Donnersbergkreis Fußball kann so grausam sein
Marnheim. Es hilft nur: Galgenhumor. Als einziger Weg, die Krise zu verdauen. Wie der FC Marnheim in den vergangenen Monaten Spiel für Spiel verlor, war unerklärlich. Am Sonntag aber der Tiefpunkt einer schier unendlichen Talfahrt: Der 2015 stark aufspielende TuS Issel siegte mit 2:1 (0:1) beim FCM – und wusste überhaupt nicht, wie ihm geschah. Ein Eigentor (70.) sowie ein Strafstoß in der Nachspielzeit (90.+3) kippten eine gute Marnheimer Leistung. Es ist ein Drama.
Michael Zelt übertraf sich in einer Reihe fassungsloser Aussagen. Irgendwann, als er alle Details noch mal aufarbeitete, verlor er sich sogar darin. „Mit einem Unentschieden wäre ja alles gut gewesen. Aber da stehst du in der 90. Minute da und wartest nur darauf: Was kommt als Nächstes?“, beschrieb der Trainer von Frauen-Regionalligist FC Marnheim seine Gefühlslage. Verbittert. Und er legte noch obendrauf: „Man kann verlieren. Aber wie wir verlieren, das nimmt schon tragische Züge an. Das ist unmöglich. Da können einem die Worte fehlen.“ So ist es. Fußball kann die schönste Nebensache der Welt sein. Oder aber auch die schrecklichste – der FCM weiß, wovon die Rede ist.Zelts Nerven wurden in den letzten Wochen arg strapaziert. Seit acht Partien ist sein FC sieglos, oft kassierte er nach einer Führung oder einem Ausgleich in der Endphase noch den Gegentreffer, der alle Arbeit zerstörte. Einige Male gesellten sich auch unglückliche Schiri-Entscheidungen dazu. Zum Totärgern, zum Verzweifeln war das. Was jetzt aber am Sonntag geschah, setzt der ganzen Pannenserie eine unrühmliche Krone auf: Über eine Stunde führte der FCM gegen den aktuell bärenstarken TuS Issel, nach der Winterpause noch ohne Pleite. Mittelfeldmotor Sina Zelt hatte den Ball per Kopf in die Maschen gewuchtet (6.). Eine gute erste Hälfte spielten die Marnheimerinnen. Das Toreschießen verpassten sie – zu ihrem Unglück. „Wir haben Angst vor der eigenen Courage. Wir schlagen uns ja selbst. Aus unerklärlichen Gründen bekommen wir das Flattern, und der Gegner wittert das“, wütete Zelt, der in Abschnitt zwei an der Seitenlinie ansehen musste, welchen Lauf das nächste Trauma nahm. Als sich der FCM im Sechzehner selbst in Bredouille brachte, rutschte Rebecca Rech in einen Querpass – das Leder landete im eigenen Kasten (70.). Der Gipfel der Enttäuschung: Nach dem letzten Eckstoß, der letzten Situation der Partie, kreuzte Maja Metzger den Laufweg von Issels Christina Rosen. Sie fiel. Schiedsrichter Bendict Haas zeigte zurecht auf den Punkt, Top-Stürmerin Karoline Kohr, über 90 Minuten von Melanie Geil an jedem Schuss gehindert, traf. „Jetzt müssen wir mal lernen, dass es im Fußball keine Gerechtigkeit gibt“, merkte Zelt an. Der TuS war abgemeldet, der FCM rannte zuvor an. Tina Ruh lief zweimal frei auf das Gehäuse, Sabrina Raubuch donnerte an die Latte. Wie Issel das Spiel an der Pfrimm gewinnen konnte, das weiß es wohl selbst nicht.