Donnersbergkreis Die Nacht hat viele Gesichter

Unheimlich schrecklich: Unnwedda Hexe aus Karlsruhe.
Unheimlich schrecklich: Unnwedda Hexe aus Karlsruhe.

Dämonen und Hexen haben am Samstag Hettenleidelheim erobert und das Dorf in den Ausnahmezustand versetzt. Zum achten Nachtumzug, den die örtlichen Grubenhexen zusammen mit einer Interessengemeinschaft im Zwei-Jahres-Rhythmus organisieren, sind rund 75 Gruppen und einige Einzelkämpfer angereist – insgesamt etwa 1500 närrische Teilnehmer. Ein Vielfaches davon hat die Straßen gesäumt und fröhlich mitgefeiert. Zimperlich durfte man dabei nicht sein.

Denn die Maskenträger und kreativ Verkleideten treiben es gern mal derb. Hier versucht eine Gruselgestalt einem Zuschauer mit Nachdruck einen Lolli in den Mund zu schieben, dort wird ein Zaungast mit einem Kreidestift verfolgt, mit dem unbedingt die Nase oder die Wange blau gefärbt werden soll. Extra feines Konfetti wird auch sehr gern den Umstehenden in die Haare einmassiert, mancher wird auch von einem Reisigbesen im Gesicht „gestreichelt“, und es ist sogar eine Art „Entführung“ zu beobachten, bei der ein Kostümierter ein Mädchen mit einem Schal einfängt und „mitschleift“. Es geht hoch her vor der Gemeindehalle „Gut Heil“, wo das närrische Spektakel um 18.33 Uhr seinen Anfang nimmt. Drei Feuerwerksraketen werden abgefeuert, dann schreitet der Bergbaugeist los. Unter der wilden graumelierten Mähne steckt Ortsbürgermeister Steffen Blaga (CDU). Dem schwarz gekleideten Mann folgt in grellen Neonfarben die Dannazäpflen Gugge aus dem 120 Kilometer entfernten Marxzell-Schielberg. Die Gruppe ist eine von 13 Guggemusik-Kapellen, die den bunten Lindwurm mit lauten und schrägen Tönen gekonnt begleiten und unter anderem aus der Nähe von Pforzheim, aus Karlsruhe, Heidelberg oder Ingelheim am Rhein kommen. Die Orchester sind nicht nur gut anzuhören, sondern bieten auch fürs Auge etwas. Alle haben sich Mühe gegeben, mit vielen Lämpchen und fluoreszierender Kleidung ein schönes Bild im Dunkeln abzugeben. Die Guggemusiker stellen auch die größten Formationen mit bis zu 50 Mitgliedern. Etliche närrische Gruppen sind mit immerhin 30 Personen vertreten und in Bussen angereist. Die Froschbacher Moorteufel aus Bruchhausen etwa, die giftig grün und mit zottigem Pelz verkleidet sind, die Etjer Mühlejockel aus Öttigheim, die Pfannebadscher aus Karlsruhe und die Saubergteufel Ottenau, die sich schwarz-rote gehörnte Masken aufgesetzt haben. Letztere stammen aus dem baden-württembergischen Gaggenau, woher – Bad Rotenfels eingeschlossen – allein 190 Zugteilnehmer kommen. Dort ist die schwäbisch-alemannische Fasnet besonders lebendig. Laut Moderator Wolfgang Breitwieser sind die meisten Teilnehmer „Wiederholungstäter“, aber es gibt auch Neulinge. Die Hauptorganisatorin und Oberhexe der Hettrumer Grubehexe, Inge Imblan, erzählt: „Es sind fast alle, die sich angemeldet hatten, erschienen.“ Mit zirka 1500 Fasnachtern hat der Nachtumzug einen Zuspruch erfahren, der deutlich höher ist als in den Vorjahren. Somit reichte die Kapazität der Festhalle nicht und es musste zusätzlich ein Festzelt aufgebaut werden. Aus der Region dabei sind 211 Faschingsfreunde. Allein aus Hettenleidelheim laufen die Grubehexe in roten Mänteln und mit schwarzen Spitzhüten mit, der Karnevalverein Feuerio mit Schirmen in Pastelltönen, an denen glitzernde Folienstreifen befestigt sind, sodass es aussieht, als würde es gerade regnen. Eine Delegation der Kita am Alten Steinbruch hat die Köpfe mit Wolken dekoriert. Manfred Edrich spielt den Nachtwächter. Lokale Unterstützung erfahren die Einheimischen durch die Altleininger Waldhexen, die Sausrumer Hexen, die Bockrumer Wingertshexen, die Wattenheimer Gugguxhexen, die Eisenberger Hexen, Stumpfwaldhexen aus Ramsen, die Kerzrumer Echse Hexe, die Satansweiber aus Grünstadt, die Gellemer Hexen, die Diefendahler Hexen, die Matzeberjer Berghexen aus Carlsberg und die Asselemer Grottehexen.

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