Donnersbergkreis Corona-Tagebuch: Von wahren und falschen Fußball-Klassikern

Zeitreise: Olaf Marschall erzielt 1994 im DFB-Pokal-Spiel gegen Borussia Dortmund das vorentscheidende 4:3 für den 1. FC Kaisers
Zeitreise: Olaf Marschall erzielt 1994 im DFB-Pokal-Spiel gegen Borussia Dortmund das vorentscheidende 4:3 für den 1. FC Kaiserslautern. Da darf auch heute noch gejubelt werden – natürlich im damaligen FCK-Trikot.

Nein – das mache ich auf keinen Fall! Das war meine feste Überzeugung, als ich erstmals davon gehört habe. Die Rede ist von alten Fußballspielen, die derzeit bei etlichen Sendern mangels Live-Sport zu sehen sind. Dass die ARD das EM-Viertelfinale Deutschland gegen Italien von 2016 inklusive Elfmeterschießen zeigt – na gut, das kann ich eben noch so nachvollziehen. Aber dass Magenta-Sport – der Sender macht sonst bei der Übertragung der Dritten Liga einen richtig guten Job – allen Ernstes die Wiederholung des Drittliga-Spiels Osnabrück gegen 1860 München aus der Vorsaison als „Klassiker“ angepriesen hat, das geht meines Erachtens dann doch zu weit.

Alternativ wurde das Basketball-WM-Viertelfinale Argentinien gegen Serbien vom Vorjahr oder die Eishockey-Partie Red Bull München gegen Augsburger Panther aus der Saison 2018/19 angeboten. Das DFB-Pokalfinale VfB Stuttgart gegen Energie Cottbus von 1997 – noch so ein „Höhepunkt“, der dieser Tage über die Mattscheibe flimmerte. Und jede Wette: Irgendwann höre ich dann zum 850. Mal, dass Rahn aus dem Hintergrund schließen müsste, dass er schießt, und Tor, Tor, Tor – nein, nicht mit mir!

Eine Whatsapp-Nachricht verändert alles

Dann hat mein Bruder am Donnerstag eine Whatsapp geschickt: „Highlight für Samstag“ – der SWR zeigt das DFB-Pokal-Spiel „meines“ FCK gegen Borussia Dortmund von 1994. Sofort ist meine Erinnerung wach, war ich doch damals in der Westkurve, Block 6, Zeuge dieser unglaublich packenden Partie, von der Reporter Wilfried Mohren am Ende sagte, man werde noch lange Zeit an sie zurückdenken. Wie recht er doch hatte ...

Den Rest können Sie sich denken: Am Samstag, 14.15 Uhr, haben wir mit der ganzen Familie vorm Fernseher gesessen. Das heißt, fast: Unsere jüngere Tochter war im oberen Stock mal wieder im Online-Ballett-Training – weshalb es über unserem Kopf so „gebollert“ hat, dass es unsere Älteste für den Trommler im Betze-Fanblock gehalten hat. Jedenfalls hatte ich sogar extra für das Spiel das original OKI-Trikot der Roten Teufel von damals aus dem Schrank geholt.

Ich muss zu meiner Schande gestehen: Es hat mir aufrichtig SPAß gemacht! Möller rammt Sforza den Ellenbogen in die Rippen, der muss ausgewechselt werden, das ganze Stadion brüllt „Haut den Möller um“; Kadlec jagt den Ball zum 3:3 in die Maschen; – und als der humpelnde Olaf Marschall in der Verlängerung das vorentscheidende 4:3 erzielt, da habe ich sogar ganz kurz die Faust geballt ...

Besonders schön: Ich wusste vorher, dass der FCK das Spiel (mit 6:3) gewinnt – heute sind Siege längst die Ausnahme. Es heißt ja, bei Corona lernen wir täglich dazu. Also, ich revidiere meine Meinung: Das mit den Klassikern ist doch nicht so schlecht – wenn’s auch wirklich welche sind!

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