Donnersbergkreis Betreten verboten

Laut Spielplan hatte der SV Lohnsfeld in der B-Klasse Kaiserslautern-Donnersberg im Kalenderjahr 2014 bereits drei Heimspiele. Doch die Partien sind nicht, wie das seit der Vereinsgründung 1972 Standard ist, auf dem heimischen Lohnsfelder Rasenplatz, sondern im fünf Kilometer entfernten Sembach ausgetragen worden. Der Grund: Die Ortsgemeinde hat den Pachtvertrag mit dem Sportverein bezüglich der Spielfläche mit Wirkung vom 1. Januar 2014 gekündigt. Was bedeutet: Der Rasen ist für den SVL nun Tabuzone. Die Querelen zwischen Ortsgemeinde und Sportverein gehen in die nächste Runde. Hohes Gras, Unkraut, Maulwurfshügel: Das Lohnsfelder Sportplatzgelände ist verwaist. Die Fußballer des SVL dürfen es seit Januar nicht mehr betreten. In dem Kündigungsschreiben von Verbandsbürgermeister Rudolf Jacob an den Sportverein Lohns-feld vom 25. Juni 2013 heißt es: „Entsprechend der Beschlussfassung des Ortsgemeinderates Lohnsfeld vom 17.06.2013 sprechen wir namens und im Auftrag der Ortsgemeinde Lohns-feld die fristgerechte Kündigung des Pachtvertrages zwischen der Ortsgemeinde Lohnsfeld und dem Sportverein Lohnsfeld bezüglich des Sportplatzgeländes vom 17.01.1984 zum 31.12.2013 aus.“ Der amtierende Ortsbürgermeister Walter Bertram teilte auf RHEINPFALZ-Anfrage lediglich mit, dass „der SV den vertraglichen Vereinbarungen nicht nachgekommen ist“ und dem Verein deshalb die Berechtigung entzogen wurde, das Fußballfeld zu nutzen. „Mehr habe ich dazu nicht zu sagen. Auf die Aussagen seitens des Sportvereins lasse ich mich nicht ein“, so Bertram. Der Aussage des Ortschefs widerspricht Helmut Rufe, erster Vorsitzender des Lohnsfelder Sportvereins. „Wir sind dem Pachtvertrag immer zu 100 Prozent nachgekommen, haben die Pacht stets fristgerecht gezahlt und den Sportplatz immer gewissenhaft gepflegt. Es gab auch nie Beanstandungen.“ Für ihn ist der Grund, warum „seine“ Fußballer seit Januar die Rasenfläche nicht mehr betreten dürfen, ein anderer: Nach seiner Argumentation hat die Ortsgemeinde den Vertrag nur deshalb gekündigt, weil er den Verein zu einer neuen, für ihn inakzeptablen Nutzungsvereinbarung drängen will. So heißt es in dem oben genannten Kündigungsschreiben weiter: „Sollte zwischenzeitlich eine einvernehmliche Regelung für die strittigen Fragen im Zusammenhang mit der Nutzungsvereinbarung bezüglich des SV Lohnsfeld und der Ortsgemeinde Lohnsfeld zustande kommen, steht einer neuen Pachtvereinbarung bezüglich des Sportplatzgeländes (…) nichts im Weg.“ Eine solche neue Nutzungsvereinbarung habe die Ortsgemeinde dem SVL auch vorgelegt – unterzeichnet habe man das Papier freilich nicht. Einer der Gründe: Nach der alten Verordnung hatte die Gemeinde lediglich das Recht, den Gebäudekomplex jederzeit im Beisein eines SVL-Verantwortlichen zu betreten. Nun habe Bertram aber verlangt, einen Schlüssel für das gesamte Gebäude – inklusive dem Sportheim – zu bekommen. Eine Forderung, die der Verein nicht akzeptieren will: Er befürchtet, künftig nicht mehr der Herr im eigenen haus zu sein. Außerdem beklagt Rufe, dass dem Sportverein, der ohnehin finanziell nicht auf Rosen gebettet sei, das Wasser abgegraben werde. Seit 2011 zahle die Gemeinde nicht mehr wie vereinbart ein Drittel der jährlichen Unterhaltungskosten für das Gebäude. Das Geld sei derzeit auf Sperrkonten geparkt – die Gemeinde wolle sie erst freigeben, wenn der Sportverein die neue Nutzungsvereinbarung unterschreibt. Rufes Vorwurf: Es solle wohl eine Insolvenz des Vereins provoziert werden, damit das eingefrorene Geld nicht ausgezahlt werden muss. Ohne Unterschrift werde außerdem der Pachtvertrag für den Sportplatz nicht verlängert. Mit der Folge, dass der SVL weiterhin seine Heimspiele in Sembach austragen muss – und dadurch erhebliche Einbußen aus der fehlenden Bewirtschaftung des Sportheims hat. Rufes drastischer, im übertragenen Sinn gemeinter Kommentar: „Das ist wie Russisches Roulette mit sechs Kugeln in der Trommel. Egal was du machst, du wirst erschossen.