Sporthelden der Corona-Krise FV Rockenhausen: Koteletts statt Fußball
Im Stadion Obermühle ist kaum was los, nur vereinzelt drehen ein paar Menschen für sich auf der Laufbahn ihre Runden, das benachbarte Freibad hat geschlossen, genauso wie die Gaststätte beim FV Rockenhausen. Kein Licht, keine eingedeckten Tische, keine Gäste ... Der Pächter hat mittlerweile aufgegeben, der FVR will das Sportheim versuchsweise erst einmal selbst betreiben. Zukunftsmusik für die Zeit nach Corona.
Dass auf dem Sportgelände im September richtig was los war, ist jetzt, im zweiten Lockdown, nur noch schwer vorstellbar. 150 Gäste kamen für ihr Kotelett mit Salzkartoffeln und Rotkohl. „Es fand alles im Freien statt und ging nur mit Anmeldung, einige haben ihr Kotelett auch ,to go’ abgeholt“, erzählt Mathias Portz, Vorstand Veranstaltungen.
Eine Party durfte es nicht werden, „das war uns auch wichtig, dass das nicht ausartet“, so Portz. Die Veranstaltung wurde auf die frühen Mittagsstunden beschränkt, damit gegen Abend nicht doch noch das ein oder andere Getränk zu viel fließt. Biertische wurden, „immer mit dem nötigen Abstand zueinander“, gestellt, ein Weinstand und ein Spülmobil aufgebaut – das war’s. „Wir mussten so planen, dass wir es auch wieder hätten absagen können, die Kosten dafür gering halten“, erklärt Portz. „Wir haben dann ein Kotelettessen gemacht, an dem Wochenende, an dem normalerweise das Herbstfest gewesen wäre“, berichtet er.
Mit Rosenmontagsball fällt Einnahmequelle weg
„Die Einnahmen aus diesem Tag waren für uns enorm wichtig“, erzählt FVR-Vorsitzender Thorsten Trost. Denn: „Als wir im Januar 2020 das erste Mal von Corona gehört haben, konnten wir uns nicht vorstellen, dass sogar unser Rosenmontagsball 2021 ausfallen würde“, sagt Fabian Schmitt. Im Spätsommer wurde das den Beteiligten dann aber schon klar. Die Fastnacht ist die Haupteinnahmequelle, „1500 Leute kommen da in die Donnersberghalle“, erzählt Schmitt, stellvertretender Vorstand Veranstaltungen.
Ein kühler Wind weht durch das leere Stadion in Rockenhausen, ein paar wenige Sonnenstrahlen erwärmen die Frühlingsluft, während Portz mit seinen Vorstandskollegen den September-Sonntag Revue passieren lässt. Etwas verloren wirken die Fußballer in der Weite, dort wo sonst auf dem Platz ordentlich Trubel herrscht, gekickt wird. Doch die Spieler fehlen – wieder einmal. So war das in den vergangenen Monaten an sehr vielen Tagen.
Nur selten waren Portz und Schmitt mit ihren Teams am Ball – Corona eben. Das Jugendtraining lag über viele Wochen brach. „Es ist schwer, eine gewisse Präsenz online zu halten, gerade für die Kleinsten“, weiß Trost. Der Ball, der gehöre gerade bei den Kindern dazu. „Unsere Jugendkoordinatoren Werner Geib und Anja Dietrich, aber auch die Trainer, haben das wirklich gut gemacht. Sie halten die ganze Zeit über den Kontakt zu den Kindern und ihren Eltern“, lobt Trost, der froh ist, ein großes Team engagierter Menschen um sich zu wissen.
Doch nach Monaten des Wartens und Ausharrens sollte eine Alternative her, um all das für einen Moment und vorübergehend vergessen zu machen – und die war schnell gefunden: Portz und Schmitt tüftelten an einer Idee, die sich mit recht wenig Aufwand spontan realisieren lässt.
Zweites Standbein: Jugendarbeit aufrechterhalten
„Uns war wichtig, dass der Kontakt bestehen bleibt, dass wir von Bambini bis AH alle zentral mal wieder aufs Gelände kriegen“, berichtet Vorsitzender Thorsten Trost. Und alle kamen. Der Opa mit seinem Enkel, die Eltern, aktive Spieler, Passiv-Kicker. Und auch die befreundeten Vereine aus der Stadt nutzten die Gelegenheit.
„Der Zusammenhalt unter den Vereinen ist mittlerweile in Rockenhausen richtig gut. Das war nicht immer so. Aber jetzt ist es wirklich eine tolle gegenseitige Unterstützung“, erzählt Trost. Gerade auch in der Corona-Krise erlebe er die gegenseitige Unterstützung als besonders wichtig. So kamen nicht nur einige Mitglieder der Vereinigten Turnerschaft und des Tennis-Clubs als Gäste. Der Boule-Verein stellte zudem die Biertisch-Garnituren. „Es war einfach ein schöner Tag, mit super Wetter, es war richtig heiß, wir mussten irgendwann unter die Bäume umziehen“, so Portz. Noch am Tag zuvor hatte die erste Mannschaft des FVR das Derby gegen Winnweiler „mit Zuschauern“ bestritten, erzählt Schmitt.
Für August ein Fußballcamp geplant
„Richtig genervt“ sind mittlerweile alle vom Coronavirus, das ständige Hin und Her, das ist „nervenzerfetzend“, sagt Trost. Dennoch: Alle arbeiten daran, dass gerade die Kinder, wann immer es geht, wieder auf den Trainingsplatz kommen können, zwischenzeitlich standen bereits erste Einheiten an, bevor die gestiegenen Infektionszahlen wieder für den Stopp sorgten.
„Für August ist ein Fußballcamp mit Timothy Hanauers T11-Fußballschule geplant“, erzählt Trost. Auch ein Signal, dass es weitergeht, dass der FV Rockenhausen in den Startlöchern steht, „damit die Leute sehen, dass hier was los ist, sobald es geht“, meint Portz.
Die Bestätigung des bisherigen Einsatzes: kaum Austritte aus dem Verein, dafür aber ganz viel Lust bei allen Spielern, endlich wieder dauerhaft auf die Plätze zurückzukehren.