Rockenhausen Über Hamburg nach Dallas: Robotik-AG der IGS als Deutscher Meister für WM qualifiziert

Freuen sich über den Sieg bei der Deutschen Meisterschaft in Hamburg (v. li.): Tobit Gries, Sebastian Gasior, Fabio Manz und Jak
Freuen sich über den Sieg bei der Deutschen Meisterschaft in Hamburg (v. li.): Tobit Gries, Sebastian Gasior, Fabio Manz und Jakob Bachmann von der Robotik-AG der IGS Rockenhausen. Dieses und ein weiteres Team der Schule haben sich damit für Weltmeisterschaft qualifiziert, die Ende April/Anfang Mai in Dallas stattfinden wird.

Seit Jahren zeigen Schüler der IGS Rockenhausen bei Roboter-Wettbewerben beeindruckende Leistungen. Aktuelles Beispiel: Zwei Teams haben bei den Deutschen Meisterschaften in Hamburg den Titel errungen. Damit verbunden ist die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Dallas. Das aber bringt ein Problem mit sich.

In vielen Haushalten gehören Saug- oder Mähroboter mittlerweile zum Alltag. Auch an der IGS Rockenhausen sind die kleinen elektronischen Freunde mit den Jahren zu einer festen Größe avanciert. Allerdings werden sie hier nicht zum Saugen des Klassenzimmers oder Mähen des Schulrasens verwendet. Vielmehr widmen sich die Schüler in der Robotik AG auf spielerische Weise der Grundlagenforschung und nehmen darüber hinaus an zahlreichen Wettbewerben teil – mit beachtlichem, ja teils mit grandiosem Erfolg.

So haben jüngst zwei der vier teilnehmenden Nordpfälzer Teams bei der deutschen VEX-Robotik Meisterschaft in Hamburg den Excellence Award (Gesamtsieg) geholt und sich damit jeweils den einzigen deutschen Startplatz in ihrer Spielklasse bei den VEX-Robotik Weltmeisterschaften gesichert. Diese finden von 25. April bis 4. Mai in Dallas (USA) statt: ein Roboter-Wettkampf der Superlative, in einer riesigen, mit über 10.000 Menschen gefüllten Sporthalle. Gesponsert wird die Veranstaltung von großen Firmen, aber etwa auch der Nasa.

Schüler von heute sind Hightech-Experten von morgen

Ein Beleg dafür, welche Bedeutung der Weiterentwicklung der Roboter-Technik beigemessen wird – nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Erwägungen. Schließlich gehen weltweit aus den heutigen Schulen die Nachwuchskräfte der Hightech-Industrie von morgen hervor. An der IGS hat man schon vor über zehn Jahren mit der Gründung der Robotik-AG die Zeichen der Zeit erkannt – „Vater“ des Erfolgs ist Lehrer Heiko Baumann, der von Beginn an mit viel Herzblut das weit über die normalen Unterrichtszeiten hinausgehende Engagement begleitet.

Die aktuellen Mitglieder sind, wie ihre zahlreichen Vorgänger, überaus motiviert. Aufgeteilt in Teams, die alle den Namen „The Rockys“ tragen und zudem mit einer Nummer versehen sind, planen bauen, programmieren und steuern die Schüler mit großem Geschick und Knowhow ihre Roboter.

Teilweise wird bis in die Nacht getüftelt

„Wir haben daheim sehr viel unser Robotik-Wissen vertieft und uns auch schon an Wochenenden und in den Ferien getroffen, wenn Wettkämpfe anstanden“, erzählt Oberstufenschüler Fabio Manz. Zeitweise wird bis tief in die Nacht hinein getüftelt, um das Optimale aus ihren „Wunderkindern“ herauszuholen. Fabio ist Mitglied im Team 35993A, das in Hamburg den ersten Platz in der höchsten Spielklasse „VRC“ errungen hat und nun in der Weltrangliste auf Platz 613 von 7272 Mannschaften rangiert. Das zweite Mittelstufen-Team 35993B – eines der jüngsten überhaupt im Wettbewerb – hatte zuvor den Regionalwettbewerb in Stuttgart gewonnen.

