Rockenhausen Gedenken an Bücherverbrennung

90 Jahre nach der Verbrennung der als „undeutsch“ gebrandmarkten Werke in Nazi-Deutschland wird in Rockenhausen bei einer Lesung mit Musik erinnert.

„Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ Um diese Warnung des Schriftstellers Heinrich Heine geht es am Mittwoch, 10. Mai, um 19 Uhr in der Stadtbücherei Rockenhausen. Die AG Stolpersteine in der VG Nordpfälzer Land und der Arbeitskreis „Aktiv gegen Rechts“ wollen darauf aufmerksam machen, dass vor 90 Jahren die Werke verfemter Autoren von Nazis „dem Feuer übergeben“ wurden. In einer Lesung mit Musik und Aktionen werden die Kunstschaffenden Barbara Bernt und Jochen Schott vom Stahlberger Théâtre Mont Tonnerre an die damaligen Versuche zur Vernichtung von Menschen und Kultur erinnern. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.

100 Jahre nach Heinrich Heine ließ Nazi-Deutschland den Worten Taten folgen: Unter deutschnationalen Kampfgesängen und pathetischen Reden sahen 70.000 Zuschauer auf dem Berliner Opernplatz wie etwa 25.000 „undeutsche“ Bücher verbrannt wurden. Zwischen März und Oktober 1933 gab es solche Aktionen an mehr als 100 Orten in Deutschland – auch in Kaiserslautern auf dem Stiftsplatz. Jüdische, sozialdemokratische, kommunistische und liberale Ideen sollten gebrandmarkt und endgültig vernichtet werden. Romane, Gedichte, wissenschaftliche Abhandlungen, religiöse, philosophische und politische Schriften, Werke der Kunst und vieles mehr landeten in den Flammen, sogar Zeitungsartikel standen auf der „Schwarzen Liste“ für den nächtlichen Kampf gegen das kulturelle Erbe. Öffentliche Bibliotheken, Buchhandlungen und Regale von Privatleuten sollten so von „undeutschem Geist“, pazifistischem Denken und „zersetzendem Schrifttum“ gesäubert werden.

Die gerade vom Volk gewählte NSDAP läutete mit dieser „Aktion wider den undeutschen Geist“ die geistig-moralische Wende in Richtung nationalsozialistischer Erziehung ein. Die systematische Verfolgung von Menschen nahm ihren Anfang und führte schließlich zur Vernichtung von Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen, politisch Andersdenkenden und anderem „unwerten Leben“ in Konzentrationslagern, Gaskammern und Krematorien. Heines Warnung sollte sich in schrecklicher Grausamkeit erfüllen: Millionen Menschen fielen dem Völkermord und dem Vernichtungskrieg der Hitlerfaschisten zum Opfer.

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