Donnersbergkreis Bald kennt „wer-kennt-wen“ niemand mehr

Aus, Schluss und vorbei: Am 1. Juni macht das deutschsprachige Soziale Netzwerk „Wer kennt wen“ dicht und löscht seine Internetseite. Alle Mitglieder wurden bereits per Email über das Ende benachrichtigt. Wer noch seine Profil-Daten wie Kontakte, Fotos oder Nachrichten sichern möchte, der sollte sich beeilen…

Für viele war „Wer kennt wen“ der erste Einstieg in die neue Welt der Sozialen Netzwerke. Das zwei Jahre nach der Gründung der mittlerweile weltweit größten Plattform „Facebook“ ins Leben gerufene „Wer kennt wen“ – kurz wkw – zählte lange Zeit mit seinem deutschsprachigen und benutzerfreundlichen Aufbau zu den beliebtesten virtuellen Treffpunkten. Ins Leben gerufen wurde wkw 2006 in Rheinland-Pfalz, da die Gründer Fabian Jager und Patrick Ohler damals Computervisualistik an der Uni Koblenz-Landau studierten. Mit ihrer Idee eines Sozialen Netzwerkes auf Deutsch, das nicht nur Studierende, sondern alle Menschen anspricht, trafen sie genau den Nerv der Zeit: Ein Jahr nach der Gründung verzeichnete wkw bereits über eine Millionen Mitglieder, und die Zahl stieg bis zum Jahr 2010 immer weiter. Auf dem Höhepunkt des Erfolges verkauften die beiden Jung-Unternehmer ihre Plattform an RTL interactive, ein Unternehmen der Mediengruppe RTL Deutschland, und seitdem befinden sich die Nutzerzahlen im freien Fall. Wie viele User am Ende tatsächlich noch bei wkw aktiv waren, gibt RTL nicht bekannt. Die letzte offizielle Zahl von 9,6 Millionen registrierten Nutzern stammt vom Februar 2012, von denen im März 2013 laut der US-amerikanischen Internet-Marktforschungsfirma Comscore jedoch lediglich knapp 2,1 Millionen aktiv waren. Dabei versuchte RTL interactive einiges, um die Mitglieder zu halten und neue zu gewinnen. „Zahlreiche Maßnahmen wie die Ausrichtung auf regionale und lokale Themen und zuletzt ein Relaunch im Oktober 2013 konnten aber leider die über Jahre andauernden und anhaltenden Reichweitenverluste nicht stoppen“, so ein Sprecher von RTL interactive. Auch Gespräche mit neuen Investoren brachten keine Alternativen, die eine langfristige Weiterführung ermöglicht hätten. „Mit der erheblich geringeren Nutzung des Angebotes ist es uns leider nicht möglich, dass wer-kennt-wen auch nur annähernd langfristig wirtschaftlich betrieben werden kann“, verkündete RTL interactive Ende März das definitive Aus von wkw. Traurig sind darüber besonders all diejenigen, die wkw als Alternative zur mächtigen Konkurrenz von Facebook nutzten, wie die 20-jährige Manuela aus Ludwigshafen. „Ich habe mich bei wkw einfach sicherer gefühlt“, sagt sie im Gespräch mit XXpress. „Während es bei Facebook ständig Schlagzeilen rund um die Nutzung der eigenen Daten gab, fühlte ich mich bei wkw gut aufgehoben.“ Genauso gefiel ihr die Tatsache, dass wkw-Profile nicht in externen Suchmaschinen wie Google zu finden waren, die Daten mit einer Löschung des eigenen Profils tatsächlich vernichtet wurden und wkw einen Selbstverpflichtungskodex rund um Jugend-, Daten- und Verbraucherschutz unterzeichnet hatte. Allerdings spürte die Studentin, wie rasant sich die Internetseite in den letzten Monaten dem Ende entgegen bewegte. „Von meinen Freunden sind viele im Laufe der Zeit zu Facebook gewechselt, und man konnte nur wenige über wkw erreichen.“ Daneben gefiel Manuela wie vielen anderen Nutzern das im Oktober 2013 neu entwickelte Design nicht, da es optisch an Facebook und Google+ erinnert. „Dadurch ging irgendwie der ganz eigene Charakter und Charme von wkw ein wenig verloren“, meint die Ludwigshafenerin, die außerdem von einigen der aktualisierten Funktionen nicht begeistert war. „Die Idee mit den lokalen Angeboten und Seiten von Vereinsheimen oder Ähnlichem fand ich ja gut – aber Tier-Profile oder Profile für Lieblingsgeräte braucht doch wirklich keiner!“ Die Empfehlung von wkw, sich nun bei dem deutschsprachigen Netzwerk „Seniorbook“ anzumelden, hält Manuela für wenig sinnvoll. „Dort ist ja absolut gar niemand, den ich kenne, da bringen mir all die Sicherheit und die Privatsphäre überhaupt nichts“, meint sie. „Ob ich zu Facebook gehe, weiß ich aber auch noch nicht.“

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