Kirchheimbolanden Dreck-weg-Tag: Rund 200 „Müllsammler“ sorgen für Ordnung

In der Aula der Realschule plus Kirchheimbolanden konnten sich die überwiegend jungen Dreck-Sammler aufwärmen und stärken.
In der Aula der Realschule plus Kirchheimbolanden konnten sich die überwiegend jungen Dreck-Sammler aufwärmen und stärken.

Achtlos weggeworfene Dosen und Flaschen, Verpackungsreste und Plastikfolien verschandeln so manchen Wegesrand. Um Kinder wie Erwachsene für diesen Umstand zu sensibilisieren und für ein gepflegtes Stadtbild zu sorgen, hatte Kreisbeigeordneter Jamill Sabbagh auch in diesem Jahr unter dem Motto „Unsere Stadt ist sauber“ zur Teilnahme am „Dreck-weg-Tag“ aufgerufen.

Eigentlich müsste man Kircheimbolanden fast von einer „Dreck-weg-Woche“ sprechen. Bereits am Mittwoch und Donnerstag waren Jugendliche der gemeinnützigen Jugendhilfe-Organisation Lewenstein Social Plus mit Leiter Matthias Wolko unterwegs, um rund um die Autobahnauffahrt Weggeworfenes aus der Landschaft zu entfernen. Am Freitag machten sich dann an die 200 junge Müllsammler aus Kitas und Schulen bei deutlich erschwerten Bedingungen auf den Weg. Windböen und peitschende Regenschauer kürzten so manchen Sammeleinsatz ab oder ließen ihn ganz ausfallen. So entschied die Chefin der Kita „Ritten“ Ellen Neufeld-Müller angesichts des Wetters: „Unsere Kleinen bleiben drin! Es ist einfach zu matschig und der Regen zu heftig.“ Im Laufe des Nachmittags kamen die froschgrünen Einweghandschuhe dann doch noch zum Einsatz.

Stärkung mit Würstchen und Tee

Gut 40 Minuten waren die Fünftklässler der Georg-von-Neumayer-Realschule plus unterwegs, um zahlreiche blaue Müllsäcke zu füllen. Eine kleine Lücke in den Regenwolken nutzten etwa 80 Schülerinnen und Schüler, um rund ums Schulgelände und in den angrenzenden Straßen für Sauberkeit zu sorgen. Doch bald trieb der einsetzende Regen die Kinder zurück in die Schulaula, wo Organisator Sabbagh für eine Stärkung mit Würstchen und heißem Tee gesorgt hatte. Der Laune tat das schlechte Wetter keinen Abbruch. Wieder getrocknet und aufgewärmt berichteten Quentin und Christian: „Wir haben Zigarettenstummel gefunden, Lolli-Stiele und RedBull-Dosen.“ Sogar ein Kuscheltier und einen weggeworfenen Pullover haben ihre Klassenkameradinnen aus den Büschen gezogen. „Wir haben viele Zigaretten gesammelt. Papierfetzen und Bananenschalen waren auch dabei“, berichtet Fani von ihrem Sammeleinsatz.

Ähnlich erging es den Kindern der Grundschule Kircheimbolanden. Initiiert vom Förderverein der Schule zogen zwölf Schüler und sieben Begleiter gut verpackt gegen Regen und Wind am Freitagnachmittag los und säuberten Wegränder rund um ihre Schule.

„Privater Müllplatz“ im Schlossgarten

Das von den Kindern und Jugendlichen begonnene Werk setzten rund 50 Freiwillige aus Vereinen, Verbänden und Parteien sowie privaten Initiativen am Samstagvormittag fort. Einmal mehr als „neuralgischer Punkt“ zeigte sich eine Ecke des Schlossparks, die anscheinend von Anwohnern als privater Müllplatz genutzt wird. Mehrere Einkaufswägen, achtlos über die Mauer in den Park geworfen, entdeckten die Müllsammler, daneben rund 20 Meter Gartenschlauch und ein zersägtes blaues Plastikfass. Jamill Sabbagh kann über so viel Unverstand nur den Kopf schütteln: „So ein Einkaufswagen kostet 250 Euro! Zwei davon waren noch funktionsfähig, die konnten wir in den entsprechenden Markt zurück bringen. Aber die anderen beiden waren leider zerstört. Wieso tut man so etwas?“ Ebenfalls im Schlosspark entdeckte ein privater Sammeltrupp ein ähnlich erschreckendes Bild: Zahlreiche Schnapsflaschen waren dort ins Gebüsch geworfen worden und mussten mühsam, teils fast kriechend, zwischen den Zweigen herausgeangelt werden. Ganz vier Müllsäcke füllten die Ehrenamtlichen letztlich nur mit diesen Flaschen.

Einwegverpackungen sind ein Problem

Mit Engagement dabei waren 15 Ukrainerinnen und Ukrainer. „Die kamen zum Schluss an mit zehn Müllsäcken auf dem Buckel“, berichtet Sabbagh. „Egal wen man fragt, die Leute sind eigentlich immer begeistert dabei.“ Ein Anliegen hat er: „Was wirklich abgeschafft werden muss, sind die Einwegverpackungen in den Schnellimbissen und bei den örtlichen Gastronomen. Die Leute gehen in den Schlosspark, um Mittagspause zu machen, und werfen dort ihre Sachen weg. Das sind erschreckende Mengen, die da zusammen kommen.“ Beim gemeinsamen Abschlussessen mit Suppe und Würstchen herrschte unter allen Beteiligten eine gute Stimmung, man genoss die Zeit und tauschte sich über die Erlebnisse des Tages aus.

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