Kirchheimbolanden Frottagen zum Jubiläum

Susanne Krell beim Erstellen einer Frottage am Terrassengarten, der einen Fokus des Dialogprojektes darstellt.
Susanne Krell beim Erstellen einer Frottage am Terrassengarten, der einen Fokus des Dialogprojektes darstellt.

Zum zehnten Jubiläum des Interkulturellen Dialogprojekts für Steinmetze in Kirchheimbolanden und im ukrainischen Lviv wird im Museum im Stadtpalais auch eine Ausstellung gezeigt. Darin geht die namhaften Künstlerin Susanne Krell mit der Technik der Frottage mit einem sehr authentischen Ansatz auf Spurensuche.

Vernissage ist am Donnerstag, 9. September, 18 Uhr. Die Einführung hält Heinz Höfchen, der langjährige Leiter der Grafischen Sammlung des Museums Pfalzgalerie Kaiserslautern und ein Kenner der Arbeiten Susanne Krells.

„Die langjährige künstlerische Auseinandersetzung mit dem von Menschenhand behauenen Stein, mit historischen Gebäuden und der Geschichte von Orten macht Susanne Krell zur idealen Künstlerin für ein solches Projekt“, streicht Lydia Thorn-Wickert, die Initiatorin des Dialogprojektes, heraus. Für Kirchheimbolanden wie für Lviv stelle die Bewahrung des kulturellen Erbes eine große Herausforderung dar. Der künstlerische Umgang mit der historischen Bausubstanz sensibilisiert für das Thema und erhöhe die Wahrnehmung für die Gebäude und die Geschichte dahinter.

Die Künstlerin beschreibt ihre Arbeit selbst sehr anschaulich: „Ich sammle Spuren von Orten, von Gebäuden, Plätzen und Räumen. Ich sammle die Oberfläche und das, was unter ihr liegt, die Geschichte und die Geschichten, die Ideen und das Konzept eines Orts.“ Als Künstlerin habe sie vor Jahren die Frottage für sich entdeckt - eine Berührung ohne Distanz. Bei dieser Technik, die vor allem der Surrealist Max Ernst für die Kunst fruchtbar gemacht hat, wird ein Blatt Papier auf einen strukturierten Untergrund gelegt, der dann durch Abreiben mit Bleistift oder Kreide auf das Papier übertragen wird.

Wie ein Fingerabdruck

Für sie sei das das geeignete Mittel, aus der ganzen Welt authentische Oberflächen aufzunehmen. „Ästhetisch interessieren mich die entstehenden schwarzen Spuren, Punkte, Striche, Linien auf weißem Papier, nicht benennbare Formen, aber mit belegbarer Herkunft. Sie haben Gemeinsamkeiten und sind trotzdem individuell und einzigartig für den Ideenort, einem Fingerabdruck ähnlich. Papier und Leinwand werden durch Auflegung und Spurenabnahme zum Träger von Ideen. So ist eine Sammlung von bisher über tausend Frottagen entstanden. Diese Sammlung bildet die Grundlage, das Rohmaterial für meine Arbeit.“

Die hinter der geografischen Realität verborgenen Schichten aus Ideen, Mythos und Geschichte werden sichtbar gemacht mit unterschiedlichen Medien, wie Fotografie, Video, Projektionen, Tondokumenten, Collagen oder Installationen. Die den Frottagen innewohnende Zeitlichkeit und Geschichtlichkeit werden transparent.

Krell hat Kunst und Philosophie studiert. Daneben sei vor allem die Begegnung mit Marina Abramovic anlässlich ihres Seminars Cleaning the House (1999) von Einfluss für sie gewesen. Seit 2008 übernimmt die Künstlerin regelmäßig Kuratoren- und Jurorentätigkeiten wie auch Lehrtätigkeiten. Für ihre Werke erhielt Susanne Krell zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Sie ist kontinuierlich im In- und Ausland, mit Einzel- und in Gruppenausstellungen präsent und mit exklusiven Arbeiten in den ständigen Sammlungen der Museen Koblenz, Neuwied und Bautzen vertreten. Ihren aktuellen Schaffens- und Lebensmittelpunkt hat sie in der Fontanestadt Neuruppin.

Hommage an die Steinmetze

Die Konzeptkunst von Susanne Krell ist eine Hommage an die Steinmetze. Mit dem Werkzeug der Fantasie verfolgt die Künstlerin gleichsam den Weg zurück vom fertigen Werkstück zum unbehauenen Block, dem der Steinmetz durch gestalterische Kraft auf der Grundlage einer Konzeption Gestalt verleiht. Die Künstlerin und der Steinmetz gehen den gleichen Weg, lediglich in umgekehrter Richtung, sie vertauschen Ausgangspunkt und Resultat.

Für das Ausstellungsprojekt „Kirchheimbolanden – Lviv“ hat Susanne Krell in beiden Städten Frottagen genommen. In Kirchheimbolanden sind Abriebe in der Paulskirche und auf dem Gelände des barocken Terrassengartens entstanden. Was daraus entwickelt wurde, ist nun im Museum im Stadtpalais, an dem Ort des kollektiven Gedächtnisses der Stadt, zu sehen. Die Werke werden in die bestehende Dauerausstellung integriert. Sie hängen buchstäblich „zwischendrin“.

Kurz-Info

Die Ausstellung Susanne Krell: „zwischendrin | Barock, fliegend“, Objekte – Installation – Frottagen, wird am Donnerstag, 9. September, um 18 Uhr im Museum im Stadtpalais eröffnet. An der Eröffnung wird Kulturstaatssekretär Jürgen Hardeck beteiligt sein. Die Ausstellung kann dienstags bis sonntags, 14 bis 17 Uhr, und nach Vereinbarung (tw@thornconcept.eu) besichtigt werden. Zu sehen ist sie bis 7. Oktober.

Für die Teilnahme an der Vernissage wird um eine Voranmeldung gebeten bei Lydia Thorn Wickert (Tel. 0151 18906015; Email: tw@thornconcept.eu).

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