Standenbühl Eine Martinsgans aus Freilandhaltung

Andreas Backhaus und seine Gänse.
Andreas Backhaus und seine Gänse.

Es ist ein alter Brauch, am 11. November Gänsebraten zu essen. Doch wo kann man hier in der Gegend eine regional und nachhaltig aufgezogene Gans bekommen? – Zum Beispiel bei Andreas Backhaus auf dem Pfrimmbacher Hof in Standenbühl. Der Junglandwirt und Metzgermeister hält seine Gänse und Enten ganzjährig auf der Wiese und schlachtet selbst.

Die Tradition, am 11. November Gans zu essen, geht angeblich zurück auf den heiligen Martin, dessen Namensfest an diesem Tag gefeiert wird. Der Legende nach soll der Heilige sich aus Bescheidenheit in einem Gänsestall versteckt haben, als er um das Jahr 370 herum zum Bischof von Tours geweiht werden sollte. Das laute Geschnatter der Vögel verriet ihn jedoch. Immerhin: Seitdem gilt er als Schutzpatron der Gänsezucht. Möglicherweise geht die Tradition aber auch auf einen deutlich profaneren Brauch zurück: Im Mittelalter wurde um den 11. November herum die Pacht der Bauern an den Grundherren fällig, und oft wurde diese in Form einer fetten Gans beglichen.

Was auch immer man lieber glauben möchte, Tatsache ist: Im November und Dezember wird traditionell Gans gegessen. Und wer sich nicht mit importierten Tieren aus dem Supermarkt begnügen und außerdem die regionale Landwirtschaft unterstützen möchte, der wird auf dem Pfrimmbacher Hof der Familie Backhaus in Standenbühl fündig. Dort gibt es frischgeschlachtete Gänse aus Weidehaltung.

Junge Generation konzentriert sich auf Direktvermarktung

Verantwortlich dafür ist in erster Linie der 24-jährige Andreas Backhaus. Denn der Familienbetrieb mit vier Generationen unter einem Dach befindet sich momentan im Generationswechsel. Künftig wird der 24-Jährige den Hof gemeinsam mit seinem älteren Bruder Manuel führen. Die beiden wollen sich noch stärker als bisher auf die Direktvermarktung von Fleisch und Geflügel konzentrieren.

Den Pfrimmbacher Hof selbst gibt es schon seit 1964. Damals ist der Großvater von Andreas Backhaus aus der Ortsmitte an den Dorfrand ausgesiedelt. Inzwischen ist die Landwirtschaft für alle Beteiligten allerdings nur noch im Nebenerwerb möglich. Backhaus selbst ist Metzgermeister und arbeitet in einem Betrieb in Winnweiler. Dank seines Hauptberufs ist es ihm möglich, die gesamte Selbstvermarktung in eigener Hand zu behalten. Denn neben Gänsen und Enten produziert der Hof auch Schweine und Rinder, außerdem seit zwei Jahren auch Hähnchen.

Landwirtschaft „wie früher“ statt Massentierhaltung

Die Rinder und Schweine wird Backhaus künftig in einem Schlachthaus im Nachbardorf Breunigweiler schlachten, die Weiterverarbeitung soll dann auf dem eigenen Hof stattfinden. „Im Moment setzen wir uns wegen der Wurstküche noch mit den Behörden auseinander. Da sind sehr viele Auflagen zu beachten.“ Die Gänse und Enten dagegen werden schon jetzt in Standenbühl geschlachtet. Auch die Federn werden verwendet, die hochwertigen Daunen gehen in die Bettenindustrie, die anderen Federn werden zu Dämmmaterial verarbeitet.

Backhaus glaubt fest an seine Selbstvermarktungsidee – so wie er auch aus Überzeugung Landwirtschaft „wie früher“ betreibt. „Ich halte nichts von industriell betriebener Landwirtschaft und Massentierhaltung“, betont er. Als gelernter Metzger weiß er, dass immer weniger Betriebe Rind- und Schweinefleisch aus der Region anbieten. „Das war früher die Norm. Heute dagegen stammt das Fleisch meist aus Massenbetrieben aus ganz Deutschland. Es gibt aber nach wie vor auch Menschen, die Wert darauf legen, dass ihr Fleisch aus der Region kommt. Das Regionale ist meine Philosophie.“ Auch das Futter baut der Betrieb selbst an – der Schwerpunkt liegt aber ohnehin auf der Weidehaltung, das ist Backhaus wichtig: „Wir betreiben keine Intensivmast. Wir produzieren zwar nicht biologisch, aber wir sind nah dran, so wie es ursprünglich war.“

Geschlachtet wird nur auf Bestellung

Während die Schweine, Rinder und Hähnchen ganzjährig vermarktet werden, sind die Gänse und Enten eindeutig ein Saisongeschäft. Und der Startschuss fällt mit dem Martinstag. „Ab dem 11. November geht es mit den Martinsgänsen los, die Saison dauert dann bis Weihnachten.“

Bei den Gänsen, die Backhaus aufzieht, handelt es sich um weiße Pommerngänse. Derzeit hält er rund 300 Stück, außerdem 150 Flugenten. „Sie sind ganzjährig auf der Wiese, Tag und Nacht.“ Rund sechs Hektar Gelände stehen dem Federvieh zu diesem Zweck zur Verfügung. „Manchmal treiben wir sie auch kurz zur Pfrimm, da dürfen sie dann baden.“

Geschlachtet wird das Geflügel nur auf Bestellung. Im Moment ist das jeden Samstag der Fall. Übrigens nicht, indem man der Gans den Hals umdreht, wie Backhaus betont. „Das hat man vielleicht früher mal so gemacht, heute dagegen werden sie erst mit einem Stromstoß durch eine Art Zange, die an beiden Backen angesetzt wird, betäubt, danach bekommen sie den Kehlschnitt. Für die Tiere ist das schmerzfrei und bedeutet ein Minimum an Stress.“

Info

  • Geschlachtet wird auf Bestellung unter Telefon 06357 451.
  • Der Betrieb ist auf Facebook zu finden unter „Geflügelhof Backhaus“.
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