Die Vielfalt des Sports Der kleine Bruder des großen Golfspiels

Für viele Menschen ist Minigolf ein reines Freizeitvergnügen, doch es gibt zahlreiche Wettkämpfe bis hin zu Weltmeisterschaften.
Für viele Menschen ist Minigolf ein reines Freizeitvergnügen, doch es gibt zahlreiche Wettkämpfe bis hin zu Weltmeisterschaften.

Minigolf hat fast jeder schon mal gespielt. Die meisten verstehen es als Freizeitvergnügen und verbinden es mit einem Familienausflug im Sommer. Weniger bekannt ist, dass Minigolf auch ein Wettkampfsport ist, dessen Dachverband, der Deutsche Minigolfsportverband (DMV), Mitglied im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ist.

Die verschiedenen Minigolf-Systeme wurden ursprünglich unter der Bezeichnung „Bahnengolf“ zusammengefasst, mittlerweile hat sich „Minigolf“ als Oberbegriff etabliert. Der Bahnengolfsport entwickelte sich aus dem traditionellen Golfspiel. Davon wurde die Schlussphase an jeder Bahn übernommen, also das Putten (Einlochen) des Balls über die letzten Meter. Dies wurde mit verschiedenen Hindernissen zwischen dem Abschlagpunkt und dem Loch variiert.

In den 1920er-Jahren gab es in Amerika und England erste Ansätze für ein „Golfspiel auf Bahnen“, das auch „Zwerg-Golf“ genannt wurde. Analoges entstand auch in Deutschland und Skandinavien, wobei zur Steigerung der Schwierigkeiten teils phantasievolle Hindernisse in die Bahnen gebaut wurden.

Der Schweizer Gartenarchitekt Paul Bongni hatte 1950 schließlich die Idee, einen genormten „Golfplatz für Jedermann“ zu bauen und meldete dies zum Patent an: Er bestand aus 17 Bahnen von je zwölf Metern Länge und 1,25 Metern Breite sowie einer 25 Meter langen Weitschlagbahn als Anleihe des großen Bruders.

Die Bahnen bestanden aus Beton und wurden durch Flacheisen oder Metallrohre begrenzt, sie durften zum Spielen des ruhenden Balles betreten werden. Die normierten Hindernisse aus Naturstein, Beton, Metall oder Kunststoff waren auf allen Plätzen gleichartig. Auf den Bahnen sollte es möglich sein, den Ball theoretisch mit einem einzigen Schlag (sogenanntes Ass) einzulochen.

Im März 1954 wurde in Ascona am Lago Maggiore die erste genormte Anlage nach Bongnis Plänen eröffnet. Ende desselben Jahres gab es in der Schweiz bereits 18 Anlagen. Die erste deutsche Anlage wurde 1955 in Traben-Trarbach an der Mosel gebaut. Ende 1962 sollen in Europa bereits 120 Anlagen existiert haben. Mittlerweile gibt es in Deutschland etwa 4000 Minigolf-Anlagen.

Bahnengolfsysteme

Die heute gängigsten Minigolfsysteme sind das Beton-System, bei dem die Bahnen im Sinne Bongnis gestaltet sind, sowie das Miniaturgolf Eternit. Die Bahnen bestehen aus Faserzementplatten (Eternit) und sind deutlich kleiner (6,25 m lang, 0,90 m breit). Sie dürfen beim Spielen nicht betreten werden.

Vereine und Verbände

In den 1960er-Jahren wurden die ersten Minigolfvereine gegründet, beispielsweise 1963 in Ludwigshafen der 1. MGC (1. Minigolfclub). Im Oktober 1966 wurde der heute noch bestehende „Deutsche Minigolfsport Verband“ (DMV) ins Leben gerufen. Ihm gehören zurzeit 13 Landesverbände sowie 300 Vereine mit über 11.000 Mitgliedern an. Im Minigolfsportverband Rheinland-Pfalz sind zehn Vereine gemeldet. Die nächstliegenden sind: 1. MGC Ludwigshafen, 1. MGC Mainz und MSV Bad Kreuznach. Minigolfanlagen gibt es aber auch in Eisenberg, in Alzey oder Kaiserslautern.

