Bad Dürkheim Zu viele Nackenschläge

Schmerzhaft wie diese Aktion von Maudachs Christian Hammer (am Boden) im Pokalendspiel verlief die ganze Saison für den SV Weise
Schmerzhaft wie diese Aktion von Maudachs Christian Hammer (am Boden) im Pokalendspiel verlief die ganze Saison für den SV Weisenheim am Sand und seinen Torjäger Rainer Stork (links).

«WEISENHEIM AM SAND.» Das hatten sich alle Beteiligten ganz anders vorgestellt. Der SV Weisenheim, der vor einem Jahr nach einer glanzvollen Saison und 30 Jahren Abstinenz in die Fußball-Bezirksliga zurückgekehrt war, ist krachend gescheitert. Nach nur einer Saison ist der SVW als abgeschlagener Tabellenletzter wieder abgestiegen.

Die Fakten, die nackten Zahlen sind erschreckend: Weisenheim ist die schlechteste Heim- und Auswärtsmannschaft, holte sowohl in der Vor- als auch in der Rückrunde die wenigsten Punkte, steckte die meisten Gegentore ein und erzielte die wenigsten Treffer. Mehr als dreimal trafen nur Rainer Stork (14), Daniel Schattner (7) und Bernd Lindenau (5). Am Ende fehlten 22 Zähler zum rettenden Ufer. Der Abstieg war folgerichtig, die Platzierung ist ein Spiegelbild der Leistungen. Schönreden lässt sich da nichts. Doch wer den 75-jährigen Trainer Günther Golfier kennt, der weiß, dass der erfahrene Coach nicht einfach einen Haken hinter die Saison macht. Golfier ist ein selbstkritischer Mann, der nachdenkt, der grübelt, der hinterfragt. Einer, den diese Saison mehr beschäftigt als das Aufstiegsjahr, in dem er auch der Trainer war. Wenn es denn ginge, dass entscheidende Spiele noch einmal angesetzt und Schlüsselszenen neu gespielt werden könnten, Golfier wäre sofort Feuer und Flamme. Und so fallen Golfier auf die Frage, wie er die Saison im Rückblick sehe, zunächst vier Adjektive ein: „Ernüchternd, vernichtend, deprimierend, brutal.“ Keiner habe eine solche Entwicklung im Ansatz für möglich gehalten, aber so wie es gelaufen ist, sei der Abstieg nicht zu vermeiden gewesen. „Vielleicht waren wir zu naiv“, überlegt der Coach. Den eher ergänzten, statt verstärkten Kader hält er in seiner Zusammenstellung für „qualitativ und quantitativ gut“. Es habe Alternativen gegeben. Als die Verantwortlichen nach neun Spielen die Reißleine zogen, sich vom neuen Trainer Oliver Lahni trennten und Vorgänger Golfier zu dessen Nachfolger ernannten, war es dem Senior im ersten Gespräch mit dieser Zeitung nach Lahnis Rauswurf wichtig, klare Fronten zu schaffen. „Es gab atmosphärische Störungen im Team, die zu einer Verunsicherung geführt haben“, erkannte Golfier. Spieler hörten auf, die der Coach hätte gebrauchen können. Dazu gab es Schlüsselspiele, die gegen den SVW liefen. Bei Golfiers Comeback in Billigheim-Ingenheim vergab der Gast beim Stand von 0:0 einen Elfmeter, der Gegner nutzte seinen Strafstoß zum 1:0-Siegtor. „Gegen den VfB Haßloch führen wir 2:0, haben das 3:0 auf dem Fuß, verlieren aber 3:5“, nennt der Trainer ein weiteres Beispiel. Es gab viele Nackenschläge, der Effekt des Trainerwechsels verpuffte ebenso wie die Hoffnung auf einen Neuanfang. „Du bekommst nicht immer die Ergebnisse, die du verdienst“, wird Golfier fast schon philosophisch. Noch einmal gab es einen Lichtblick. In Freinsheim (4:4) und gegen Jockgrim (2:2) punktete der SVW nach guten Leistungen. Die Weisenheimer schöpften neuen Mut. „Die Stimmung war euphorisch, der Kader komplett, wir wollten im letzten Spiel vor Weihnachten gegen 08 Haßloch mit einem Sieg und einem positiven Gefühl in die Pause gehen“, erinnert sich der Coach. Doch der Platz war teilweise vereist, das Spiel fiel aus. In der Winterpause brach das Ungemach über den SVW herein. „Wir hatten mitunter sechs bis acht Verletzte, später waren es noch mehr“, berichtet Golfier mit Resignation in der Stimme. Ein Blick auf die Einsatzliste bestätigt ihn. Die Weisenheimer setzten 37 Akteure ein. Am häufigsten waren Joe Mc Carty (29 Spiele), Bernd Lindenau (27), Tobias Baumann (26), Frederik Feßler und Rainer Stork (je 25) dabei. Andere aus der Meistermannschaft wie Benjamin Salzner, Andreas Fath, Joshua Josy, Timo Konietzka, Torben Sachse oder Daniel Schattner fielen wochenlang aus, meist wegen Verletzungen. Hinzu kamen lange Sperren für Nico Volz und Florian Müller. Die Aufbruchsstimmung bröckelte, erst Recht nach dem Start in die Rückserie. Das Heimspiel gegen Mitkonkurrent Berghausen wurde 0:7 verloren. Ein Tiefschlag. „Der Personalsituation hat sich immer mehr zugespitzt, die AH hat geholfen, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten“, konstatiert der Trainer. Individuelle Fehler und Mangel an Qualität führten zu weiteren Niederlagen und zum Abstieg. „Zurückzukommen war sicher nicht meine beste Entscheidung, aber es war eine emotionale Entscheidung des Herzens“, resümierte Golfier.

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