Donnersbergkreis Andachten zum Advent (3): Auf Johannes den Täufer hören

Johannes der Täufer.
Johannes der Täufer.

An Navigationssysteme haben wir uns längst gewöhnt. Sie sind wirklich eine große Hilfe, wenn man versteht, auch richtig damit umzugehen. Trotzdem können sie manchmal das eigenverantwortliche Handeln nicht ersetzen. Manch einer, der die Umkehrhinweise „Bitte wenden!“ schlichtweg überhört oder ignoriert hat, ist deswegen schon auf einem Feldweg oder in einer Sackgasse gelandet.

Gerade in den Wochen der Adventszeit erleben wir eine intensive Reiz- und Erlebnisüberflutung. Da braucht es ein gesundes, eigenverantwortliches Gespür für das Eigentliche und Wesentliche dieser Tage, um nicht aus der Spur zu geraten. Eine Orientierung, die jetzt immer wieder mit klaren und unmissverständlichen Worten den Kurs dieser Vorbereitungszeit angibt, ist die Stimme Johannes’ des Täufers. Sie ragt aus den vielen Stimmen dieser Zeit geradezu heraus und steuert einen Gegenkurs. Sie mahnt immer wieder zu Umkehr und Neuorientierung: Geh mit dir ganz persönlich ins Gericht, prüfe dein Leben! Hast du das eigentliche und wesentliche Ziel dieser Zeit noch im Blick? Nämlich Gott den Raum zu geben, damit er bei dir ankommen kann? Johannes fordert mich auf, nicht allem blind nachzulaufen, sondern hellhörig zu sein und eigenverantwortlich meinen Kurs zu überdenken und nötigenfalls zu korrigieren.

Wüste als Begegnungsstätte

Es sind Mahnungen mit einschneidenden Konsequenzen, die er ausspricht: Leg da und dort die Axt an, entferne den Wildwuchs, beseitige und begradige, was sich bei dir eingeschlichen hat. Frag dich, was gut läuft in deinem Leben und was der Verbesserung bedarf. Du wirst auf Früchte stoßen, aber auch auf Misslungenes, eben Spreu.

Die Menschen damals haben sich zu ihm hinaus in die Wüste aufgemacht, so berichtet die Bibel. Wüste ist seit jeher ein Ort, der zum einen für Gottesbegegnung steht, aber auch für die Auseinandersetzung des Menschen mit sich selbst. Wer in die Wüste aufbricht, der begegnet Herausforderungen.

Echten Umkehrwillen zeigen

Solche Auseinandersetzungen und Herausforderungen bietet mir vielerorts die Adventszeit. Ich muss mir nur Räume eröffnen, um meine oft so eingefahrenen Wege zu hinterfragen und auf den Prüfstand zu stellen. Zum Beispiel beim Lesen der Heiligen Schrift, beim Besuch eines Gottesdienstes oder im stillen Verweilen in einer Kirche. Dort habe ich Zeit, mich den Fragen zu stellen, die mein Leben mit Gott in den Blick nehmen wollen. Dort ist Gelegenheit, auf Hindernisse in meiner Gottesbeziehung hingestoßen zu werden und zu überlegen, wie ich sie beseitigen kann. Es ist der Ort, wo ich nach den dunklen Seiten in meinem Leben forschen und sie ehrlich in den Blick nehmen kann.

Und ich kann noch einen Schritt weitergehen. Die Adventszeit bietet sich geradezu an, nach einer intensiven Vorbereitung und Auseinandersetzung mit mir selbst eine Neuausrichtung zu versuchen. All das vor Gott auszusprechen, was mit schwer auf dem Herzen liegt und was ich seiner besonderen Barmherzigkeit anvertrauen will. Ich habe die Chance, ein Zeichen zu setzen. Meinen echten Umkehrwillen zu zeigen, aus einer inneren Haltung heraus, die Früchte bringen will, die er von mir erwarten kann.

Immer mit Eigenverantwortung

Um diesen Weg zu finden und in der Spur zu bleiben, gibt es die biblischen Stimmen der Adventszeit, wie die eines Johannes des Täufers. Ich muss sie nicht als eine beängstigende und bedrohliche Stimme hören, sondern darf sie als ein Versöhnungsangebot verstehen. Denn wo der Mensch umkehrbereit ist, dort trifft er immer auf einen versöhnlichen Gott. Johannes ist für ihn das Sprachrohr, das zu ihm hinführen will. So klar und unmissverständlich diese Stimme auch ist, sie entledigt mich nicht meiner Eigenverantwortung, sie zu hören und ihr zu folgen.

Stefan Haag ist Pfarrer der katholischen Pfarrei Heilige Anna Kirchheimbolanden.

Die weiteren Teile der Andachten:

Teil 1

Teil 2

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