Beeindruckend, zu welchen Leistungen die Roboter in der Lage sind: Bei der „VEX Robotics Competition“ tummeln sich zumeist würfelförmige „Spieler“ aus Lochblech auf einem 3,65 mal 3,65 Meter großen Spielfeld. Ziel ist es, Plastikscheiben mit einem Durchmesser von 14 Zentimetern und einer Dicke von zwei Zentimetern einzusammeln und in den Torbereich zu schießen, wobei das hängende Tor an einen Basketballkorb erinnert.

40-seitiges Handbuch über eigenen Roboter

Ergänzend können Punkte aber auch auf anderen Wegen ergattert werden: etwa indem die Roboter eine Farbrolle einnehmen – ähnlich dem Erobern einer feindlichen Flagge – und Felder auf dem Spielfeld besetzen. Am Ende soll sich der Roboter auf einer größtmöglichen Fläche ausbreiten, wofür die Teams Seile verschießen. Für jede der 26 Bodenplatten, die durch den Roboter oder eines der Seile berührt werden, gibt es Punkte. Eine Matchrunde dauert nur zwei Minuten und bringt die Schüler gehörig ins Schwitzen, während die Roboter ferngesteuert übers Spielfeld sausen. Nicht zuletzt fließt im Finale die selbst anzufertigende Beschreibung des eigenen Roboters in einem zirka 40-seitigen Handbuch mit in die Entscheidung ein.

Bei der „VEX IQ Competition“ dauert dagegen ein Match nur 60 Sekunden, wobei das Spielfeld mit 1,8 auf 2,4 Meter deutlich kleiner ist. Hier müssen die Roboter möglichst viele der insgesamt 45 auf dem Boden liegenden Plastikscheiben aus einer Halterung befreien, sie aufsammeln, in eine Punktezone befördern, die Scheiben dann wieder entfernen und am Ende des Spiels Kontaktzonen berühren. Dabei erinnern die Roboter in ihrer Bauart an die Lego-Technik. Besonders überzeugen konnten die Nordpfälzer in der Spielklasse „VIQC“. Team 41466B der Mittelstufe gewann gleich in drei Einzeldisziplinen einen Preis und machte in der Weltrangliste einen Sprung auf Platz 119 von 4397 gemeldeten Mannschaften. Und auch Team 41466A holte ordentlich Punkte.

Sponsoren für USA-Reise werden händeringend gesucht

Nun möchten sich die Roboter-Experten der IGS natürlich auch in Dallas mit den Besten messen. Tobias Graf aus der 7. Klasse war allerdings im Vorjahr schon einmal in den USA dabei und dämpft allzu große Erwartungen: „Der erste Platz ist für uns eher unwahrscheinlich, denn wir haben es dort mit sehr starken Gegnern zu tun. Die Teams sind mit zehn bis zwölf Mitgliedern größer als unsere und haben oft eine viel bessere Ausrüstung.“

Dennoch: Der Ehrgeiz der „Rockys“ ist ungebrochen. Noch ist aber das Abenteuer Amerika nicht in trockenen Tüchern: So steht die Genehmigung zur Reise ins Ausland durch das Bildungsministerium noch aus. Vor allem wird aber händeringend nach Sponsoren gesucht, um den Schülern ihren Traum zu verwirklichen – jede (steuerlich absetzbare) Spende an den IGS-Förderverein wird deshalb dankbar angenommen. „Inklusive Flug und Unterkunft werden die Kosten für zehn bis zwölf Leute um die 15.000 Euro betragen“, schätzt Heiko Baumann. „Wir waren letztes Jahr schon in Dallas – und die Schüler sagen sich, dass sie es diesmal noch viel besser können.“

Wettbewerb zum Thema künstliche Intelligenz

Der Tatendrang der Robotik-AG ist jedenfalls ungebrochen. Demnächst steht bereits ein weiterer Wettbewerb an: Bei „VAIC“ geht es um künstliche Intelligenz, die derzeit in aller Munde ist. Die Roboter werden ausgestattet mit anspruchsvoller Technik wie GPS, Gyroskop, Kamera und smarten Motoren, deren Stromverbrauch, Geschwindigkeit oder Drehmoment gesteuert werden kann. Bis zum perfekt funktionierenden Roboter ist es zwar ein langer und steiniger Weg. Die Schüler der Robotik-AG an der IGS Rockenhausen sind aber ganz offensichtlich bereit, diesen Weg zu gehen.

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