Donnersbergkreis Andachten zum Advent (5): „Ich verkünde euch große Freude“

Eine Sandsteinkrippe, gefertigt von dem freischaffenden Kunstbildhauer Wolf Münninghoff aus dem Zellertal.
Eine Sandsteinkrippe, gefertigt von dem freischaffenden Kunstbildhauer Wolf Münninghoff aus dem Zellertal.

„Ich halt es nicht mehr aus. Wann geht das endlich vorbei? Ich möchte so gern, dass alles wieder ist wie früher.“ So hat neulich mein achtjähriges Patenkind geklagt. Da bricht das Herz der Patentante. Wie gern würde ich ihr sagen: „Hab Geduld, dann wird alles wieder gut.“

Aber wird es das? Wer hätte gedacht, dass wir an diesem Heiligabend wieder nicht feiern können, wie wir es gewohnt waren: mit Gesang im Gottesdienst, mit Wiedersehensfreude und Umarmungen, mit vielen anderen zusammen. Wir haben ja schon Routine entwickelt, sind Meister im spontanen Organisieren. Das beruhigt. Einerseits. Andererseits haben wir es satt: Impfneid, Impfstreit, Impfdurchbruch – Sorge um unsere Liebsten, Angst vor den noch nicht absehbaren Folgen, Angst vor Spaltung in der Gesellschaft … Und mitten hinein in all das hören wir die Weihnachtsbotschaft des Engels: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, euch ist heute der Heiland geboren.“

Sehnsucht, dass die Liebe in die Welt kommt

Wie klingen diese Worte in Ihren Ohren? Heute, am Heiligen Abend 2021? Klingen sie disharmonisch, zynisch? Oder klingen sie wohltuend und lösen Freude und Hoffnung aus? Es wird verschieden sein – aber uns Menschenkinder verbindet, denke ich, die Sehnsucht, dass die Liebe in die Welt kommt. Und alle Streitereien, alle Sorgen, alle Tränen doch wenigstens kleiner und erträglicher werden.

Das drückt sich auch im Wunsch meines Patenkinds aus. Ich kann ihm nicht versprechen, dass alles wieder ist wie früher, auch an Weihnachten wird die Welt nicht eine ganz andere sein. Dennoch: Gott legt sich heute wieder hinein in diese Welt mit all ihren Abgründen. Gott schenkt uns seine Liebe und will, dass wir sie einander weitergeben. Trotz allem, was in unserer Welt dagegenspricht – es gibt schon jetzt Zeichen dafür: der Trost der Eltern und Geschwister, die Fürsorge der Großeltern, der zärtliche Kuss der Liebenden, das Lachen der Kinder. Gottes Liebe ist in der Welt. Darum fürchtet euch nicht. Siehe, ich verkündige euch große Freude. Gott kommt uns ganz nah, damit wir ihm ganz nah sind. Heute und in Zukunft.

Marie-Luise Lautenbach ist protestantische Pfarrerin in Bischheim, Bolanden und Kirchheimbolanden.

Die weiteren Teile der Andachten:

Teil 1

Teil 2

Teil 3

Teil 4

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