Donnersbergkreis Donnersberger echo:

Eigentlich ist es ja nicht zu glauben. Aber dann wieder doch, weil es so absolut typisch bürokratisch ist. Nach dem Motto: Man nehme etwas, das funktioniert und verkompliziere es, bis es kaum noch jemand versteht. Und wenn sich dann herausstellt, dass nichts mehr klappt, dann erkläre man dem, der kritisch nachfragt, dass es sich ja um eine Vereinfachung gehandelt habe. Um den Kundenservice zu verbessern. Willkommen in Schilda. Oder in einem Werk von Franz Kafka. Oder in einem Werk von Franz Kafka, das in Schilda spielt. Tatsache ist: Vielerorts, zum Beispiel in Kirchheimbolanden, gibt es ärztliche Bereitschaftsdienstzentralen, die die Vertretung des Hausarztes übernehmen, wenn dessen Praxis geschlossen ist. Sie waren bis vor kurzem im Ortsnetz direkt zu erreichen. Doch seit einiger Zeit gibt es eine bundeseinheitliche Nummer. Einfacher und schneller soll die Vermittlung damit gehen. Der Laie fragt sich jetzt, was wohl einfacher und schneller sein kann als eine Nummer zu wählen und am anderen Ende mit der Person verbunden zu sein, die man erreichen wollte. Aber der Laie hat halt keine Ahnung. Stattdessen geht es jetzt auf eine muntere Reise mit der hohen Wahrscheinlichkeit, in einem Call-Center zu enden. Das sich natürlich nicht hier in der Nähe befindet, sondern irgendwo. Von dort aus soll der Call-Center-Agent dann die Anrufer „ihrer“ nächsten Zentrale zuordnen, und zwar anhand der Postleitzahl. Toll. Stellen Sie sich einen stark Dialekt sprechenden älteren Patienten vor, der an Bauchkrämpfen oder Herzrasen leidet und dessen Konversation mit einem Call-Center-Agenten, der keine Ahnung hat. Wohl gemerkt: Die Ärzte, die jeweils vor Ort die Bereitschaftsdienste organisieren, sind an diesem Durcheinander vollkommen schuldlos. Dr. Jack, für Kirchheimbolanden zuständig, rät sogar, die alte Nummer (die wir in der RHEINPFALZ künftig auch wieder angeben werden) weiterzubenutzen. Alles gut also? – Wie man’s nimmt. Denn die Umstellung auf die Einheitsnummer war ja nicht eben kostenfrei zu haben. Außer Spesen nichts gewesen, kann man da nur sagen.

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