Göllheim Hannelore Bähr spielt „Frau Gauleiter“ im Haus Gylnheim

Hannelore Bähr brilliert im Einpersonenstück „Bürckel! Frau Gauleiter steht ihren Mann“.
Hannelore Bähr brilliert im Einpersonenstück »Bürckel! Frau Gauleiter steht ihren Mann«.

Am kommenden Samstag, 15. April, gastiert Pfalztheater-Schauspielerin Hannelore Bähr mit „Bürckel! Frau Gauleiter steht ihren Mann“ im Haus Gylnheim in Göllheim. Das Stück des in Göllheim aufgewachsenen Autors Peter Roos erinnert an die Deportation der Pfälzer Jüdinnen und Juden nach Gurs.

Eine Geschichtsstunde voller Fußangeln und Widerhaken: Der preisgekrönte Autor Peter Roos erkundet in „Bürckel! – Frau Gauleiter steht ihren Mann“ auf seine Weise die NS-Vergangenheit der Pfalz. Sein Stück macht Geschichte hautnah und tief ergreifend erlebbar. Im Herbst 2020 feierte es im Pfalztheater Kaiserslautern Premiere.

Josef Bürckel war der Nazi-„Gauleiter“ der Pfalz. Er gab sich leutselig-volkstümlich, gilt als Namensgeber der Deutschen Weinstraße, und schmücktet sich mit dem „Verdienst“, die Region „judenfrei“ gemacht zu haben. Der pfälzisch-fränkische Autor stellt nun aber Bürckels Frau in den Mittelpunkt des wortmächtig geschriebenen, mit gebotener Zurückhaltung inszenierten und glänzend gespielten Bühnen-Monologs.

Blick hinter die Fassade

„Bürckel! – Frau Gauleiter steht ihren Mann“ ist eine 90-minütige Innenschau, die beständig oszilliert zwischen Gattenliebe und Entsetzen, unverhülltem Stolz und ohnmächtiger Ratlosigkeit ob Hetze und Völkermord. Sie zeigt Fremdenhass und Mitgefühl, Naivität und Abscheu, Larmoyanz und Empörung. Hilde Bürckel, geborene Spies, Gastwirtstochter aus Landau, personifiziert die Vergeblichkeit aller Erklärungsversuche, wie selbstverständlich die Unmenschlichkeit zur Grundlage allen Handelns wurde.

Der Schriftsteller Roos thematisiert seit eh und je dieses Phänomen der Verflechtung, Verstrickung, Verdüsterung. Sein literarisches, durchaus obsessives Ringen um einen Blick hinter die geistig-emotionale Fassade enthüllt eine bizarre Wechselwirkung von verschütteten Befindlichkeiten und jubelnder Gleichschaltung, ein permanentes Pendeln zwischen Phlegma, vermeintlicher Ahnungslosigkeit und – nicht zuletzt! – unverhüllter Vorteilnahme.

In Göllheim aufgewachsen: Autor Peter Roos.
In Göllheim aufgewachsen: Autor Peter Roos.

Der 1950 in Ludwigshafen geborene und in Göllheim aufgewachsene Roos hatte bereits in seinem Buch „Hitler Lieben“ diverse Facetten der Vergangenheitsbewältigung aufgezeigt. Was in der eigenen Familie über Hitler und Konsorten gedacht wurde, ist für Roos ein Stachel im Fleisch. Die Jagdhütte das Gauleiters kennt er seit Kindertagen.

Das Theaterstück also: eine psychologisch gnadenlos geißlerische und dennoch allgemeingültige Geschichtsstunde, die angesichts der sprachlich geschliffenen Noblesse des Texts volle Aufmerksamkeit abverlangt.

Im Stück sinniert „Frau Gauleiter“ in Bürckels Jagdschlösschen mit Namen „Lassmichinruh“ in einer irritierenden Mischung aus Hingabe und ironischem Pathos über ihren Mann. Und wenn sie gar nicht mehr weiter weiß vor Wut und Scham und ehrlicher Liebe, kritzelt sie am gemalten Tannenwald herum. Der Spagat zwischen „Gattin“ und Heimchen, Bewunderung und Unverständnis, Zorn und Rechtfertigung gerät zur schauspielerischen Meisterleistung. Hannelore Bähr brilliert auf einem Tour-de-Force-Ritt der Gefühle, der alle Seelen- und Geistesregungen der „Frau Gauleiter“ auslotet.

Termin

Die Aufführung in Göllheim beginnt am 15. April um 19.30 Uhr, im Anschluss folgt ein Foyergespräch mit Hannelore Bähr. Karten gibt es für zehn Euro in der Schreibwarenhandlung Euler und bei der Verbandsgemeindeverwaltung Göllheim sowie an der Abendkasse. Weitere Infos unter www.gemeinde-goellheim.de/veranstaltungen

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