Kirchheimbolanden Das Regenbogenfeld: Ein Platz für zu früh verstorbene Kinder

Auf dem Regenbogenfeld finden zu früh verstorbene Kinder ihre letzte Ruhe.
Auf dem Regenbogenfeld finden zu früh verstorbene Kinder ihre letzte Ruhe.

Seit 2005 gibt es in Kirchheimbolanden eine Gemeinschaftsruhestätte, das „Regenbogenfeld“. Dort können zu früh verstorbene Kinder einzeln oder seit 2013 einmal im Jahr gemeinsam bestattet werden.

„Fern bei den Sternen und doch so nah“. Den kleinen runden Stein mit dieser Aufschrift haben Unbekannte am Fuß einer mit Schmetterlingen und Blätterranken geschmückten Stele niedergelegt. Man kann das auch als Symbol für das Regenbogenfeld auf dem Kirchheimbolander Friedhof lesen. Fern ist das Kind, das vor der Geburt starb. Nah ist die Erinnerung an das Ungeborene. Jedes Jahr wird sie mit einem Trauergottesdienst erneuert. Diesmal am 11. November.

Seit 2005 gibt es dieses Regenbogenfeld im neuen Teil des Kirchheimbolander Friedhofes, berichtet Franziska Fuge von der Kirchheimbolander Friedhofsverwaltung. Die Anregung kam damals aus Landau, von der Gründerin der Selbsthilfe-Initiativgruppe „Leere Wiege“, Helga Beisel. Beisel, selbst eine betroffene Mutter, hatte sich einer bundesweiten Klinikaktion mit dem Ziel angeschlossen, würdige Ruhestätten für nicht bestattungspflichtige Totgeborene einzurichten, um deren gängige Entsorgung als Klinikmüll zu verhindern. Das hieß auch, Föten, die mit einem Gewicht unter 500 Gramm starben, mit Würde zu verabschieden. Beisels Ruf verhallte in der Nord- und Westpfalz nicht ungehört.

Abschied, Trost und Stärkung

In Kirchheimbolanden waren es vor allem die damalige Stadtbeigeordnete Edith Starck-Welsch, die protestantische Pfarrerin Birgit Rummer und Ingrid Horsch von der Ökumenischen Sozialstation, die sich für ein Regenbogenfeld stark machten. Rummer und Horsch werden zusammen mit der katholischen Pastoralreferentin Stefanie Susenburger auch den Gottesdienst am 11. November ab 15 Uhr in der Trauerhalle gestalten, der mit einer weiteren Gemeinschaftsbeisetzung verbunden sein wird. Der jetzt für den Friedhof zuständige Stadtbeigeordnete Michael Ruther wünscht sich, dass dazu auch viele betroffene Eltern kommen.

Deren Zahl ist durchaus beträchtlich. Den mittlerweile etwa 800 Lebendgeburten im Kirchheimbolander Westpfalz-Klinikum, so berichten Ruther und Fuge, stünden alljährlich zwischen 80 und 100 Kinder gegenüber, die tot oder zu früh geboren wurden, auch Schwangerschaftsabbrüche sind darunter. Zurück bleiben meist Eltern, deren Vorfreude auf ein Kind jäh in Verzweiflung umschlägt. Vor allem ihnen soll das Regenbogenfeld ein Ort des Abschieds, des Trostes und der Stärkung sein.

Kostenlose Bestattungen

Einmal im Jahr wird eine Urne mit der Asche dieser in Kirchheimbolanden verstorbenen Kinder beigesetzt. Es ist eher ein symbolischer Akt, sagt Franziska Füge, doch für die Eltern ein wichtiger Teil ihrer Trauerarbeit. Die Grabfelder sind halbrund in der Form eines Regenbogens angelegt und im Sommer auch in dessen Farben bepflanzt. Grabsteine gibt es nicht, auch Grabschmuck ist nicht erwünscht. Einige persönliche Gegenstände haben Eltern jedoch am Fuß der von Christel Brutscher geschaffenen Stele abgelegt – wie den erwähnten kleinen Stein.

Eine ebenfalls von der Kirchheimbolander Bildhauerin geschaffene Steinbank lädt zum ruhigen Verweilen ein. Wem der Zeitraum von einem Jahr bis zur Bestattung seines Kindes zu lang ist, kann kleine Nachrichten in einem Briefkasten hinterlassen, ehe sie mit ins Grab kommen. Auch so etwas tut Betroffenen manchmal gut, weiß Franziska Fuge.

Die Stadt Kirchheimbolanden bietet die Bestattungen auf dem Regenbogenfeld kostenlos an. Auch Einzelbestattungen sind hier möglich, doch machten Eltern davon nur selten Gebrauch, berichtet Fuge. Der Trauergottesdienst findet am 11. November um 15 Uhr in der Trauerhalle auf dem Friedhof Kirchheimbolanden statt, stets der Freitag vorm Volkstrauertag.

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