Donnersbergkreis Ein Stück Provence in der Pfalz

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Ein Stück Provence liegt direkt an der alten Sandsteinmauer am Asselheimer Friedhof – man kann es sehen und derzeit auch deutlich riechen. Anne und Matthias Gaul haben dort ein Lavendelfeld angelegt, nicht nur Naturschützer freut das.

Der Winzer, dessen Frau Anne Französin ist, betreibt bereits in der dritten Generation ein Weingut und hat auch in der Vergangenheit immer mal gerne experimentiert. „Wir haben beispielsweise aus Tempranillo-Trauben, die normalerweise für Rioja verwendet werden, einen guten Pfälzer Rotwein gemacht“, erzählt er. Als Frankreichliebhaber schätze er auch die Landschaft des Lubéron sehr, in der Lavendelfelder weit verbreitet sind. „Der Duft und der Anblick entschleunigen und passen gut zu Wein“, habe er sich gedacht. Nachdem er dann Lavendelzüchter in Frankreich kennengelernt, diverse Exkursionen vor Ort gemacht und schließlich Kontakt zu einem Lavendelbauern aufgenommen hatte, der sogar über eine eigene kleine Destillerie verfügt, war die Idee zum Lavendelanbau in der Pfalz geboren. „Wir haben uns direkt vom Profi Tipps geholt“, erzählt Anne Gaul. Vor zwei Jahren wurde das einen halben Hektar große Lavendelfeld angelegt. Mit der alten Sichel des Großvaters wurde 2015 die erste Ernte eingeholt. „Zum Trocknen wurde der Lavendel auf einen großen Anhänger gelegt“, erklärt Anne Gaul. In der Provence wird er direkt auf den Feldern getrocknet. „Wichtig bei der Trocknung ist, dass kein Regen auf die Lavendelbündel fällt – in der Provence kein Problem, bei uns eher risikoreich“, meint Anne Gaul. Den Anhänger konnte man bei Regen in die Scheune fahren. Nach der Trocknung wurde der Lavendel in einem Kleintransporter in die Provence gebracht, um in der Destillerie verarbeitet zu werden. „Wir klebten die Fahrerkabine einigermaßen luftdicht ab, denn man hatte uns gesagt, Lavendel habe einschläfernde Wirkung“, erinnert sich Matthias Gaul. In der Destillerie wurde der Lavendel in einem 2600 Liter großen Kessel erwärmt – zum Vergleich: ein industrieller Kessel hat die Größe von 25.000 Litern. Bei diesem Prozess lösen sich die Öle und verdampfen. Der Dampf wird über ein Kühlrohr geleitet, kondensiert wieder zu Öl und sammelt sich in einem Behälter. „Da Öle leichter als Wasser sind, schwimmen sie auf der Oberfläche und lassen sich dann abschöpfen“, erklärt Matthias Gaul. Das Abfallprodukt könne beispielsweise als Dämmung für den Hausbau verwendet werden. „Das besondere Lebensgefühl der Franzosen und die Tatsache, dass Lavendel entschleunigt, haben wir auch bei der Destillation erlebt: vormittags fanden drei Brennvorgänge statt, fünf vor Zwölf wurde dann unterbrochen für zwei Stunden Pause zum ausgiebigen Essen, und nachmittags wurde lediglich noch einmal gebrannt“, erzählt er. Der Ertrag des Lavendelfeldes, Lavendelöl und Lavendelwasser, wird derzeit noch eingelagert. „Wir wollen unsere zweite Ernte abwarten, um zu sehen, ob sie, bedingt durch die völlig veränderte Wettersituation im Vergleich zu 2015 in Qualität und Quantität variiert oder nicht“, so der Winzer. Dann erst kämen die „Nasen“ zum Einsatz, und erst dann entscheide man, wozu der Lavendel verarbeitet werden soll. „Unsere Vision geht auf jeden Fall in Richtung Körperpflege, probeweise haben wir schon mal Seife hergestellt“, so Anne Gaul. Naturschützer sind von dem Lavendelfeld jedenfalls rundum begeistert, finden sich doch dort zahlreiche Insekten, wie Bienen, Hummeln und viele Schmetterlinge bis hin zu Gottesanbeterinnen. |bbq

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