Donnersbergkreis Gigantisches Lebenswerk

Die Ausstellung im Museum Pachen gibt einen chronologischen Überblick über das Schaffen Horst Schwabs in den Jahren 1958 bis 201
Die Ausstellung im Museum Pachen gibt einen chronologischen Überblick über das Schaffen Horst Schwabs in den Jahren 1958 bis 2016. Hier sind neuere Arbeiten aus der Zeit nach 2000 zu sehen.

«ROCKENHAUSEN.»Kaum ein bildender Künstler konnte aus einem solchen Füllhorn an Talenten schöpfen wie der am Sonntag posthum zu höchsten Ehren gekommene Horst Schwab. Verwurzelt im Donnersbergkreis auf dem Weierhof, tätig nach Referendariaten in Kaiserslautern und Trier, wirkte er an Gymnasien im Donnersbergkreis und in Kusel, wo er zuletzt bis zu seinem Tod 2017 lebte. Im Museum Pachen erlebte sein gigantisches Lebenswerk in der Ausstellung „Vermächtnis: Figur“ eine hohe Wertschätzung.

Förmlich überrannt wurde die Vernissage von Besuchern aus den beiden benachbarten Landkreisen Donnersberg und Kusel, darunter auch viele Kommunalpolitiker. Gewürdigt von Künstler-Kollegen wie Stefan Engel als Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler (APK) und geliebt von der in flammender Rede seine lebendigen „Schwingungen“ darstellenden Witwe Irmela, erfuhr der als Maler, Grafiker, Bildhauer und Lyriker auch überregional geschätzte Künstler – scherzhaft „Schwablo Picasso“ genannt – durch die Kunsthistorikerin Claudia Gross in deren Einführung eine besondere Würdigung. Die Ausstellung wurde so konzipiert, dass sie in ausgewählten Arbeiten chronologisch den Schaffensprozess zwischen 1958 und 2016 – konzentriert auf die Figur als zentrales Thema – beleuchtete. Wenn sich auch bei diesem Rundgang ein Wandel der Arbeitstechniken wie Malerei und Holz- oder Linolschnitt sowie Folien- und Materialdruck oder Radierung und schließlich Kreidezeichnung offenbarte, blieb motivisch doch immer die menschliche Figur prägend. Unter Anleitung seines Kunstlehrers Fritz Flur begann Horst Schwab mit Landschaftsmotiven der Heimat, bis er seine eigene, in der Ausstellung prägende Thematik fand und systematisch und konsequent ausbildete. Dabei intendiert Schwab in seinen Bildern nicht die Darstellung bestimmter, bekannter Personen, sie werden manchmal nur schemenhaft angedeutet oder haben – wie in der Collage „Zwei Torsi“ von 1995 – noch nicht mal Gesichter. Ihn reizte vielmehr die Haltung (zu- oder abgewandt) der Körper, ihre Bewegungsmuster, und ihn faszinierten Extreme: Während sich im Bild „Hagere Figuren“ diese fast schon skelettartig positionieren (meist in einer gewissen Symmetrie), kontrastiert dies dann mit dem Bild „Mutter“ in fülligen, üppigen Körperformen, die „Mutter-Erde“ symbolisierend. Überhaupt haben die Figuren eine allegorische Bedeutung, verweisen auf mythische Grazien oder engelhafte Wesen (Bild: „Engel der Flut“). Einerseits haben die oft sehr expressiv anmutenden Bilder die Tendenz, den Betrachter in das dynamische Geschehen fast hineinzuziehen. Andererseits wirken sie oft auch sehr klar in der Figurendarstellung strukturiert, etwa in Vorder-, Mittel- und Hintergrund und scheinen um eine Achse gruppiert und einer inneren Ordnung und Logik zu folgen. Dies macht die eigentliche Ästhetik der Bilder aus. Die gesicherten wirtschaftlichen Verhältnisse im Lehramt erlaubten es Schwab – nach eigener Darstellung –, ohne Rücksicht auf einen Kunstmarkt seine Experimente auszuleben: Daher können als Antinomie solche (bevorzugt weiblichen) Figuren entweder buddhistisch in sich ruhen (Grafiken mit sitzenden Nymphen) oder einem gesteigerten Bewegungsdrang folgen (fünf Grazien). Und die Maltechniken können Details darlegen oder wie im Bild „Dynamische Torsi“ von 2002 Formen in stark abstrahierter Form fast auflösen und Farben zerfließen lassen anstelle der klaren perspektiven Aufteilung. „Engel der Flut“ erinnert auch an die biblische Symbolkraft Chagalls, und doch bleibt bei allen erdenklichen stilistischen Analogien das Lebenswerk insgesamt einzigartig in der Komposition von Figuren, der meist plastischen Darstellung und markanten Züge. Holz- und Steinskulpturen, Bronzeplastiken stellen Torsi dar, die in extremer weiblicher Rundung oder grazienhaft anmutig ebenfalls Extreme verkörpern. Auch hier gelang Witwe und Sohn Arndt in der Zusammenstellung von Arbeiten im beispielhaften Katalog eine repräsentative Auswahl. Sind die dargestellten Figuren Seelenverwandtschaften? Zumindest in seinem Gedicht „Irgendwie“ ging Schwab dem Phänomen der Theosophie nach, und der die Ausstellung eröffnende Stadtbürgermeister von Rockenhausen, Karl-Heinz Seebald, zitierte spürbar bewegt: „Gehen Gedanken Hand in Hand/ dann sind wir irgendwie verwandt/ Und unsere Freundschaft endet nie/ sie bleibt uns immer irgendwie.“ Info Die Ausstellung „Horst Schwab, Vermächtnis: Figur“ ist zu sehen bis 10. Februar, dienstags bis sonntags, 14.30 bis 17.30 Uhr und nach Vereinbarung

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