Donnersbergkreis „Aus Spaß aufsteigen“

Wollen es in der nächsten Saison den „Jungen“ in der Regionalliga noch einmal zeigen: Sabine Becker (links) und Anneli Heintz, d
Wollen es in der nächsten Saison den »Jungen« in der Regionalliga noch einmal zeigen: Sabine Becker (links) und Anneli Heintz, die mit ihren Teamkameradinnen der TSG Zellertal den Oberliga-Titel holten.

«Heidesheim.» Irre Wendung: Die TSG Zellertal steigt auf in die Regionalliga Südwest. Was für eine Überraschung! Stets hatte sich das routinierte Ü40-Quintett geschworen, selbst als Meister nie wieder hochzuklettern. Bis Samstag.

Da wiederholte die TSG mit einem 8:5 in Heidesheim ihren Titel von 2018 – und beschloss, sich ein Jahr nach dem Verzicht tatsächlich im Oberhaus zu probieren. Es ist die Krönung einer über drei Jahrzehnte währenden Erfolgsgeschichte. Und: Die TSG knackt einen Rekord, der zum Schmunzeln animiert. Der Stoff für einen leicht verspäteten Aprilscherz war geschaffen. Am ersten des Monats, jenem Tag, an dem man seine Bekannten gerne mal aufs Korn nimmt, erreichte Silke Ermel die 50-Jahr-Marke. Vielleicht klappe das ja mit der Meisterschaft, hoffte sie tags drauf, aber Regionalliga, nein, „die ist in dem Alter nichts mehr für uns“. Als Ermel, Kapitänin der TSG Zellertal, am späten Samstagabend den Oberliga-Titel aus Heidesheim via Smartphone meldete, schwärmte sie vom „schönsten Geburtstagsgeschenk“ – und packte einen Spruch aus, der wahrlich wie ein Aprilscherz anmutete. „Zur Info: Wir steigen auf“, ließ Ermel so ganz nebenbei, ein wenig in Sektlaune, verlauten. Gesträubt hatte sich die TSG jahrelang gegen eine Rückkehr in die Regionalliga, die Fahrten, das große Trara mit den jungen, ehrgeizigen Mädels, das sei nicht mehr ihre Welt. Und jetzt das … Am Samstag ereilte sie auf die Schnelle der Sinneswandel. Der Titel war geplant, der Aufstieg nicht. „Wir haben uns gesagt, wir wollen einfach noch mal gegen andere Leute spielen. Wenn man fünf, sechs Jahre immer die gleichen sieht, fehlt irgendwann die Herausforderung“, sagte Sabine Becker nach dem 8:5 in Heidesheim, in dem die TSG mit Anneli Heintz (drei Einzel, ein Doppel) die überragende Frau in ihren Reihen aufgeboten hat. Ob man die 90 Minuten in den Westerwald oder nach Stuttgart fahre, sei ja auch egal. Hauptsache Spaß. „Es kann sein, dass wir keins gewinnen. Aber warum sollten wir es nicht mal probieren?“, so Becker. Die Saison zeigte, dass die TSG in der Oberliga nicht recht gefordert ist – wenn eine oder zwei einen miesen Tag erwischten, riss es die andere Hälfte raus. Dass Christel Diefenbach über die halbe Saison ausfiel, sie schließlich die am Knie geschädigte Spitze Sylke Bayer ohne Einbußen ersetzte, führte vor, dass Zellertal ein gewachsenes Gefüge stellt. Trotz des Umbruchs im Sommer, als die halbe Mannschaft ausgetauscht wurde. „Man muss auch mal spontan sein und aus Spaß aufsteigen“, meinte Ermel. Das 8:5 in Heidesheim war auf alle Fälle wieder so ein Tag, an dem alles passte: Für die Rheinhessinnen lief Yuliya Simeonova-Schaar, Ex-Profi und mehrfache bulgarische Meisterin, auf, holte vier Punkte – und trotzdem biss sich die TSG, die am Freitag (19 Uhr) ihr Heim-Finale gibt, durch. „Da brauchen die ja nur noch drei Punkte für ein Unentschieden. Da musst du erstmal deine Punkte holen“, so Ermel. Becker wusste: „Es war eine grandiose Teamleistung. Dass Christel nach einem Jahr Pause so einsteigt, ist der Wahnsinn.“ Oberliga-Meisterschaft zwei in Serie bedeutet nun wahrhaftig den Aufstieg – in eine Klasse, in der sich junge Talente Hoffnungen auf ein Profi-Dasein machen, in der Mannschaften gar Spitzenkräfte aus dem Ausland für ein Wochenende einfliegen lassen. Genau da wird die TSG Zellertal mit fünf Pfälzerinnen anreisen, deren Altersschnitt jenseits der 50 liegt. Um Jahre knackt sie somit den Rekord der ältesten Regionalliga-Truppe aller Zeiten – nämlich den, den sie vor über zehn Jahren selbst aufgestellt hatte … Punkte TSG: Becker/Heintz, Heintz 3, Ermel 2, Diefenbach, Becker. TTSV Saarlouis-Fraulautern – TTC Winnweiler 6:8. Das war’s also. Mit dem Zellertaler Aufstieg geht, vorerst, eine Ära zu Ende: die des großen Donnersberg-Derbys in der Oberliga. In Winnweiler wird das nach dem Wochenende niemanden stören. Denn dort feiert man zuallererst, dass der eigene Gang in die Abstiegsrelegation mit größter Wahrscheinlichkeit verhindert wurde. „Es war ein Auf und Ab, ein ganz seltsames Spiel. Hauptsache, es hat gereicht“, atmete Katharina Dinges nach dem bitter nötigen Sieg durch, mit dem ihr TTC Winnweiler vom unliebsamen achten Platz sprang. Eine Zerreißprobe für die Nerven ... Aber gegen Ende bewiesen die Winnweilerinnen nach einer verkorksten Saison noch mal Kampfgeist. Vor allem Angela Radetz, für die die Saison unterirdisch verlief – und die im Saarland Anteil an vier Punkten trug. „Das war eine ganz schöne Zitterpartie. Am Schluss waren wir schon erleichtert“, so Dinges. Kraft investieren muss der TTC noch. Einmal, am Freitag (20 Uhr) beim Drittplatzierten TTC Riedelberg. Mit Ersatz, aber frischem Mut. Punkte TTC: Radetz/Schultz, Radetz 3, Franck 2, Dinges 2.

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