Donnersbergkreis Donnersberger Echo: In Sachen Schlossgartentreppe hat die SPD-Fraktion recht

treppe kopie

Es ist nur eine Treppe, aber trotzdem beschäftigt sie die Bürger von Kirchheimbolanden...

Komisch, eigentlich hätte man als Kerchemer Bürger ja davon ausgehen dürfen, dass das Thema „Treppe an der Schlossgartenmauer“ inzwischen durch ist. Immerhin hat der Stadtrat im vergangenen Mai ganz klar, nämlich bei lediglich drei Enthaltungen (und null Gegenstimmen), für deren Bau gestimmt. Warum also in der jüngsten Sitzung plötzlich dieser Versuch einer Kehrtwende durch die SPD-Fraktion? Denn an der Sache selbst hat sich ja rein gar nichts geändert.

Die SPD spricht indes von einem „Lernprozess“, den sie durchlaufen habe. Die Treppe koste Geld, ausreichend Zugänge seien bereits jetzt vorhanden, und außerdem habe sich herausgestellt, dass eine ursprünglich angedachte Verbindung vom Orangerie-Stadthallen-Komplex zum Schlossgarten eigentlich gar nicht vermisst werde. Aha. Nun, wenn es für diese Erkenntnisse eines rund achtmonatigen Lernprozesses bedurfte, dann muss man das wohl so stehenlassen und sich freuen, dass unsere Politiker überhaupt noch lernfähig sind.

Trotz allem: Die SPD-Fraktion hat recht

Denn ungeachtet der Frage, ob man all das nicht schon im Mai 2021 hätte wissen können, hat die SPD-Fraktion natürlich recht. Der zwar recht geräumige, aber ja keineswegs überdimensionierte Schlossgarten hat bereits jetzt einen Haupteingang am Schloss, einen Hintereingang am Bahnhaltepunkt, außerdem einen Zugang von der Neumayerstraße aus. Verschlossen, aber jederzeit zu öffnen sind die beiden Tore am Anfang und am Ende der Langen Bahn, außerdem ist ja offenbar ein weiterer Zugang zwischen Museum und Terrassengarten geplant. Macht dann summa summarum sechs Ein- bzw. Ausgänge.

Braucht es da wirklich noch eine Treppe am Kelterhaus? Wer soll die denn benutzen? Besucher der Stadthalle oder der Orangerie? Wie oft waren Sie in letzter Zeit im Restaurant oder auf einer Veranstaltung und hatten plötzlich das dringende, unstillbare Bedürfnis, unbedingt noch einen Abstecher in den Schlossgarten zu machen? Und selbst wenn – wen es nach einem guten Essen wirklich zu einem Verdauungsspaziergang unter den alten Bäumen drängt, der kann auch die paar Meter weiter zum Haupteingang schlendern. Der Verdauung wäre es sicher sehr zuträglich. Eine andere Frage wäre zudem: Wer wäre denn physisch überhaupt in der Lage, die Treppe zu nutzen? Betagte, Gehbehinderte oder sonstwie Gebrechliche scheiden schon mal aus, denn sie wird nicht barrierefrei sein.

Für die Treppe spricht die Optik

Was also spräche für die Treppe? Erstens die Optik, denn durch sie würde die lange, hohe und wenig einladend wirkende Schlossgartenmauer durchbrochen, und der Bereich um das Kelterhaus könnte in der Tat deutlich aufgewertet werden. Zweitens die von Stadtbürgermeister Marc Muchow angesprochene direkte Verbindung vom neuen Baugebiet zur Stadt. Allerdings besteht eine Verbindung bereits jetzt, wenn auch keine ganz direkte. Man muss einfach nur die bereits vorhandenen Eingänge und Wege nutzen. Und drittens die Tatsache, dass man den Bau finanziell und planerisch in die anstehende Mauersanierung einbetten könnte. Allerdings: Selbst wenn man eine Treppe, die eigentlich nicht gebraucht wird, planerisch einbettet, wird sie deshalb nicht weniger nicht gebraucht... Und 135.000 Euro Bau- und Nebenkosten sind halt auch Geld, Bezuschussung hin oder her.

Natürlich bedeutet der Stadtratsbeschluss nicht, dass die Treppe jetzt auf jeden Fall gebaut wird. Selbst die CDU-Fraktion hat ja zugestimmt, erst einmal die Ergebnisse des städtischen Verkehrskonzeptes abzuwarten. Beschlossen wurde allerdings die Planung. Und die schlägt gleich mit 25.500 Euro ins Kontor. Gut, diese Kröte wird man wohl schlucken müssen. Zumal das Krötenschlucken dank derselben im deswegen teurer als geplant zu sanierenden Schlossgartenteich bereits zur lieben Gewohnheit geworden ist, aber das nur ganz nebenbei.

Sollte man also trotz allem irgendwann zu dem Schluss kommen, dass die Treppe nicht nur geplant, sondern auch gebaut wird, dann sollte man vielleicht doch noch einmal das Konzept hinsichtlich seiner Praktikabilität überdenken. Gerade angesichts der Tatsache, dass heute doch alles barrierefrei sein soll. Vielleicht ein kleiner Treppenlift? Da geht doch bestimmt noch was...

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