Bad Dürkheim „Zelebriere lieber das Problem“

Sarkastische Weltsicht: „Sie nicht so hasserfüllt, Liebling.“
Sarkastische Weltsicht: »Sie nicht so hasserfüllt, Liebling.«

„In Weisenheim zeige ich eine Auswahl meiner Lieblingscartoons aus dem letzten Jahr“ , verrät die in Mainz lebende Grafikkünstlerin, die überwiegend in den USA veröffentlicht – darunter im renommierten Wochenmagazin The New Yorker und im The Nib, einer täglich erscheinenden linken Online-Comic-Publikation. Politische Karikaturen seien nicht ihr Ding, gibt sie zu, „ich bin eher die Frau fürs Zwischenmenschliche“. Ihr Comic-Universum bevölkert die junge Künstlerin mit eigenwilligen Gestalten, die sie aufgrund genauer Beobachtung ihrer Umgebung entwickelt: „Wenn ich in der Bahn sitze, höre ich gerne den Leuten zu und bekomme jede Menge Ideen“, berichtet die Künstlerin. Ihre Comics und Cartoons zeugen von sarkastisch-ironischer Weltsicht und zeigen unter anderem depressive Yogalehrerinnen, die auf unkonventionellen Wegen Erleuchtung finden, Beziehungs-Tipps gebende Gottesanbeterinnen und wohlmeinende Fremde, die auf Parkbänken ungefragt Lebensberatung anbieten. In ihren Bildern möchte Julia Bernhard zeigen, dass dem alltäglichen Wahnsinn nur mit noch mehr Wahnsinn beizukommen ist. Julia Bernhard, 1970 in Aschaffenburg geboren, hat an der Freien Hochschule Mainz Kommunikationsdesign studiert und im Juli dieses Jahres im Fach Illustration ihren Masterabschluss gemacht. Schon als Kind habe sie gerne gelesen und gezeichnet, bereits mit zehn Jahren habe ihr Berufsziel, Kinderbuchillustratorin zu werden, festgestanden. Bernhard war beteiligt an etlichen Gruppenausstellungen im In- und Ausland, ihre Arbeiten wurden bereits in New York, Berlin und Frankfurt gezeigt. Ihre letzte Ausstellung bei der Society Of Illustrators in New York trug den Titel „Funny Ladies at the New Yorker“. Sie ist Nachwuchs-Preisträgerin des Art Director’s Club Deutschland und kam für den Comicbuchpreis der Leibinger Stiftung mit einem unveröffentlichten deutschen Comic ins Finale. Gleich nach ihrem Studium hat Bernhard den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Zurzeit arbeitet sie für mehrere Magazine und an einem Buchprojekt, das Ende 2019 erscheinen soll. Neben ihrer freien künstlerischen Arbeit wird Bernhard ab nächstem Jahr auch als Dozentin für Comiczeichnen an der Freien Kunstakademie Frankfurt unterrichten. „Wir leben in einer Gesellschaft, die sehr auf Selbstoptimierung bedacht ist. Ich dagegen bin stark gegen Selbstoptimierung und zelebriere lieber das Problem.“ Kulturbedingt habe sie mit unterschiedlichen Humorprofilen zu tun: Beispielsweise seien die Amerikaner zynischer als die Deutschen. Themen wie der Tod gelten in den USA als Tabu, während in Deutschland in Sachen Humor vieles gehe. Zur Eröffnung der Ausstellung um 19 Uhr spricht Landtagabgeordneter Manfred Geis (SPD), Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur und Vorsitzender des Bibliotheksverbandes Rheinland-Pfalz Die Ausstellung in der Gemeindebücherei Weisenheim am Berg (im Bürgerhaus) ist vom 17. November bis 8. Dezember zu sehen. Infos Öffnungszeiten: montags und donnerstags von 15 bis 19, samstags von 12 bis 15 Uhr. Näheres zur Künstlerin auf ihrer Webseite www.juliabernhard.de. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Bibliothekstage Rheinland-Pfalz statt.

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