Donnersbergkreis Ein Ironman ist noch nicht genug

Imsbach. Ein Spaziergang ist das nicht, was er sich da vorgenommen hat: Knapp 160 Kilometer und 10.000 Höhenmeter will Michael Berberich Anfang Juli laufen. In vier Etappen geht es bei den „Salomon 4 Trails“ über die Alpen, also jeden Tag einen Marathon mit rund 2500 Höhenmetern. Ein Trainingslauf am Donnersberg von Halbmarathon-Länge zusammen mit dem Enkenbach-Alsenborner gibt einen kleinen Einblick in das, was auf den 32-Jährigen zukommt.

Der Wald ist noch nicht mal in Sicht, da geht es schon die erste Steigung hoch: In Imsbach, dem Startpunkt, gibt bereits die Straße einen Vorgeschmack auf das, was kommt. Und auf dem Programm stehen heute nicht nur so viele Höhenmeter wie möglich, sondern auch möglichst viele Trails, also schmale Pfade. Schließlich soll sich der Körper wenigstens ein bisschen an die Strapazen in den Alpen gewöhnen – auch wenn dies in der Pfalz kaum zu imitieren ist. „Zu Hause ist es ja eher flach, und der Donnersberg bietet in der Nähe am ehesten Bedingungen wie in den Alpen“, erzählt Michael Berberich. Seine Füße fliegen über die Wurzeln auf dem ansteigenden Pfad, sind den Untergrund gewohnt. Und um die Umstände so realistisch wie möglich zu machen, trägt er einen Laufrucksack mit Energieriegeln und Trinkblase, aus der er per Schlauch Getränke saugt – obwohl heute nur 20 bis 25 Kilometer auf dem Plan stehen. Beim Vier-Tages-Lauf in den Alpen muss er noch einiges mehr mitschleppen. Die Liste der verpflichtenden Ausrüstung macht deutlich, dass der Donnersberg kein alpines Gelände ist. „Es gibt zwar Verpflegungsstellen, aber unter anderem muss jeder 1,5 Liter Wasser, Regenbekleidung, warme, lange Kleidung, Mütze und Handschuhe, ein Notfallset, ein Trailbook mit Karte und Höhenprofil und ein Handy dabei haben.“ Das ist heute nicht nötig. Die Sonne scheint durch die Bäume, und oben auf dem Gipfel gibt es eine bewirtschaftete Hütte. Ein Glück, denn der Durst wird sich bis dahin gemeldet haben. Zwar keine alpinen 2787 Meter – wie der höchste Punkt der „Salomon 4 Trails“ –, aber immerhin 687 Meter ist der Donnersberg hoch. Von Imsbach, das auf gut 290 Meter liegt, macht das also knapp 400 Höhenmeter. Doch bis zum Gipfel werden es etliche mehr, das wird schnell klar. Denn immer wieder geht es zwischendurch bergab. „Die meisten Läufer sind im Training zu schnell“, argumentiert er. „Die verausgaben sich dabei, und im Wettkampf können sie nicht mehr zulegen.“ An Kilometern darf er allerdings in der Vorbereitung für den Ultra-Lauf nicht sparen: Zehn bis 15 Stunden trainiert er pro Woche, „es waren auch schon mehr“. Zweimal legt der Informatiker seinen Weg zur Arbeit bei John Deere in Kaiserslautern in Laufschuhen zurück, „das macht 48 Kilometer“, rechnet er vor. Dann läuft er abends in Enkenbach-Alsenborn, und am Wochenende einmal – oder auch zweimal – am Donnersberg eine längere Strecke. „Eine feste Route habe ich nicht, ich erkunde immer mal neue Wege.“ Sagt’s und biegt auf einen Trail ab, dessen Kehren und Untergrund verraten, dass hier auch Mountainbiker gern unterwegs sind. Diese Neugier ist es auch, die ihn zu immer neuen Herausforderungen treibt. So hat er schon drei „Ironman“ hinter sich gebracht; bei dem Langdistanz-Triathlon sind 3,86 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen zurückzulegen. Zugute kommt ihm dabei, dass er alle drei Disziplinen „gleich gut beherrscht“. „Mein erster Wettkampf war ein Triathlon, 2006 in Mußbach.“ Aufs Rad steigt er – zusammen mit seiner Freundin Michaela Haag, ebenfalls Triathletin – immer noch gerne, zum Schwimmen kommt er derzeit nicht, „das ist ein Zeitproblem“. Die Laufuhr zeigt 11,57 Kilometer und 1:21 Stunden an. Der Ludwigsturm steht vor uns. Okay, wenn man schon hier ist, dann noch schnell die 142 Treppenstufen hoch – für einen Euro Eintritt – und die Aussicht genießen. Dannenfels liegt gut einen Kilometer im Nordosten. Die plötzliche Zahl der Wanderer und Spaziergänger hat schon angezeigt, dass die Hütte – und damit der Gipfel – nicht weit sein können. Und tatsächlich: Nach gerade mal 200 Metern ist das „Keltenhaus“ erreicht. Und damit eine Apfelschorle. Die Flüssigkeit, die im Laufshirt verdunstet ist, will schließlich nachgefüllt werden. Michael Berberich setzt seinen Rucksack ab und das Glas an. „Eigentlich war es Michaela, die uns zu dem Lauf gebracht hat“, erzählt er. Umso trauriger sei sie nun, dass sie wegen Knieproblemen wohl nicht mitlaufen kann. „Wir haben im September letzten Jahres bei Kössen ein Plakat für den ,Transalpine Run’ gesehen, einen achttägigen Lauf über die Alpen.“ Da der jedoch den finanziellen Rahmen der beiden sprengte, begannen sie Sponsoren zu suchen – mit mäßigem Erfolg. „Nur die Höhen-Apotheke in Queidersbach erklärte sich bereit.“ Deshalb einigten sie sich schließlich auf den nur viertägigen „Salomon 4 Trails“-Lauf, der nur 366 Euro Startgebühr kostet. Übernachtungen, sonstige Verpflegung und Fahrt kommen natürlich dazu. „1000 Plätze gibt es, und es sind erst rund 360 Starter gemeldet“, wundert sich Berberich. „Der ,Ironman’ in Frankfurt, der teurer ist und bei dem das Starterlimit knapp dreimal so hoch liegt, war nach drei Stunden ausgebucht!“ Den Rucksack wieder auf dem Rücken, stößt er die Tür auf: Upps, leichter Nieselregen begrüßt uns. Schnell los und den Körper wieder auf Betriebstemperatur bringen. „Warum macht ihr sowas, werden wir oft gefragt.“ Der 32-Jährige duckt sich unter einem Zweig hindurch. „Da wir schon die Höhen-Apotheke als Sponsor hatten, haben wir gesagt, wir finanzieren unseren Lauf selbst, nehmen deren Beitrag als erste Spende und machen einen Benefiz-Lauf daraus.“ Berberich hat zwei Patenkinder über die Organisation „World Vision“, und für diese sammeln er und seine Freundin nun Spenden. Ein paar Häuser tauchen zwischen den Bäumen auf. Ein Schlenker durch Falkenstein geht noch. Auf der mit 25 Prozent abfallenden Straße fühlt sich der Asphalt doppelt hart an. Doch für die „Strapaze“ gibt es sofort eine Belohnung: Der Wald wartet gleich darauf mit einem Anstieg auf. Rund eine halbe Stunde später hat uns die Zivilisation wieder. Berberich klickt sich in Imsbach durch seine Laufuhr. „23 Kilometer und gut 900 Höhenmeter: Das ist okay für heute.“

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