“ Die Querelen zwischen Ortsgemeinde und Sportverein laufen schon einige Jahre – im April 2012 hatte die RHEINPFALZ darüber berichtet. Im Mittelpunkt: das kombinierte Sportheim/Bürgerhaus. Die Gemeinde hatte vor Jahren – noch unter Bertram-Vorgänger Franz Marx – für 40.000 Euro das Grundstück vom SVL gekauft, Sportheim und Halle gehören weiter dem Sportverein. Im Gegenzug hat sich der Verein an den Um- und Anbauarbeiten beteiligt, das Geld aus dem Verkauf sei hauptsächlich in die neuen Umkleidekabinen und die sanitären Anlagen geflossen, hatten die Verantwortlichen vor zwei Jahren gegenüber der RHEINPFALZ mitgeteilt. Zur Nutzung des Gebäudes wurden zwischen Gemeinde und Sportverein Vereinbarungen getroffen. Dennoch hatte es immer wieder Differenzen darüber gegeben, wer wann den Gebäudekomplex nutzen darf, ob Gäste von Gemeindeveranstaltungen beim Gang von der Halle zur Toilette das Sportheim durchqueren dürfen, wer wem wie viel Geld zu zahlen hat und anderes mehr. Einen ersten Höhepunkt erreichte die Auseinandersetzung im Oktober 2011, als der Gemeindearbeiter auf Bertrams Weisung hin einen Großteil der Stühle aus dem Bürgersaal entfernt und die restlichen angekettet hat. Die Stühle haben dann dem Sportverein bei einer Schiedsrichtersitzung nicht zur Verfügung gestanden. Bertram sollte daraufhin wegen vereinsschädigendem Verhalten aus dem SVL ausgeschlossen werden. Der Bürgermeister habe zunächst Klage erhoben, sich dann aber beim Verein entschuldigt, geht aus einem Schreiben der SVL-Rechtsanwälte hervor: Bertram habe nach eigener Aussage aufgrund eines Gemeinderatsbeschlusses so handeln müssen. Den Ausschluss habe der Sportverein daher zurückgenommen. Nicht nur deshalb betont der Vorsitzende: „Wir waren bisher immer zu Kompromissen bereit. So haben wir beispielsweise den Durchgang im Sportheim zu den Toiletten erlaubt. Doch diese Nutzungsvereinbarung ist ein Witz“, sieht Rufe die Schuld des Streites nicht bei „seinem“ Sportverein. Er kritisiert, Bertram habe bereits gegen andere Vereine im Ort geklagt. „Er will ihnen offensichtlich schaden.“ Nach seinen Angaben bereiten Rechtsanwälte derzeit eine Klage des Sportvereins vor. Bereits im Jahr 2012 habe die Ortsgemeinde versucht, die SVL-Fußballer vom Sportplatz auszuschließen. Dies sei aber misslungen, weil der Vertrag damals nicht fristgerecht gekündigt worden sei. Auch die jetzige Kündigung hält der Verein nicht für rechtsmäßig: Nach der Gemeindeordnung sei die Ortsgemeinde verpflichtet, dem Verein den Sportplatz zur Verfügung zu stellen. Die Lohnsfelder Mannschaften trainieren seit Anfang des Jahres zweimal wöchentlich morgens in Göllheim und abends in Sembach. „Gott sei Dank dürfen wir die Plätze erst mal bis Sommer benutzen“, so Rufe. Doch der Ortswechsel hat sich auch auf die Ergebnisse ausgewirkt: Auf dem Hartplatz in Sembach holte der SV aus den ersten drei „Heimspielen“ nur einen Zähler. Immerhin können sie in den verbleibenden Begegnungen auf den Rasenplatz zurückgreifen, den sie selbst hergerichtet und spieltauglich gemacht haben. Apropos Rasenplatz: Um das Grün in Lohnsfeld kümmert sich seit Januar niemand mehr. Rufe spricht von „Zerstörung“ ...

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