. Geradezu katastrophal ist die Lage der Rauchschwalbe: ein Rückgang von 84 Prozent. Die Ursachen sind für den Naturschutzbund Deutschland offensichtlich. Das Fehlen von Baumaterial für den Nestbau, es gibt keine Pfützen mehr mit feuchter Erde und die Aufgabe von allen kleinbäuerlichen Betrieben mit Kuhställen. Auch der Rückgang ihrer Nahrung, vor allem Fluginsekten, muss eine Rolle spielen.

Die Rauchschwalbe ist ein ausgesprochen hübscher Vogel. Stirn, Kinn und Kehle sind kastanienrot, übriger Kopf und ganze Oberseite glänzen metallisch dunkelblau. Die Unterseite ist weißlich, rahmfarben getönt. Der schwarzbraune Schwanz, nach Schwalbenart gegabelt, aber bei ihr sind die äußeren schmalen Schwanzfedern extrem verlängert und werden als „Spieße“ bezeichnet. Mit ihrem schnittigen, eleganten Flug und ihrem anheimelnden Gesang erfreut der Vogel alle Menschen. Besonders anrührend ist es, wenn sie im Flug singt. Dieses Schwalbenlied, ein melodisches, rasches Zwitschern, das mit einem hellen, trockenen Schnurrer endet, gehört zu den schönsten Vogelgesängen. Die Rauchschwalbe ist ein Zugvogel. Ende März/ Anfang April kehrt sie aus Afrika zurück. Das Paar baut ein Nest aus lehmigen Erdklümpchen, die mit Speichel durchsetzt werden. Das viertelkugelige Nest klebt an der Wand des Stalles oder ist auf einen Vorsprung aufgesetzt. Alte Nester werden bevorzugt wieder verwendet. Zweimal werden im Sommerhalbjahr Junge aufgezogen. Im August sammeln sich die Vögel zum gemeinsamen Schlafen im Schilf. Einen solchen Schlafplatz gibt es im Röhricht beim Gewerbegebiet Winnweiler. Im Herbst 2013 war er allerdings verwaist. Nach langjährigen Beobachtungen darf die alte Bauernregel: „Maria Geburt fliegen die Schwalben furt“ nicht wörtlich genommen werden. Aber um diesen Tag herum, packt sie jedes Jahr das große Reisefieber. Zwei Vogelkundler der Nabu-Kreisgruppe Donnersberg haben durch Zählungen der Brutpaare den Bestand der Rauchschwalben in sieben Dörfern der Verbandsgemeinde Winnweiler erforscht. Diese Zahlen sollten auch für den übrigen Landkreis gelten. 1977 war die Welt der Rauchschwalbe noch in Ordnung. In 96 Ställen brüteten 373 Paare. Dann ein jäher Abstieg bis 2008 – nur noch 61 Paare in zehn Ställen. Das war ein Rückgang von unglaublichen 84 Prozent. In der Roten Liste für den Donnersbergkreis müsste diese Schwalbe mindestens unter „stark gefährdet“ stehen. Für die Zukunft sieht es schlecht aus. Die enge Nachbarschaft zwischen Mensch und Tier führte zu einem besonders innigen Verhältnis. Unzählige Lieder und Gedichte besingen die Schwalbe. „Machen wir’s den Schwalben nach, bau’n wir uns ein Nest“ aus der Operette „Die Csardasfürstin“ ist allbekannt. Auch in Redensarten ist die Schwalbe eingegangen: „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, meint, dass im Frühling schönes Wetter schnell in kaltes umschlagen kann. Das stimmt in den meisten Jahren. Dieses Jahr aber blieb es warm. Auch die Redensart von den tieffliegenden Schwalben, die Regen vorhersagen, stimmt nicht. Zwei Wissenschaftler haben längere Zeit Schwalben beobachtet und dabei folgendes herausgefunden: Rauchschwalben flogen vor allem vormittags tief. Bei schlechtem Wetter flogen sie in größerer Höhe als bei Schönwetter. Das galt auch für die Mehlschwalben. Viele Menschen werden diese Erkenntnisse nicht glauben wollen. Gar zu einleuchtend sind doch die wettervorhersagenden Mücken, denen die jagenden Schwalben nachfolgen. 1979 war die Rauchschwalbe „Vogel des Jahres“. Schon damals haben die Vogelschützer das kommende Unheil vorausgesehen. Ihr Name kommt von der früheren Angewohnheit durch die Öffnungen im Giebel ein- und auszufliegen, durch die auch der Rauch des Herdfeuers abzog. (as)

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