Donnersbergkreis Bäume für den Frieden

Zur Baumpflanzung waren zahlreiche Mitglieder der Gemeinde gekommen.
Zur Baumpflanzung waren zahlreiche Mitglieder der Gemeinde gekommen.

Über 700 solcher Bäume haben in deutschen Städten bereits Wurzeln geschlagen, einer direkt vor dem Bundestag in Berlin. Vergangene Woche kam ein weiterer dazu: eine Trauer- oder auch Hängebuche im Kirchheimbolander Schlossgarten. Der Bauhof hatte ihr den Boden bereitet, die letzten Schaufeln Erde und den kräftigen Anguss übernahmen Muslime und Stadtvertreter gemeinsam. Der Baum, so berichtete Bürgermeister Klaus Hartmüller, ersetze eine gleichartige Buche, die 1915 an dieser Stelle nahe dem Eingang gepflanzt worden war und 2005 gefällt werden musste. Es sei nicht der erste Freundschaftsbaum, verwies er auf eine Spende der russischen Partnerstadt Tschernjachowsk für den Schlossgarten. Kirchheimbolanden nannte Hartmüller in diesem Zusammenhang eine „kleine, offene Stadt“, in der Menschen aus über 60 Nationen zusammenlebten: „Jeder ist uns willkommen, wenn er unser Grundgesetz, unsere Grundwerte achtet.“ Zur Treue gegenüber den Gesetzen des Staates bekenne sich die Glaubensgemeinschaft „Ahmadiyya Muslim Jamaat“ ausdrücklich, wurde während der Feier bekräftigt. Bei „Majlis Ansarullah“ handelt es sich um deren Unterorganisation für Männer ab dem 40. Lebensjahr. Sie sehen sich als „Helfer Allahs“, wie „Ansarullah“ in der Urdu-Sprache heißt, und sind in diesem Sinne außer für die Verbreitung des Glaubens auch sozial engagiert. Frauen und Kinder hätten in der Ahmadiyya-Gemeinde separate Gruppierungen, führte Rafique Khawaja aus, Leiter für soziale Dienste in der Frankfurter Deutschland-Zentrale der Glaubensgemeinschaft. Er verwies darauf, dass Ahmadiyya die bisher einzige muslimische Gemeinschaft in Deutschland ist, die als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt und somit den christlichen Kirchen gleichgestellt ist. Einmalig sei hier auch die Ausbildung von Imamen in einem eigenen Institut. Zu ihnen gehört Kamran Ahmad, der vor zehn Jahren aus Pakistan kam, heute in Freinsheim lebt und als Imam für Ahmadiyya-Gemeinden in Teilen der Pfalz und Rheinhessens zuständig ist, darunter in Alzey, Bad Kreuznach und Kaiserslautern. Er rezitierte während der kleinen Feier Koranverse auf Arabisch und Deutsch. In Pakistan, genauer: dem damaligen Britisch-Indien, hatte die Bewegung, die sich selbst reformerisch und liberal nennt, aber auch als sehr wertkonservativ gilt, Ende des 19. Jahrhunderts ihre Wurzeln. Der Anspruch ihres Gründers Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad, der vom Propheten Muhammad prophezeite Messias zu sein, löste umgehende Verfolgung und Gewalt gegenüber den in Pakistan seit 1974 sogar qua Verfassung zu Nicht-Muslimen erklärten Ahmadis und eine bis heute anhaltende Diskriminierung aus, die viele von ihnen in die Flucht trieb. In Deutschland zählt die Gemeinschaft nach eigenen Angaben über 45.000 Mitglieder, die in mehr als 50 Moscheen ihrem Glauben nachgehen. „Wir fühlen uns als Deutsche“, betonte Khawaja. Man schätze Meinungs- und Religionsfreiheit, Zugang zu Bildung. „Wir wollen uns einbringen in die Gesellschaft“, dazu gehöre unbedingt die deutsche Sprache. Presbyter Erich Morschhäuser von der protestantischen Kirchengemeinde würdigte die symbolhafte Aktion im Schlossgarten. Unter Bezug auf die Arbeit der Flüchtlingshilfe vor Ort berichtete er, dass auch einige Pakistani betreut würden. Man könne von einem friedlichen Miteinander zwischen Einheimischen und Flüchtlingen sprechen. Zur Pflanzung waren auch Mitglieder von „Majlis Ansarullah“ aus der Umgebung und einige interessierte Kirchheimbolander gekommen. Am Ende wurde zum Büfett mit typischen Spezialitäten gebeten. Am Baum selbst wird eine kleine Tafel an den Tag und die Spender erinnern.

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