Donnersbergkreis Die erste Frau im Vorstand

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Zwei Jahre war die Spitze des Diakoniewerks Zoar unvollständig. Das gehört nun der Vergangenheit an: Am Sonntag wurde die 46-jährige Martina Leib-Herr mit einem Gottesdienst offiziell in ihr Amt als Vorstandsvorsitzende und Nachfolgerin von Martin Bach eingeführt. Mit der Berufung von Leib-Herr, die das Diakoniewerk künftig mit Vorstand Peter Kaiser führt, ist erstmals eine Frau in einem diakonischen Vorstand in Rheinland-Pfalz vertreten.

„Wir haben eine Phase von Problemen und Ungewissheiten zu Ende gebracht.“ Hans Dieter Holtz, Vorsitzender des Verwaltungsrats des evangelischen Diakoniewerks Zoar, ist sichtlich glücklich mit der Entscheidung, die langjährige Mitarbeiterin Martina Leib-Herr in den Vorstand zu berufen. Dieser Schritt sei im Hinblick auf ihren außergewöhnlichen Berufsweg kein Wunder, so Holtz. Seit 28 Jahren ist Leib-Herr bereits bei Zoar tätig, im August kam die Nachricht über ihre Berufung in den Vorstand. Die Freude hierüber und über das ihr entgegengebrachte Vertrauen war sehr groß. Voller Ungeduld, Respekt, Erwartungen und Zuversicht erwarte sie ihr neues Amt, sagte Leib-Herr bei ihrer Amtseinführungsfeier am Sonntag. Trotz aller Euphorie heißt es jetzt Anpacken: Wesentliche Veränderungen will sie in der Altenpflege durch zum Beispiel neue Wohnkonzepte erreichen. Generell plant Leib-Herr, die Diakonie zukunftsfähiger machen. Hierfür würden wohl auch Umstrukturierungen in der ambulanten und stationären Pflege vorgenommen. Wichtig ist Leib-Herr vor allem das Einbinden der Mitarbeiter: „Sie sind das Uhrwerk der Einrichtung. Jeder Mitarbeiter ist ein Zahnrädchen. Und nur wenn alle ineinandergreifen, tickt die Uhr.“ Das heiße vor allem Präsenz im Unternehmen, aber auch Offenheit für Anliegen und Erwartungen der Mitarbeiter. Darüber, dass sie die erste Frau in einem Vorstand eines Rheinland-pfälzischen Diakoniewerks ist, freut sich die neue Vorsitzende: Die Ziele von Mann und Frau seien zwar oft die gleichen, die Herangehensweise zur Erreichung dieser sei aber eine ganz andere und deshalb eine Doppelspitze für ein Unternehmen nur vorteilhaft, so Leib-Herr. Für die erste Zeit im neuen Amt hat die Nachfolgerin von Martin Bach, der das Diakoniewerk 2013 verlassen hat, bereits ein straffes Programm: Neben Abläufen in der Altenpflege, die für sie unbekannt sind und sie deshalb kennenlernen möchte, gilt es die Gebäudereinigung von der Fremd- auf die Eigenreinigung umzustellen, eine neue Unternehmenssoftware zu etablieren und ein zentrales Versorgungszentrum mit engerer Zusammenarbeit von Küche und Bäckerei zu errichten. Martina Leib-Herr sieht ihre neue Stelle als große Herausforderung, aber auch als Chance, da sie mehr Gestaltungsmöglichkeiten hat. Zoar sei für sie nicht nur Arbeitgeber, sondern vor allem eine Herzensangelegenheit. Auch Rockenhausens Bürgermeister Karl-Heinz Seebald freute sich über die erste Frau im Zoar-Vorstand: „Das war eine weise Entscheidung.“ Ein zentraler Wert Zoars sei die Gleichberechtigung, die erst jetzt in allen Bereichen gelebt werde. Zudem sei diese Amtseinführung ein besonderes Ereignis für die ganze Region. Diakoniepfarrer Albrecht Bähr beglückwünschte die neue Vorstandvorsitzende ebenfalls. Er wünschte ihr „einen langen Atmen der Leidenschaft“. Bähr betonte die Wichtigkeit von Wohlfahrtsträgern wie Zoar, die die gepredigte Nächstenliebe lebten, sowie die Bedeutung für die Region. Schließlich sei die Einrichtung ein großer Arbeitgeber. Grußworte kamen auch von Sven Eckert, Beigeordnetem der VG Lauterecken-Wolfstein. Dort ist Zoar zwar noch nicht präsent, Eckert betonte aber, dass sich die VG in Zukunft eine Zusammenarbeit wünschen würde. Der Feier, die Vorstandsvorsitzender Peter Kaiser moderierte, ging ein Gottesdienst in der Zoar-Kapelle mit allen Angehörigen voraus. Dort wurde Leib-Herr offiziell vom ehemaligen Kuseler Dekan Baldur Melchior, der auch stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender ist, ins Amt eingeführt.

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