ROCKENHAUSEN/AHRWEILER Bewegendes Treffen: Vertreter von Realschule plus und Rotary Club übergeben Spende im Ahrtal

Die Nordpfälzer Delegation konnte sich vor Ort überzeugen, welche Schäden die Flutkatastrophe auch in Ahrweiler angerichtet hat.
Die Nordpfälzer Delegation konnte sich vor Ort überzeugen, welche Schäden die Flutkatastrophe auch in Ahrweiler angerichtet hat. Zahlreiche Häuser mussten entkernt oder gleich ganz abgerissen werden.

Die Auswirkungen der Flutkatastrophe im Ahrtal haben Vertreter der Realschule plus und des Rotary Clubs Rockenhausen bei ihrem Besuch vor Ort eindrücklich vor Augen geführt bekommen. Anlass war die Übergabe einer Spende in Höhe von 10.000 Euro zugunsten einer Schule in Ahrweiler. Doch der offizielle Termin geriet zu einem bewegenden Treffen.

„Sehr beeindruckend, extrem berührend, schockierend!“: Schulleiter Harald Scheve, Rotary-Mitglied Stephan Brohl und Schülersprecherin Marina Nicolaev sind sich einig: Es waren erschütternde Eindrücke, die sie im Ahrtal gewonnen haben. Kurz nach Schuljahresbeginn hatte die Realschule plus Rockenhausen entschieden, sich mit einem Spendenlauf für den Wiederaufbau im Ahrtal zu engagieren. Der Rotary Club Rockenhausen schloss sich dieser Aktion an und verdoppelte das „erlaufene“ Ergebnis, sodass letztlich eine stolze Summe von 10.000 Euro zustande kam.

Vermittelt durch eine Initiative des Verbandes „Reale Bildung“ entstand der Kontakt zur Philipp-Freiherr-von-Boeselager-Realschule plus in Ahrweiler. Kürzlich war es dann soweit: Gemeinsam mit Vertretern der Sport-Fachschaft und des Realschul-Fördervereins fuhren Stephan Brohl vom Rotary Club Rockenhausen, Schulleiter Harald Scheve und die Schülersprecherinnen ins Ahrtal, um den Scheck an Bettina Lanzerath, Konrektorin der dortigen Schule, zu übergeben.

„Da ist noch ganz viel zerstört. Das ist schon erschreckend, wenn man das mit eigenen Augen sieht, das ist anders als im Fernsehen“, zeigt sich die 17-jährige Marina Nicolaev fassungslos von dem, was ihr vor Ort begegnet ist. Und Kassandra Lindo, ebenfalls Teil des Schülersprecher-Teams, ergänzt: „Überall ist immer noch Matsch, an vielen Stellen stehen nur noch die Mauern der Häuser, alles andere musste abgerissen werden.“ Auch für Stephan Brohl war es ein besonderer Tag: „Der Besuch hat mir die Augen für die Situation vor Ort geöffnet. Es handelt sich wirklich um ein Katastrophengebiet, jedes zweite Haus ist entkernt, ein riesiges Bauprojekt!“

Erst nach vier Wochen kamen die Tränen

Der Leiter der Ahrweilerer Boeselager-Realschule, Timo Lichtenthäler, hat in bedrückenden Filmsequenzen Bilder und Geschehnisse unmittelbar nach der Katastrophe zusammengestellt (im Netz zu finden auf dem Youtube-Kanal der Boeselager-Realschule). Konrektorin Bettina Lanzerath schilderte den Besuchern, wie knapp ihre Familie in besagter Nacht dem Tod durch Ertrinken entronnen war. „Wären meine Kinder, wie sie es ursprünglich vorhatten, an diesem Abend in unser Auto gestiegen, dann wären sie heute nicht mehr bei uns“, berichtete sie. „Tagelang habe ich nur funktioniert und kaum geschlafen. Nach vier Wochen – ich hielt gerade ein Prospekt für Backformen in der Hand – kamen mir plötzlich einfach die Tränen. Das war der Moment, wo ich angefangen habe zu begreifen, was ich alles verloren habe.“

Die beiden Schülersprecherinnen der Rockenhausener Realschule haben weitere Eindrücke gesammelt: „Im Erdgeschoss lagen vor der Flutkatastrophe alle Fachsäle sowie die Räume der Orientierungsstufe. Dort sind nur noch nackte Wände. Es gibt kein Becherglas mehr, keinen Bunsenbrenner, keine Musikinstrumente“, berichten die beiden jungen Frauen.

Längerfristige Patenschaft geplant

Bei den Mitgliedern des Rockenhausener Rotary Clubs ist die Idee entstanden, sich nicht nur mit einer einmaligen Spende zu engagieren, sondern eine längerfristige Partnerschaft zu initiieren. „Wir haben uns überlegt, dass viele Eltern im Ahrtal keine Möglichkeit haben werden, im kommenden Jahr einen Urlaub zu organisieren. Doch viele Kinder vor Ort sind traumatisiert und benötigen dringend Erholung und einen Tapetenwechsel, um einmal auf andere Gedanken zu kommen und neue Kräfte zu sammeln“, betont Stephan Brohl.

So sei folgende Idee entstanden: „Wir ermöglichen diesen Kindern im kommenden Jahr einige unbeschwerte Ferientage in der Pfalz. Die ersten Gespräche vor Ort haben wir bereits geführt.“ Auch sei ein Besuch einiger betroffener Kinder im Kieler Zoo organisiert worden. Für Ferienfreizeiten in der Pfalz strebe man eine Kooperation mit „Lichtblick 2000“ aus Kaiserslautern an. Brohl: „Gemeinsam wollen wir zu einer längerfristigen Unterstützung im Ahrtal bereitstehen.“ Und für Schulleiter Harald Scheve steht ebenfalls fest: „Der nächste Spendenlauf kommt bestimmt!“

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