Kirchheimbolanden „70 Frauen – 70 Statements“: Eine Plattform für die „Frau von nebenan“

Die Porträts und Statements von 70 Frauen waren in der Ausstellung zu sehen.
Die Porträts und Statements von 70 Frauen waren in der Ausstellung zu sehen.

Gewalt, Krieg und Zerstörung, Social Media, Hoffnung – das sind Themen, die Frauen heutzutage beschäftigen. 70 Porträts und Statements wurden dazu nun bei einer Ausstellung des Frauenhauses Donnersbergkreis gezeigt.

Eine besondere Ausstellung zeigte das Frauenhaus Donnersbergkreis am 26. September in seiner Fachberatungsstelle in Kirchheimbolanden. 70 Frauenporträts und ihre dazugehörigen Statements hatten die Künstlerinnen Anette Jansen und Heike Kissel-Eltrop miteinander kombiniert. Die Schriftstellerin Root Leeb ergänzte die Veranstaltung mit einer Lesung. Mit der Aktion wollten die Veranstalterinnen den Dialog über Gleichstellung und weiblichem Empowerment in den Fokus rücken.

„Seit 2018 ist die Ausstellung unsere Herzensangelegenheit“, erklärt Jansen. Die Idee ist in Zusammenarbeit mit Kissel-Eltrop entstanden, die als Mitarbeiterin im Trägerverein des Frauenhauses „Frauen helfen Frauen“ aktiv ist. Mit ihrem künstlerischen Ansatz wollen die Initiatorinnen den Blick „auch über die Landesgrenzen hinaus“ richten. Es seien die aktuellen Schlagzeilen zum Thema Frauen in der Welt, „die uns immer wieder erschüttern“, erläutert Jansen. Sie verwies in diesem Zusammenhang auf die vielfältigen Schauplätze und Missstände wie Krieg, Flucht, Verbot von Bildung, Missbrauch und Gewalt. Hinzu käme die zunehmende Bedrohung durch Altersarmut. Alleine in Deutschland sei davon jede dritte Frau betroffen.

Aufforderung zum Handeln

Frauen in den unterschiedlichsten Lebenssituationen kommen auf den 70 ausgestellten hochformatigen Bannern zu Bild und Wort. Den Mitwirkenden aus verschiedenen Kulturen und Generationen solle mit der Ausstellung ein Gesicht und eine Stimme gegeben werden, kommentierte Jansen die individuellen Botschaften. Das Kunstprojekt solle darüber hinaus Denkweisen hinterfragen, zugleich aber auch neue Denkimpulse liefern. Die Fotoreihe sei eine Aufforderung zum Handeln und Inhalte zu liefern. „50 Prozent der Gesellschaft sind Frauen. Und doch nicht im gleichen Maße anerkannt“, erklärt Jansen. Das Thema Stellung der Frau brauche einen großen Rahmen: „So entstand die Idee für eine Ausstellung. Sie bietet Frauen die Möglichkeit, mit ihrem Foto ein Zeichen zu setzen“, sagt Jansen.

Weit über 70 Frauen hätten sich für das Projekt gemeldet, das Interesse sei enorm gewesen. Bei den Fototerminen hätten die Teilnehmerinnen den Fokus stärker auf das Statement gerichtet: „Das Foto ist mir nicht wichtig“ sei vielfach zu hören gewesen. Entsprechend ist das Spektrum an Aussagen breit ausgefallen. Persönliche Erfahrungen mit Gewalt, Krieg und Zerstörung finden sich darin wieder. Hinzu gesellen sich die Themen Social Media und Hoffnung. „Die Bilder sollen Mut machen und Sichtweisen verändern oder auch bestärken“, sagt Jansen. Letztendlich sollen aber auch die Lebensfreude und der Spaß nicht zu kurz kommen.

Eindrückliche und nachwirkende Aussagen

„Jede Frau hat etwas zu sagen“, stellt Jansen bei der Veranstaltung fest. Mit „70 Frauen – 70 Statements“ wollen die Künstlerinnen der „Frau nebenan“ eine Plattform bieten. Die Aussagen sollten Impulse, Motivation und Emotion vermitteln, ergänzte sie. Der Ausstellung hatten die Organisatorinnen trotz der bescheidenen Möglichkeiten in den Räumen der Fachberatungsstelle einen würdigen Rahmen verliehen. Weiterer Höhepunkt war die Lesung der Autorin Root Leeb, die ihre Texte „Die dicke Dame“ und „Fotogalerie“ vortrug. Musikalisch begleitet wurde der Abend von den „Old House Singers“.

Es sind eindrückliche und nachwirkende Aussagen, die die Künstlerinnen zu der zentralen Frage der Stellung der Frau in der Gesellschaft erhalten haben. „Aber ich habe doch gar nichts zu sagen“, sei ihnen bei der Entstehung häufig als Selbsteinschätzung begegnet. Die inhaltliche Vielfalt der ausgestellten Statements beweist indes das Gegenteil: Mit ihren Botschaften eröffneten alle porträtierten Frauen den Besuchenden die Tür zum eigenen, inneren Dialog mit der Thematik.

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