Minigolf als Sportart

Für Vereinsspieler gibt es verschiedene Wettkämpfe. Überregional spielen die Vereinsmannschaften in drei Bundesligen. Unterhalb davon gibt es in den Landesverbänden weitere Klassen. Ab der Zweiten Bundesliga treten die Mannschaften gemischt an; nur in der höchsten Liga spielen Damen und Herren getrennt. Zudem werden Landesmeisterschaften, Deutsche Meisterschaften, Europa- (seit 1959) und Weltmeisterschaften (seit 1991) sowie weitere Turniere ausgetragen.

Laien, für die Minigolf ein Freizeitvergnügen ist, können oft nicht nachvollziehen, dass es auch als Sportart gilt. Die Begründung ist aber einfach: Spieler müssen zwar nicht körperlich topfit sein, aber sie sollten eine hohe Konzentrationsfähigkeit über eine längere Zeit besitzen. Da bei einem Punktspiel in der Regel vier Runden à 17 Bahnen pro Teilnehmer gespielt werden, kann ein Wettkampf mehrere Stunden dauern. Als Präzisionssportart kann man Minigolf vergleichen mit Billard, Darts und Bowling.

Regeln und Material

Der Ball muss geschlagen, darf nicht geschoben werden. Pro Bahn sind höchstens sechs Schläge zulässig, wobei jeder einen Punkt zählt. Wenn der Ball dann noch nicht im Loch liegt, werden sieben Punkte angerechnet. Der Ball wird von dort weitergespielt, wo er liegen geblieben ist; liegt er dicht an der Bande, darf er etwa 20 Zentimeter in die Bahn gelegt werden oder – falls vorhanden – an eine Markierungslinie. Der Spieler mit den wenigsten Punkten am Ende gewinnt.

Im Gegensatz zum Golf benutzt man in der Regel nur einen Schläger, der einem Putter ähnlich sieht, aber auf der Schlagseite einen bis zu zwei Zentimeter dicken Gummibelag hat – damit kann man Bälle besser anschneiden. Höchstens für den Weitschlag – beim System Beton immer die Bahn 7 – wird von vielen Spielern ein anderer Schläger eingesetzt.

Vor allem Vereinsspieler besitzen sehr viele Bälle mit unterschiedlichen Eigenschaften, Spitzenspieler aus der Bundesliga etwa 100 bis 300. Die Unterschiede sind Größe, Gewicht, Härte, Oberfläche, Farbe und besonders die Sprunghöhe. Welcher Ball verwendet wird, hängt von der Bahn ab. Der einmal gewählte Ball darf nicht mehr ausgetauscht werden.

Waldminigolf in Eisenberg

Die von Kirchheimbolanden aus nächstgelegene Anlage ist in Eisenberg in der Virchowstraße. Sie liegt im Wald. Die Bahnen sind dem System Eternit zuzuordnen. Notwendige Ausrüstung kann man ausleihen. Bei Regen bleibt der Platz geschlossen. Geöffnet ist er ansonsten von April/Mai bis September/Oktober – abhängig vom Wetter. Das entspricht den Öffnungszeiten des benachbarten Schwimmbades. Laut Auskunft des jetzigen Besitzers Roland Noack aus Eisenberg gibt es den Platz etwa seit den 70er-Jahren, wobei er in der Anfangszeit auch von einem schon lange nicht mehr existierenden Verein für Wettkämpfe genutzt wurde.

Die Serie: Die Vielfalt des Sports

In unserer Serie „Die Vielfalt des Sports“ stellen wir Sportarten von A wie Angeln bis Z wie Zumba vor, also alle die, die nicht regelmäßig in der Zeitung vorkommen. Wenn Sie eine Sportart haben, die in unserer Serie unbedingt vorkommen muss, schreiben Sie uns an reddonn@rheinpfalz.de.loc

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