Wachenheim Frühere Wirtin der Warsch-Stube, Anselma Pflanz, feiert 100. Geburtstag

Bis vor zehn Jahren ging Anselma Pflanz noch zu Fuß auf die Wachtenburg.
Bis vor zehn Jahren ging Anselma Pflanz noch zu Fuß auf die Wachtenburg.

Anselma Pflanz blickt zufrieden auf ihr langes und abwechslungsreiches Leben zurück. Am Pfingstsonntag wurde sie 100 Jahre alt. Sie lebt weitgehend selbstständig mit einer Wirtschafterin in ihrem Haus in Wachenheim. In Oggersheim ist sie als langjährige Wirtin der „Hans-Warsch-Stube“ bekannt.

Drei Kinder, sechs Enkel und acht Urenkel habe sie, erzählte die ausgesprochen muntere alte Dame stolz, ein Sohn sei vor einem Jahr verstorben. Anselma Pflanz macht einen hellwachen Eindruck, was nicht mehr so richtig mitmacht, sind ihr Gehör und „die Beine“. Mit 90 habe sie beschlossen, dass es jetzt wohl an der Zeit sei, sich einen Rollator anzuschaffen, um noch problemlos zu Fuß unterwegs sein zu können, erzählt sie. „Mit 90 kann man sich das erlauben“, so die alte Dame.

Vor einigen Jahren hat sie sich bei einem Sturz die Hüfte gebrochen. Ihre Kinder besorgten ihr eine Haushaltshilfe, mit der Frau sei sie heute noch befreundet, erzählt die 100-Jährige. Vor 25 Jahren starb ihr Mann, den sie mit 18 Jahren geheiratet hatte. Sie hatte ihn in Oggersheim kennengelernt, er war dort im Krieg stationiert. Das Ehepaar zog nach Großwallstadt, wo ihr Mann herstammte. In den 1950er-Jahren zog es sie zurück nach Oggersheim, dort stellte das Paar sich einer großen Herausforderung: Sie bauten am Hans-Warsch-Platz auf einem ehemaligen Trümmergrundstück, das der Brauerei Treiber gehörte, ein großes Haus. Es sollte an der exponierten Stelle Oggersheims ein Repräsentationsbau mit einer Gaststätte darin sein, weil es dort vorher auch schon die Gaststätte „Pfalz“ gegeben hatte, wurde vor dem Bau als Bedingung gestellt.

Treibende Kraft beim Bau

„Ich war die treibende Kraft, dass wir das Haus gebaut haben, mein Mann, ein Kaufmann, hatte Angst vor der Aufgabe, dieses Riesenhaus abzubezahlen“, blickt die alte Dame zurück. Sie ist stolz, diese Aufgabe gemeistert zu haben. Seinen Lebensunterhalt bestritt das Ehepaar Pflanz nach der Fertigstellung des Hauses, indem sie die Wirtin der Gaststätte wurde und ihr Mann den dazugehörigen Kiosk betrieb. „Es war harte Arbeit, aber ich habe sie gerne gemacht, und es war ein aufregendes Leben“, blickt die zierliche Frau zurück. Ganz die tüchtige Geschäftsfrau sagt sie: „Wenn ich heute die Augen zumache, ist alles geregelt.“

„Oma Selma, hast Du eigentlich schon gelebt, als es noch die Dinosaurier gab?“, hat Urenkel Fabian sich einmal bei Anselma Pflanz erkundigt.

Toller Blick auf die Wachtenburg

Nach Wachenheim kam die Seniorin, weil sie hier ein Haus geerbt hat. Anselma Pflanz verkaufte das Haus in Oggersheim, das ermöglicht ihr ein Leben frei von materieller Sorgen. Von ihrem Haus aus hat sie einen wunderbaren Blick auf die Wachtenburg. Bis vor zehn Jahren ging sie noch zu Fuß hinauf. Auf die Frage, was das wichtigste in ihrem langen Leben gewesen sei, antwortet sie ohne eine Sekunde zu zögern: „Die Familie.“

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